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Der Unterschied zwischen einem Shelby Cobra und einem Ferrari erklärt sich für einen Auto-Laien am besten mit einer kulinarischen Metapher. Ein Shelby Cobra verhält sich zu einem Ferrari wie ein 1 800 Gramm schweres Porterhouse-Steak zu einem Teller mit Carpaccio.
Seit der Texaner Caroll Shelby den Entschluss gefasst hatte, 1962 seine eigene Autoschmiede zu eröffnen, lautete das Credo des ehemaligen Kampfpiloten aus dem zweiten Weltkrieg und erfolgreichen Rennfahrers: Hubraum ist durch nichts zu ersetzten; es sei denn, [foto id=“401728″ size=“small“ position=“left“]durch noch mehr Hubraum. Seine eigenen Autos baute Shelby ursprünglich, um in den frühen Sechzigern des letzten Jahrhunderts Ferrari bei den 24 Stunden von Le Mans zu zeigen, was eine amerikanische Harke ist.
Die Erfolge der Shelby Cobras generierten eine entsprechende Nachfrage durch Sportwagenenthusiasten in den Neuen wie der Alten Welt. Und schließlich hat sich Ford mit Shelby verbunden, um ab 1965 für die jeweilige Generation des Mustang einen Leithengst zu züchten. Shelby-Mustangs blieben stets rar limitiert und sind heute entsprechend gesuchte Raritäten. Den 50. Geburtstag seines berühmtesten Dienstleisters mit Sitz in Las Vegas feiert Ford natürlich mit einem eigenen „Shelby Mustang“. Der trägt die klassische Zusatzbezeichnung „GT 500“ und ist so stark wie nie zuvor: 478kW/650 PS stehen bereit.
Shelby hat am 11. Januar 1923 als Farmer-Sohn in Texas das Licht der Welt erblickt. Ein angeborener Herzfehler zwang ihn, einen großen Teil seiner Kindheit im Bett zu verbringen. Mit 14 Jahren hatte sich das Loch im Herz geschlossen. Während des Krieges diente der Texaner als Kampfpilot und begann 1952 seine Rennkarriere mit einem geliehenen Auto. Seine größten Rennerfolge feierte Shelby Ende der Fünfziger. 1958 [foto id=“401729″ size=“small“ position=“left“]und 1959 trat er in der Formel 1 an und gewann 1959 auf einem Aston Martin bei den 24 Stunden von Le Mans.
Nachdem ab 1960 Ferrari den französischen Langstreckenklassiker mit den filigranen Zwölfzylindern dominierte, beschloss Shelby mit dem „American Way of Drive“ dagegen zu halten. Die Kombination aus einem kleinen leichten Auto und einem dicken amerikanischen V8 sollte die Italiener das Fürchten lehren. Durch seine aktive Zeit mit den englischen Sportwagen vertraut, wurde Caroll Shelby bei der Auswahl von Karosserie und Chassis in Großbritannien fündig. Seit 1953 hatte der 1911 gegründete Kleinserienhersteller AC aus Thames Ditton, einer kleinen Stadt östlich vor den Toren von London gelegen, den zweisitzigen Roadster „Ace“ gebaut. Das spartanische Auto mit seitlichen Steckscheiben und Notverdeck war mit Sechszylinder-Reihenmotoren zu haben, die zwischen 63kW/85 PS und 125 kW/170 PS mobilisierten. Shelby überzeuge vor allem das Leergewicht von unter 800 Kilo.
Der Texaner implantierte statt der antiquierten Sechszylinder-V8-Motoren von Ford mit 4,7 Liter Hubraum in die brittischen Roadster und brachte das Ergebnis als „Shelby Cobra“ auf Rennpisten und Straßen. Vor allem im Rennbetrieb schieden sich die Männer von den Knaben hinterm hölzernen Volant, das ohne jede Lenkhilfe kontrolliert werden musste. Power ohne Ende in Verbindung mit Fahrwerken, die noch die letzten Elemente des Kutschenbaus wie eine starre Achse im Heck hoch hielten, forderten furchtlose Fahrer, die [foto id=“401730″ size=“small“ position=“left“]nach ihren immer zahlreicher erfolgenden Siegen die Kränze oft mit blutenden Händen in die Höhe halten durften.
Von der Ferrari-Dominanz in den frühen Sechzigern vor allem in Le Mans frustriert, gab Henry Ford II. die Devise aus, dass sein Unternehmen endlich diese Hochburg europäischer Motorsporttradition für die amerikanische Flagge schleifen sollte. Sicher war der Ford-Lenker nicht zuletzt darüber enttäuscht, dass Enzo Ferrari sich geweigert hatte, seine Firma an die Amerikaner zu verkaufen. Obwohl Ford dem Commendatore ein Angebot unterbreitet hatte, dass dieser eigentlich nicht ablehnen konnte. Auf der Suche nach jemandem, der etwas davon Verstand, Ford-Motoren und amerikanische Rennautos zu einer siegfähigen Einheit zu verschmelzen, führte Fords Weg fast zwangsläufig zu Caroll Shelby.
Mit beinahe unbegrenzten Mitteln ausgestattet, entwickelte der Cobra-König den Ford GT, der mit seinen 7,4-Liter-Motoren zwischen 1966 und 1969 Alles und Jeden im Langstreckensport in Grund und Boden fuhr. In diesen Jahren schaffte Ford vier Triumphe hintereinander in Le Mans und die Weltmeisterschaft für [foto id=“401731″ size=“small“ position=“left“]Hersteller.
Von seinem Cobra baute Shelby 655 sogenannte „Small-Block-Versionen“ mit 289 Kubikinch Hubraum, was 4,7 Liter entspricht. Zwischen 1965 und 1967 entstanden zudem 348 Cobras mit 427 Kubikinch, mit sieben Liter Hubraum, die bis zu xxx kW/475 PS über ihre Hinterräder herfallen ließen. Die Erfolge der von Shelby vorbereiteten Ford GT im internationalen Rennsport, riefen dem Hersteller die alte amerikanische Auto-Weisheit ins Gedächtnis zurück: „Win on sundy, sell on monday!“ – Um die Siege vom Wocheende in Umsatz ab Montag umzusetzen, legte Ford gemeinsam mit Shelby Sonderserien des Mustangs auf. Die Zusammenarbeit begann 1965 mit bescheidenen 562 Exemplaren des „Shelby Mustang GT 350“ in fünf Versionen. Statt der serienmäßigen 166 kW/225 PS der 4,7-Liter Version des Coupés, mobilisierte die Shelby-Variante 225 kW/306 PS.
Bis 1970 entstanden schließlich 13 915 verschiedene Shelby Mustangs und 1 003 originale Cobras. Danach trennten sich die Wege von Ford und Shelby. Der Herr der Cobras ließ von Hand noch einige Roadster aus Ersatzteilen bauen, weil die Nachfrage schnell hohe sechsstellige Preisangebote generierte. 1991 überstand [foto id=“401732″ size=“small“ position=“left“]der Texaner erfolgreich eine Herztransplantation. Im neuen Jahrtausend besann sich Ford wieder des alten Partners und involvierte Shelby in das Projekt des neuen GT, der zwischen 2003 und 2006 in einer Auflage von 4 038 Einheiten entstand. Für standesgemäße Power sorgte ein aufgeladener 5,4-Liter-V8 mit 554 PS.
Nachdem Ford den Mustang 2005 gründlich erneuert hatte und seitdem mit der Retro-Karosserie erfolgreich an den Ur-Mustang anknüpft, durfte ab 2006 auch Caroll Shelby wieder die Top-Modelle betreuen. Denn inzwischen hatten die Verantwortlichen bei Ford eine weitere der grundlegenden Weisheiten aus dem Sport verinnerlicht: „Never change a winning team!“ – „Verändere niemals eine siegreiche Mannschaft.
geschrieben von auto.de/(tl/mid) veröffentlicht am 27.01.2012 aktualisiert am 27.01.2012
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