25 Jahre Unternehmensgeschichte in der Autobranche? In der Heimat des ältesten Autobauers der Welt, der in diesem Jahr seinen 130. Geburtstag feiern konnte, scheint ein viertel Jahrhundert Firmenchronik auf den ersten Blick nichts Besonderes zu sein. Doch die Quantität einer Firmenhistorie besagt wenig über die Qualität ihrer Entwicklung. In den 25 Jahren, die Hyundai nunmehr auf dem deutschen Markt präsent ist, schrieb die inzwischen größte asiatische Importmarke mit koreanischen Wurzeln eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte.
Die Dynamik asiatischer Autobauer folgt seit jeher einer deutlich höheren Taktzahl als bei den gravitätischen Urgesteinen europäischer oder auch amerikanischer Autobaukunst. Wer nicht mindestens auf eine 100-jährige Geschichte zurückblicken kann, geht in den Augen des Autoestablishments im günstigsten Fall als „junger Hüpfer“ durch, im ungünstigsten als Parvenü. Nur ein paar Beispiele: Daimler, gegründet 1886, Peugeot, gegründet 1891, Alfa Romeo, gegründet 1910, Ford, gegründet 1903 oder Cadillac, gegründet 1902. Die Hyundai Motor Company geht gerade einmal auf das Jahr 1967 zurück.
Somit war die gesamte Marke insgesamt erst 24 Jahre alt, als 1991 die Gründung der deutschen Tochter in Neckarsulm erfolgte. Art und Weise des Auftritts, sowie das Produktportfolio, das der asiatische Neuling bei seinem Debüt vorlegte, folgte innerhalb der Branche einem bekannten Muster. Knapp 20 Jahre zuvor hatten bereits wichtige japanische Marken wie Toyota im Jahr 1972, Nissan oder Mazda ab 1973, ihr Glück unter mitleidigen Blicken von Fachleuten mit schwer auszusprechenden Namen, in puncto Technik und Design eher zurückhaltend konzipierten Autos versucht. Die weitere Entwicklung dieser Auftritte ist bekannt.
Auch wenn nicht gerade die Creme italienischer Design-Giganten Hand an die japanischen Blechkleider gelegt hatte und die Fahrwerke nicht unbedingt Nürburgring-tauglich abgestimmt waren, honorierten die Kunden die Mischung aus gutem Preis-/Leistungsverhältnis, umfangreicher Ausstattung und vor allem beispielhafte Alltagstauglichkeit und etablierten japanische Marken in kaum einem Jahrzehnt als feste Größen auf dem deutschen Automarkt.
Als sich in den frühen 1990er-Jahren Hyundai aufschwang, die Alte Welt zu erobern, erntete sie mit ihren nicht gerade inspiriert gestalteten Autos ebenfalls mitleidige Blicke. Wobei die Branche aus dem Kapitel „japanische Marken in Deutschland“ ganz augenscheinlich nicht wirklich etwas gelernt hatte.
Es galt bei asiatischen Autobauern seit jeher nicht als ehrenrührig, mangels eigenen Entwicklungspotentials unter Zuhilfenahme von Lizenzfertigungen in die Autoproduktion einzusteigen. Nissan etablierte sich bereits vor dem Zweiten Weltkrieg mit Technik der englischen Marke Austin, der erste malaysische Hersteller Proton begann seine Autokarriere 1983 mit dem Nachbau von Mitsubishi-Modellen. So griffen die Verantwortlichen bei Hyundai mangels Kompetenzkapazitäten 1967 auf den Ford Cortina zurück und begannen mit dessen Nachbau die eigene Automobilproduktion. Der Cortina war eine erfolgreiche Entwicklung von Ford in Großbritannien. Die Limousine bot mit 4,30 Metern Länge viel Platz, war mit einer hinteren Blattfederachse einfach, aber robust konstruiert und mit Vierzylindern, die zwischen 35 kW / 48 PS und 78 kW / 105 PS leisteten, standesgemäß motorisiert.