10 Jahre Techniktrends – Schutzengel ESP

Assistenzsysteme sollen den Fahrer nicht bevormunden, sondern in schwierigen Situationen unterstützen. Dem elektronischen Stabilitätsprogramm, kurz ESP, kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Durch gezieltes Abbremsen einzelner Räder wird hier das Fahrzeug in kritischen Fahrsituationen, beispielsweise auf Straßen mit Schnee und Eis oder bei plötzlich notwendigen Ausweichmanövern, stabilisiert. Die Schleudergefahr wir so deutlich reduziert.

Schon 1987 wurde das ursprünglich von Bosch entwickelte System patentiert, 1995 folgte der Markteinsatz – im 290 kW/394 PS starken Coupé der Mercedes S-Klasse. 1996 fand sich ESP auch im BMW 7er. Es dauerte aber ein gutes Jahrzehnt, bis dieses Sicherheitsfeature auch im Massenmarkt zum Standard wurde. Heute sind nur noch wenige Fahrzeuge im Klein- und Kleinstwagensegment nicht serienmäßig mit dem Fahrdynamiksystem ausgerüstet.

Grundlage für das ESP sind Drehzahlsensoren an allen Fahrzeugrädern. Ein Lenkwinkelsensor meldet an den Rechner, wohin der Fahrer steuert. Ein Gierratensensor erfasst die Drehbewegungen des Fahrzeugs, ein anderer Sensor seine Querbeschleunigung. Die Bremshydraulik mit eigener Pumpe bremst unabhängig von der Pedalbetätigung jedes Rad individuell ab. Registriert das ESP-Steuergerät, dass sich das Fahrzeug anders verhält, als vom Fahrer am Lenkrad vorgegeben, bremst es gezielt einzelne Räder ab, um es in der Spur zu halten. Das Fahrzeug wird also gewissermaßen über die Bremsen gelenkt , gleichzeitig wird die Geschwindigkeit verringert. Der Fahrer bekommt davon außer der blinkenden ESP-Kontrollleuchte nicht viel mit. Bei harten Eingriffen hingegen ist ein Ächzen zu vernehmen oder ein leichter Ruck vom abgebremsten Rad zu spüren.

ESP ist eine Erweiterung der Funktionalität von ABS (Antiblockiersystem zum Verhindern des Blockierens der Räder beim Bremsen) und ASR (Antischlupfregelung zum Verhindern des Durchdrehens der Räder bei Beschleunigungen), das durch individuelle Verteilung der Kraft auf die einzelnen Räder ein Über- oder Untersteuern und damit ein mögliches Ausbrechen des Fahrzeugs verhindern kann. Es greift sowohl in die Brems- als auch in die Motorsteuerung ein. Verkehrsexperten schreiben dem Sinken von Unfällen und damit verbundenen starken Verletzungen größtenteils der Einführung des ESP zu.

Das Potential ist aber noch lange nicht ausgeschöpft. Nach Untersuchungen der Unfallforschung der Versicherer (UDV) würde die serienmäßige Ausrüstung von Pkw, Lkw und Transportern mit ESP die Zahl der Unfälle weiter deutlich reduzieren. Einer UDV-Studie zufolge hatte auch 2010 immerhin noch ein Viertel aller Fahrzeugmodellreihen kein serienmäßiges ESP. Die größten Sorgenkinder sind dabei die Kleinwagen. Viele Käufer sind hier nicht bereit, den Aufpreis von häufig um die 500 Euro für das sinnvolle Assistenzsystem zu bezahlen.

Bis alle neuen Fahrzeuge nach EU-Verordnung serienmäßig mit ESP ausgestattet werden, dauert es noch ein paar Jahre: Ab November 2014 wird es zur Pflichtausstattung für Neuwagen.

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