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Seine Geburt verdankt das moderne Patent-Automobil der Genialität gleich mehrerer Männer: Nikolaus Otto und Wilhelm Maybach entwickelten zunächst geeignete Benzinmotoren, Carl-Benz und Gottlieb Daimler 1886 die ersten Motorfahrzeuge. Laufen lernen musste das junge Automobil aber mit Frauen am Steuer.
So war es Berta Benz, die am 5. August 1888 die erste Überlandfahrt mit dem Patent-Motorwagen Modell 3 ihres Mannes Carl wagte. Begleitet von ihren Söhnen Eugen und Richard begab sich die selbstbewusste Frau ohne ihren Mann auch nur zu fragen auf die 80 Kilometer lange Reise von Mannheim nach Pforzheim – und retour. Damals eine abenteuerliche Fernfahrt, bei der Benzin nur in Apotheken erhältlich war, Kühlwasser alle 20 Kilometer nachgefüllt werden musste und ein Dorfschmied Pannenhilfe für das gefährliche wirkende Gefährt gewährte. Aber Berta Benz Werbefahrt hatte Erfolg: Die Zeitungen berichteten über das Automobil und erste Messegesellschaften in München und Paris setzten auf die neuartigen Motorkutschen als Magneten für technikbegeisterte Ausstellungsbesucher.[foto id=“340577″ size=“small“ position=“right“]
Mehr noch: Für Frauen der wilhelminischen Zeit war die Pionierfahrt der Berta Benz bisweilen Inspiration zu mehr Selbstbewusstsein und manchmal Motivation sogar ihrem Vorbild nachzueifern und als Chauffeuse, auf dem Droschkenbock oder als herrschaftliche Selbstfahrerin so wie die Männer Gas zu geben. Tatsächlich glaubten um die Jahrhundertwende nicht wenige Fachleute, dass der weltweite Kraftwagenbestand die Millionenmarke kaum übersteigen könne, einfach weil es nicht genug Nachwuchs an ausgebildeten Chauffeuren geben könne. Ausgeschlossen schien damals, dass schon bald die meisten Automobilbesitzer Selbstfahrer sein würden – dabei hatte Berta Benz bereits das Beispiel gegeben. Für die automobilbegeisterten Frauen mag diese Diskussion förderlich gewesen sein.
Jedenfalls gab es in Weltstädten wie Berlin, Paris oder New York schon bald Chauffeusen mit Fahr- und Fachkenntnissen, die alleinstehende Damen begleiteten, wenn diese mit den vorläufig gesellschaftlich noch unabdingbaren männlichen Chauffeuren auf Reisen gingen. Im Taxigeschäft arbeiteten jetzt ebenfalls erste Fahrerinnen, auch wenn sich weibliche Taxichauffeure erst in den 1960er Jahren richtig durchsetzen konnten. Nur in der Landwirtschaft gab es sehr bald die Ausbildung zur Motorpfluglenkerin, denn hier mangelte es an männlichen Bewerbern. In den „Golden Twenties“ schließlich wurde das Auto in Europa zum unerlässlichen Accessoire großbürgerlichen Lebensstils und in Amerika zum Alltagsgegenstand. Für Frauen Anlass eventuell noch vorhandene Schwellenangst auf dem Weg zur emanzipierten Selbstfahrerin zu verlieren wie auch automobile Damengesellschaften beiderseits des Atlantiks zeigen.[foto id=“340578″ size=“small“ position=“left“]
Nicht nur der eine Urvater der automobilen Mobilität, Carl Benz, benötigte weibliche Überzeugungskraft für den Erfolg seines Motorwagens. Auch Daimler setzte auf die Symbolkraft und den Charme einer Dame: Daimlers erstes modernes Automobil mutierte 1901 zum „Mercedes“, benannt nach der Tochter seines Vertragshändlers Emil Jellinek. Ein Jahr später sicherte sich Daimler die weltweiten Nutzungsrechte am Namen „Mercedes“ – die Geburtsstunde der ersten global erfolgreichen Marke mit weiblichem Signet.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 26.01.2011 aktualisiert am 26.01.2011
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