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Mercedes-Benz
Der Benz 200 PS war Anfang des 20. Jahrhunderts das schnellste Automobil der Welt. Victor Héméry überschritt mit dem in Mannheim gebauten Rekordwagen am 8. November 1909 auf der Rennstrecke von Brooklands in England erstmals in einem Automobil mit Verbrennungsmotor die Geschwindigkeitsgrenze von 200 km/h. Zwei Jahre darauf erreichte Bob Burman in Daytona Beach mit dem nun „Blitzen-Benz“ genannten Wagen den absoluten Geschwindigkeitsrekord von 228,1 km/h. Diese Bestmarke für Fahrzeuge hatte acht Jahre lang Bestand.
Die Entwicklung des Benz 200 PS Rekordwagens begann im 1909 bei Benz & Cie. in Mannheim unter der Leitung von Victor Héméry. Der Franzose war einer der erfolgreichsten Rennfahrer seiner Zeit und wurde 1907 von Benz & Cie. verpflichtet. 1908 entstanden zunächst der Benz 120 PS Grand-Prix-Wagen und der davon abgeleitete Benz 150 PS Rennwagen, die in Europa und Amerika bei verschiedenen Rennen erfolgreich waren. Auf der Basis des 150 PS Rennwagen entstand das Rekordfahrzeug, mit dem Benz erstmals eine Geschwindigkeit von mehr als 200 km/h erreichen wollte. Der Hubraum des 15,1-Liter-Reihenvierzylinders wurde durch Vergrößerung der Bohrung auf 21,5 Liter gebracht. Das ist bis heute der hubraumstärkste Motor, der jemals für einen Renn- oder Rekordwagen von [foto id=“350510″ size=“small“ position=“left“]Mercedes-Benz und den Vorgängermarken verwendet worden ist. Im Rekordwagen leistete das Aggregat bis zu 147 kW / 200 PS bei 1600 Umdrehungen in der Minute.
Victor Héméry fuhr den 200 PS-Wagen zum ersten Mal am 17. Oktober 1909 bei einem Sprintrennen in Brüssel. Am 8. November 1909 startete der Benz in England mit dem Ziel, auf dem Kurs von Brooklands schneller als 200 km/h zu fahren. Die Strecke galt zu jener Zeit als einzige in Europa, auf der Tempo 200 km/h möglich waren. 202,648 km/h für den Kilometer zeigte die Messung schließlich an, die halbe Meile absolvierte Héméry sogar mit 205,666 km/h, in beiden Fällen mit fliegendem Start. Die Präzision der Geschwindigkeitsmessung war dabei neu: Erstmals wurde die Zeitnahme mit drei Stellen hinter dem Komma möglich, dank eines neuen Apparats der Firma Holden.
Nun war in Europa erstmalig die 200-km/h-Marke gefallen. Wenngleich kein Auto mit Verbrennungsmotor damals schneller war, so gab es doch international noch schnellere Straßenfahrzeuge. Mit einem Stanley Steamer, einem Dampfwagen, war Fred Marriott im Jahr 1906 in Daytona Beach in den USA über 205 km/h gefahren.[foto id=“350511″ size=“small“ position=“right“]
So wurde der neu karossierte Benz nach einigen Probefahrten rund um Mannheim im Januar 1910 nach Amerika verschifft. Geplant war, dass George Robertson mit dem Auto gegen Ralph de Palma antrat, der auf vielen amerikanischen Rennstrecken Rekorde hielt. Doch Veranstaltungsmanager Ernie Moross erfuhr von der Ankunft des Fahrzeugs beim Benz-Importeur Jesse Froehlich in New York. Er gab seinen Benz 150 PS Grand-Prix-Wagen in Zahlung, legte noch 6000 Dollar darauf und kaufte den Rekordwagens. Dem geschickten Geschäftsmann Moross fiel auch gleich ein werbewirksamer Name ein: Weil das Auto schnell wie der Blitz (Englisch: Lightning) zu sein schien, nannte er ihn „Lightning Benz“. Dieser Name wurde auch auflackiert.
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Barney Oldfield, Fahrer von Moross, trat zunächst ohne spezielle Vorbereitung am 16. und 17. März 1910 am Strand von Daytona in Florida zur Rekordjagd an. Überliefert ist eine neue Spitzenmarke von 211,4 km/h. Damit war der Dampfwagen-Rekord von Marriott eigentlich gebrochen. Doch die neue Bestmarke wurde nicht anerkannt, weil der Wagen nicht – wie in den Wettbewerbsbestimmungen festgelegt – die Distanz auch in Gegenrichtung durchfahren hatte und das Mittel aus beiden Läufen den gültigen Wert ergab.
Danach organisierte Moross zahlreiche Showveranstaltungen mit dem „Lightning Benz“. Doch der Name war ihm schon bald nicht mehr markant genug und er änderte ihn in „Blitzen-Benz“ um. Zusätzlich wurde auf die rechte Seite der [foto id=“350513″ size=“small“ position=“left“]Motorhaube ein kleiner Reichsadler lackiert. Ende des Jahres 1910 schloss die American Automobile Association (AAA) Barney Oldfield von sämtlichen Rennaktivitäten aus. Bei seinen letzten Fahrten hatte er den Rekord-Benz so ramponiert, dass Moross ihn wieder instand setzen lassen musste. Für die nächste Saison verpflichtete er daher den früheren Buick-Werksfahrer Bob Burman.
Burman trat dann am 23. April 1911 in Daytona Beach an und erzielte auf der Meile mit fliegendem Start eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 228,1 km/h, auf dem „fliegenden“ Kilometer waren es 226,7 km/h. Das war neuer absoluter Landgeschwindigkeitsrekord, den bis 1919 kein anderes Fahrzeug übertraf. Erst Ralph de Palma erzielte am 12. Februar 1919 in Daytona Beach auf einem Packard einen neuen Weltrekord über die „fliegende“ Meile mit 241,2 km/h (149,875 mph).
geschrieben von auto.de/(ampnet/jri) veröffentlicht am 22.03.2011 aktualisiert am 22.03.2011
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