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(adrivo.com) Gaben Düsseldorf und Hockenheim bereits einen Vorgeschmack, so nahm das Durcheinander ab Mai endgültig seinen Lauf…
Ein brennender DTM-Bolide in den Straßen Düsseldorfs, ein Horrorchrash, der nur mit einigem Glück noch vergleichsweise glimpflich ausging, ein Audi-Sieg ausgerechnet auf Hockenheimer Mercedes-Terrain: Was in früheren Jahren bereits das Sensationspensum einer gesamten Saison gefüllt hätte, bildete in 2007 erst den Auftakt. So blieb auch in den Monaten Mai bis August kaum ein Rennen von mehr oder minder chaotischen Zwischenfällen verschont, die das ablaufende DTM-Jahr so denkwürdig machen…
Die DTM-Welt ist in Oschersleben auf Chaos gefasst – scheint die neue erste Kurve doch weniger zum Überholen als vielmehr zur Schrottproduktion einzuladen. Doch es kommt anders: Mattias Ekström legt einen Frühstart hin, handelt sich ein „toughes Teammeeting“ ein und führt ein diszipliniertes Feld durch die erste Kurve. Lange scheint ein Häkkinen-Sieg so gut wie sicher; die traditionelle Oscherslebener Prozession nimmt ihren Lauf. Auch sonst ereignet sich nichts Ungewöhnliches: Bruno Spenglers Servolenkung versagt ihren Dienst, Norbert Haug ist mit der Strafvergabe der Rennleitung ganz und gar nicht einverstanden. Die Zuschauer drohen einzunicken, bis sich nach Absolvieren der beiden Pflichtstopps plötzlich Gary Paffett, im 2006er-Mercedes von Platz elf gestartet, an die Spitze gesetzt hat. Der Brite siegt – warum, weiß niemand so recht. Ein Umstand, an den sich die Zuschauer werden gewöhnen müssen…
Angekommen in Klettwitz scheint alles in geordneten Bahnen zu laufen. Die Begeisterung über eine modifizierte erste Kurve hält sich erneut in Grenzen, Mercedes scheint das Qualifying zur Machtdemonstration zu machen – und belegt am Sonntag tatsächlich alle Punkteränge mit Ausnahme des vierten Platzes. Doch zuvor wird unter gelben Flaggen Motorsportgeschichte geschrieben: Das Safety-Car ordnet reiht sich erstaunlicherweise auf Platz drei ein, die Boxenausfahrtsampel springt im Rhythmus der Scheinwerfer in der Klettwitzer Dorfdisco von Rot auf Grün, wird von den Piloten wahlweise ignoriert oder tatsächlich ernst genommen. Die korrekte Rangliste erschließt sich nicht nur der Rennleitung nicht mehr. Am Ende siegt Mika Häkkinen, nach DMSB-Untersuchungen wird er auch „chaosbereinigt“ zum Sieger erklärt. Unklar bleibt, ob das übrige Rennresultat auch ohne wild gewordene Ampeln und eigenwillige Safety-Cars so zu Stande gekommen wäre. Die Top 8 von Klettwitz müssen die Hälfte ihrer Punkte zurückgeben, Roland Bruynseraede gar seinen gesamten Posten als Rennleiter…
Der vierte Saisonlauf in Brands Hatch fordert nach strategischen Irrungen und Wirrungen erneut die kühlen Rechner heraus: Nachdem im Zuge der DMSB-Untersuchungen auch die Klettwitzer Platzierungsgewichte halbiert worden sind, erhalten die Nachkommastellen Einzug in die Gewichtstabelle – 2007 seit jeher für mathematische Wunderwerke bekannt. Dennoch kommt in Good Old England endlich noch einmal die gute, alte DTM zum Vorschein: Ein zur Abwechslung ganz normales, aber keineswegs unspannendes Rennen sieht Bernd Schneider als Sieger, der damit Mattias Ekström, Martin Tomczyk und Mika Häkkinen im Titelkampf herausfordert. Die neue Rennleitung erlebt ein souveränes Debüt – bis es zwei Wochen später auch unter Renndirekter Sven Stoppe zu reglementarischen Abenteuern kommt…
Auf den obligatorischen Teileverlust in der ersten Kurve folgt am Norisring eine erneute Safety-Car-Phase. Dass sich das Safety-Car zunächst vor Mathias Lauda statt vor dem Führenden Mika Häkkinen platziert, sorgt kaum noch für Erschrecken – und bleibt, nachdem es Lauda passieren lässt, weit gehend folgenlos. Doch sorgte DTM-Altmeister Schneider in Brands Hatch noch für Seriosität, so gerät Bruno Spengler während der Safety-Car-Phase an der Boxenausfahrt ins Rotlichtmilieu – und will diesem durch Überfahren der roten Ampel schnellstens entfliehen. Der Rotlichtverstoß des Kanadiers bleibt ungeahndet. Zu wenig Zeit blieb ihm bei der Zufahrt auf die umspringende Ampel auch aus Sicht der Rennleitung zum Bremsen. Dass später ausgerechnet Spengler siegt, sorgt bei Dr. Wolfgang Ullrich zunächst für Empörung – bis auch der Audi-Sportchef das milde Urteil der Rennleitung akzeptiert. Bei Mika Häkkinen wächst der Frust: War der halbierte Sieg-Zehner aus der Lausitz noch nicht verdaut, so muss sich der Finne nun damit abfinden, durch eine unglückliche Rennstrategie während der Gelbphase die Führung gegen null Punkte eingetauscht zu haben…
Nach zuletzt vier Mercedes-Siegen scheint im italienischen Mugello die Stunde der Ingolstädter zu schlagen: So folgt im Qualifying nach zuletzt fünf Poles eine „Fünffach-Pleite“ für die Stuttgarter – ein Begriff, mit dem man sich bei Mercedes so gar nicht abfinden kann. Dass die fünf A4 DTM in den ersten drei Startreihen tatsächlich keineswegs zu überbewerten waren, beweisen die Ingolstädter tags darauf eindrucksvoll. Nachdem sich Timo Scheider nach einer Berührung ins Kiesbett verabschiedet hat und bei Tom Kristensen und Martin Tomczyk die Boxenstopps misslingen, ist von der einstigen Audi-Armada an der Spitze nur noch Mattias Ekström übrig. Doch auch dem Schweden ist der Sieg nicht vergönnt. Stattdessen kommt es zur Aussöhnung zwischen Mika Häkkinen und dem ihm verhassten Safety-Car: Der von Platz 15 gestartete Finne profitiert von zwei frühzeitig eingelegten Boxenstopps und einer erneuten Pace-Car-Phase…
Zwar sammelt das Safety-Car zum Ende des Monats in Zandvoort keine weiteren Kilometer. Doch auch in den Niederlanden will keine Ruhe aufkommen: Nachdem Vanina Ickx ihr Wochenende schon am Samstag mit einem automobilen Kopfstand beendet, will Audi angesichts einer erneuten Fünffach-Pole nichts anbrennen lassen. So scheinen die Podestplätze für die Titelaspiranten Ekström und Tomczyk zwar zeitweise erneut gefährdet. Doch die Herren der Ringe geben nicht auf – und bedienen sich aus Mercedes-Sicht unlauterer Mittel. „Audi sollte auf diesen Sieg nicht stolz sein“, kommentiert ein aufgebrachter Bruno Spengler, nachdem er sich von Timo Scheider und Christian Abt vom Podest gerempelt sieht. Die Stimmung ist ohnehin schon aufgeladen – bevor Dr. Wolfgang Ullrich von Jean Todt inspiriert scheint. „Let Martin pass for the championschip.“ So lautet der Funkspruch, der sich auch laut dem bis dato Führenden Alexandre Prémat so nie abgespielt haben soll…
Die Pfiffe der Fans, die Tomczyks Sieg im Dünenlabyrinth musikalisch begleiteten, klingen noch in den Ohren, die Verbalduelle beherrschen noch die Gedanken. Die DTM braucht Zeit zur Abkühlung – und findet sie während einer fünfwöchigen Sommerpause mit eher winterlichem Wetter. Zwischen PR-Terminen und Testfahrten bleibt Gelegenheit zur Reflektion: Wird Tom Kristensen nach seinen noch unkonstanten Comeback-Rennen wieder zur alten Form zurückfinden? Wird Jamie Green nach nunmehr 28 Rennen ohne Sieg seine Neigung zum Spätstart noch zum Verhängnis? Und was ist eigentlich wahrscheinlicher – ein erster Podestplatz für Timo Scheider oder eine Strafvergabe durch die neue Rennleitung? Fragen, die erst ab September während eines fulminanten Endspurts geklärt wurden…
© adrivo Sportpresse GmbH
geschrieben von veröffentlicht am 26.12.2007 aktualisiert am 26.12.2007
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