Rolls Royce

150 Jahre Henry Royce: Der Vater von „Emily“

150 Jahre Henry Royce: Der Vater von Bilder

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Das Aushängeschild der englischen Autoindustrie ist seit jeher Rolls Royce. Die Marke, die dafür berühmt war, „die besten Autos der Welt zu bauen“ und die Leistung ihrer Motoren nie mit konkreten Daten und PS-Zahlen belegte, sondern nur mit „genug“ bezeichnete, steht für unübertrefflichen automobilen Luxus, für königliche Kunden, für Reichtum, Glamour und Zeitlosigkeit. Quantität beim Autobau war nie die Prämisse in der Politik von Rolls Royce. Die Marke geht auf den Engländer Henry Royce zurück, der am 27. März 150 Jahre alt geworden wäre.

Sir Henry Royce stammte aus einfachen Verhältnissen. Bereits mit neun Jahren musste sich der junge Henry als Zeitungsjunge und Telegrafenbote durchschlagen. Eine reguläre Schule besuchte er nur ein Jahr lang. Mit 14 Jahren begann er eine Ausbildung bei der „Great Northern Railway“ in deren Lokomotivenwerk. Über eine Werkzeugmaschinenfabrik in Leeds führte Royce der Weg zur „Electric Lighting an Power Generation Company“. Mit einem Elektroingenieur gründete Henry Royce als 21-Jähriger einen kleinen Betrieb, der Elektromotoren, Fassungen für Glühlampen oder elektrische Türklingeln baute. Mit der Innovation, Kräne statt wie bislang mit Dampfmaschinen mit Elektromotoren anzutreiben, gelang 1894 der Durchbruch.

Henry Royce war zu diesem Zeitpunkt schwer erkrankt und erhielt von seinem Arzt den Rat, öfters Ausfahrten an der frischen Luft zu unternehmen. Aus Mangel an einheimischen Autos fiel seine Wahl auf einen französischen Decauville mit einem zehn PS starken Zweizylindermotor. Royce war mit dem Produkt so unzufrieden, dass er den Entschluss fasste, [foto id=“460389″ size=“small“ position=“left“]ein eigenes Auto zu bauen. Der frisch gebackene Hersteller nannte es schlicht „Royce“. Von den drei gebauten Exemplaren ist nicht eines erhalten geblieben. Sie erregten freilich die Aufmerksamkeit von Charles Rolls.

Rolls stammte vom anderen Ende der britischen Gesellschaft. Als Sohn des ersten Baron Llangattock geboren, erhielt er eine Ausbildung in Eaton und Cambridge. Sein Interesse an Motoren führte ihn schließlich mit Henry Royce zusammen. Die beiden Männer fassten den Entschluss, künftig gemeinsam Autos zu bauen und besiegelten 1904 erst per Handschlag, und am 23. Dezember schriftlich die Kooperation. Bereits im Rahmen des Pariser Autosalons im Dezember 1904 präsentierten die Beiden ihr erstes gemeinsam entwickeltes Auto. Die offizielle Gründung der gemeinsamen Firma Rolls Royce erfolgte 1906. Das erste Auto der Marke erhielt den Namen „Silver Ghost“ und begründete die Tradition, dass jeder Fahrzeugname bei Rolls Royce mit einem „Silver“ (Silber) beginnen musste. Eine Ausnahme waren die großen Staatslimousinen, die unter der Bezeichnung „Phantom“ firmierten. Der „Silver Ghost“ erhielt einen Reihensechszylinder mit sieben Litern Hubraum, der zwischen 40 bhp und 50 bhp (British Horse Power) leistete. Der Motor war außerordentlich laufruhig und zuverlässig und sorgte für den überragenden Ruf der Autos, die der Hersteller schlicht als „die besten der Welt“ titulierte.

Während sich Henry Royce um die technischen Belange kümmerte, organisierte Charles Rolls die Vermarktung. Die Autos reüssierten quasi aus dem Stand erfolgreich und erschlossen ihr künftiges Klientel aus Hoch- und Geldadel.

Charles Rolls war jedoch nicht nur ein Autobegeisterter und guter Geschäftsmann, er feierte auch als Luftfahrtpionier Erfolge. Am 10. Juni 1910 gelang ihm, als erster Mensch den Ärmelkanal mit einem Flugzeug nonstop in beiden Richtungen zu überqueren. Die Tat machte den Pionier so berühmt, dass am 12. Juni 1910 Lord Montagu of Beaulieu eine Rede im englischen Oberhaus unterbrach, um den Tod des nur 32 Jahre alt [foto id=“460390″ size=“small“ position=“right“]gewordenen Charles Rolls zu vermelden. Rolls war als erster Engländer Opfer eines Flugzeugabsturzes geworden, nachdem das Heck seines Flugzeugs abgebrochen war.

Somit erlebte Charles Rolls eine der entscheidenden Innovationen nicht mehr, die nicht zuletzt die Identität der Marke stiftete. Am 6. Februar 1911 feierte die neue „Spirit of Ecstasy“ ihre Premiere. Die Skulptur aus Metallguss war die erste Kühlerfigur bei einem englischen Auto. Der Bildhauer Charles Robert Sykes hatte die Figur nach dem Vorbild der griechischen Göttin „Nike von Samothrake“ gestaltet. Bei der Formfindung halfen ganz irdische Vorbilder. Für die Figur stand Eleanor Velasco Thornton (1880 – 1915) Modell. Diese Rolle fiel ihr als Sekretärin und Geliebte von John Douglas-Scott-Montagu, 2. Baron Montagu of Beaulieu, in Personalunion zu. Ihr Chef hatte es für eine gute Idee gehalten, mit der Figur sein neues Auto von Rolls Royce zu schmücken. Eine Idee, die so gut ankam, dass sich die immer fälschlich als „Emily“ bezeichnete Figur in der Serie durchsetzte.

Um sein Angebot zu diversifizieren, erwarb Henry Royce im November 1931 für 125 175 Pfund den wichtigsten Wettbewerber Bentley. Wegen des Zweiten Weltkriegs stellte Rolls Royce den Bau von Pkw ab 1941 ein. Der Hersteller konzentrierte sich auf das zweite Standbein den Bau von Flugmotoren. Die Wiederaufnahme der Pkw-Produktion erfolgte 1946 in Crewe. Als erste Nachkriegsentwicklung erschien im gleichen Jahr der „Silver Wraith“. 1955 präsentierte der Hersteller den Rolls Royce „Silver Cloud“.

Die schwierigen Entwicklungen der Weltwirtschaft in der zweiten Hälfte der Sechziger des letzten Jahrhunderts setzte Rolls Royce zunehmend zu. 2003 übernahm BMW das britische Traditionswerk. Aus den Leistungsangaben seiner von BMW übernommenen Zwölfzylinder macht Rolls Royce heute kein Geheimnis mehr. Der neue Silver Wraith kommt im Jubiläumsjahr des Firmengründers auf mehr als 600 PS.

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