2007 im Rückspiegel – Januar bis April: Mattias‘ Sieg und Martinshörner

(adrivo.com) Ausgerechnet mit lärmenden Martinshörner wurde die DTM 2007 aus ihrem Tiefschlaf erwacht. Es war der Auftakt einer turbulenten Saison…

Es schien, als wollte die DTM Kraft für eine Saison tanken, wie sie sie sich auch in ihrem kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können. Viel zu lange war die DTM in den Tiefschlaf verfallen. Nur in homoöpathischen Dosen drangen bis zum März Details zur Cockpitvergabe bei Audi und Mercedes durch. Mit der Bekanntgabe des Rennkalenders hatte es die DTM ebenso wenig eilig wie mit ersten offiziellen ITR-Testfahrten. Was folgte, war der teils auf tragische Weise passende Beginn einer außergewöhnlichen Saison: So waren es ausgerechnet lärmende Martinshörner, die die DTM in Düsseldorf und Hockenheim aus dem Winterschlaf erweckten…

Januar: Nebulöse Szenarien

Einem ungewöhnlich warmen Winter zum Trotz: Die DTM übertrifft in ihrer Vorglühzeit mit Leichtigkeit steinzeitliche Dieselaggregate, die PR-Maschinerie regt sich nicht. Stattdessen behütet sie ihr höchstes Heiligtum – das der sagenumwobenen Testfahrten. Während der ersten Testrunden der DTM-Boliden läuft die Küche der Gerüchteköche umso heißer: Kehrt Ex-Champion Gary Paffett in die DTM zurück, nachdem sich das Testjahr bei McLaren Mercedes nur bedingt als Karrierebeschleuniger erwiesen hatte? Wenig später bestätigt der Brite die Gerüchte, gibt vor, auch mit einem Vorjahres-Mercedes zufrieden zu sein, schielt jedoch insgeheim noch auf Jamie Greens HWA-Cockpit…

Ganz im Stil von Greens Reaktionsgeschwindigkeit auf erlöschende Startampeln verläuft auch weiterhin die Audi-Saisonvorbereitung: Lediglich Komponententests und Fahrersichtungen stehen bei den Ingolstädtern bislang auf dem Programm – das Roll-out des neuen A4 DTM liegt in weiter Ferne. Die lang erwartete Nachricht des Monats bildet Mika Häkkinens Bekenntnis zu einer dritten DTM-Saison. Zur Feier des Tages lässt sich der Finne gar mit der brandneuen DTM-C-Klasse ablichten und bringt so ein erstes offizielles Bild in Umlauf. Doch schon längst hatten wir in Form von „zwei Szenarien“ aufgegriffen, was uns die Vergangenheit möglicherweise auch für den Verlauf der Saison 2007 gelehrt haben könnte. Was wir damals nicht wussten: Die satirische Prognose war angesichts des späteren Saisonverlaufs weit realitätsnäher als gedacht…

Februar: Ein Rennkalender!

Die Grande Nation überholt Great Britain: Trotz eindeutiger Präferenzen der Ingolstädter für einen Briten dringt Alexandre Prémat als Favorit auf das letzte 2006er-Cockpit durch. Dass dies kaum in seinem auch nur ansatzweise akzentfreien Englisch begründet sein kann, steht schon damals fest – anders als das Schicksal Timo Scheiders. Auch Wochen nach den Überlegungen um eine Verpflichtung Juan-Pablo Montoyas oder Jacques Villeneuve, die nicht nur ihm die blauen Haare zu Berge stehen lassen, behalten die Ingolstädter ihre Hinhaltetaktik bei: Erst im März wird Scheider endlich als Nachfolger von Heinz-Harald Frentzen bei Abt-Audi bestätigt.

Unterdessen bestätigt sich ein ungeschriebenes ITR-Gesetz: Je früher man den Rennkalender präsentieren will, desto später präsentiert man ihn. Erst Mitte des Monats wird der Rennkalender offiziell – mit der immer noch offenen Frage, ob ein elfter DTM-Lauf als Ersatz für das angedachte Rennen im französischen Magny-Cours stattfinden wird. Ein wenig ereignisreicher Februar lädt dazu ein, derer zu gedenken, die teils spektakulär, teils äußerst unspektakulär aus der DTM verschieden sind: Heinz-Harald Frentzen läutet in seinem monegassischen Domizil sein Leben als Rennrentner ein; Jean Alesi, Pierre Kaffer und Frank Stippler sehen sich nach neuen Herausforderungen um.

März: Präsentationen statt Sensationen

Die langen Monate der Schweigsamkeit sind vorbei. Nachdem auch Audi endlich seinen neuen A4 DTM auf erste Roll-out geschickt hat, platzt es aus den beiden Herstellern nur so heraus. Auf einen Schlag präsentieren sie zu Beginn des Monats ihre neuen Boliden; Audi zeigt zudem den neuen neunköpfigen Fahrerkader, der mit Scheider im Neuwagen und Prémat im Jahreswagen jedoch keine Überraschungen bereithalt. Ein äußerlich kaum veränderter Audi A4 DTM, von den Ingolstädtern beinahe entschuldigend als „Übergangsauto“ betitelt, trifft auf eine runderneuerte, nun wesentlich kantigere C-Klasse.

Doch noch immer warten die Fans auf einen ersten gemeinsamen ITR-Test der beiden Hersteller, während die Cockpits der Mercedes-Jahreswagen – offiziell – weiterhin unbesetzt sind. Erst zum Ende des Monats präsentieren die Stuttgarter die Sensation eines Jahreswagenquartetts aus Gary Paffett, Alexandros Margaritis, Daniel La Rosa und Mathias Lauda. Nachdem auch Paul Di Resta als zweiter Mercedes-Gebrauchwagenpilot neben der bitter über die Betagtheit ihres Dienstwagens enttäuschte Susie Stoddart bestätigt ist, fristet nur der letzte unbestätigte DTM-Pilot ein phantomhaftes Dasein. Bei Futurecom TME weiß man, wie man sich im Gespräch hält: Auch mit Ablauf des ersten Quartals hat sich das Geheimnis um Vanina Ickx‘ Teamkollegen nicht gelüftet…

April: Spiel mit dem Feuer

Wenig später ist man bei TME erstaunt: Wie kommen die Medienvertreter bloß auf einen gewissen Adam Carroll im zweiten Cockpit? Nur weil dieser bei den ITR-Tests in Oschersleben im Cockpit sitzt? Die ITR-Tests verlaufen ganz Zeichen Audis: Die Bestzeiten der ersten Testtage gehen auf das Konto des neuen A4 – bevor am vierten und letzten Tag Prémat im Audi-Jahreswagen die absolute Bestzeit einfährt. Doch ebenso wie die Tests in Oschersleben, wo die Piloten die umgebaute erste Kurve als „Mord“ am mehr oder minder liebgewonnen „Micky-Maus-Kurs“ erachten, sorgt auch die DTM-Präsentation in Düsseldorf für Irritation: Nachdem sich Norbert Haug ausgestattet mit RTL-Mikrofon von ARD-Mann Claus Lufen interviewen lässt, geht Bruno Spenglers C-Klasse auf der Düsseldorfer Kö in Flammen auf. Ein Anschlag der Greenpeace-Aktivisten, die hinter den Leitplanken mit Transparenten gegen PS-Protz und Benzinverschwendung demonstrieren?

Eine verrückte DTM-Präsentation in Düsseldorf ist Auftakt einer chaotischen Saison, die schon in Runde 1 des Hockenheim-Rennens standesgemäß beginnt. Bei der Anfahrt zur Parabolika gerät Tom Kristensen zu weit auf den Randstein, dreht sich und wird in den Nebelschwaden seiner Reifen von Susie Stoddart und Alexandre Prémat getroffen. Nicht nur am Audi-Kommandostand folgen bange Minuten: Der bewusstlose Kristensen muss aufwändig geborgen und ins Krankenhaus verfrachtet werden – auch Prémat ist verletzt. Der Schock der Ingolstädter über die langen Verletzungspausen des Franzosen und des Dänen wird zumindest teilweise vom Doppelsieg Mattias Ekströms und Martin Tomczyks gelindert – ausgerechnet in der Höhle des Stuttgarter Löwen…

© adrivo Sportpresse GmbH

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