55 Jahre DKW Munga: Mit zwei Takten bis ans Ende der Welt

Seit Mitte der 80er Jahre die letzten Armee- und Behörden-Mungas ausgemustert wurden, sind die charakteristischen Zweitakt-Allrader zusehends rar geworden. Bundesweit dürften derzeit weit weniger als 1 000 Exemplare offiziell zugelassen sein – ohne die mit einem „07er-Wechselkennzeichen“ betriebenen Autos, die nicht in den Statistiken auftauchen. Entsprechendes Aufsehen erregt man mit dem DKW Munga, der einst für die Bundeswehr entwickelt wurde und nun seinen 55. Geburtstag feiert.

Seinen harten Alltag begann der Munga – die Abkürzung steht für den sperrigen Namen „Mehrzweck-Universal-Geländewagen mit Allradantrieb“ – im Januar 1956:

 

Ein bereits im Dezember gefertigtes Kontingent wurde per Bahn an die Lehrtruppe in Andernach geliefert. Parallel fiel am 7. Januar die Entscheidung, den Geländewagen in Ingolstadt zu fertigen, wo sich bereits ein sachte zurückgehender Motorradmarkt bemerkbar machte, und entsprechend Fachpersonal zur Verfügung stand.

Interessanterweise kam es bei der Erprobung zu allerlei Skurrilitäten: Der spontane Austausch des Triebwerks und der Einbau eines Serienmotors von einem ortsansässigen DKW-Händler machte Eindruck, die simple und reparaturfreundliche Konstruktion überzeugte. Für November 1956 wurde der Serienanlauf zugesichert – und mit gewissen Mühen auch eingehalten. Der kleine Munga begann, sich seinen Weg zu bahnen, seinen Namen bekam er jedoch erst 1962.

Zunächst sorgte der 900 Kubik große Dreizylinder-Zweitaktmotor aus den DKW-Personenwagen für verhaltenen Schub:

30 kW/40 PS mussten genügen, um das je nach Aufbau gut eine Tonne schwere Auto durchs Gelände zu scheuchen. Ein heute noch beeindruckendes Getriebe mit acht Vorwärts- und zwei Rückwärtsgängen sowie der permanente Allradantrieb erlaubten eine Steigfähigkeit von bis zu 70 Prozent, während die Wattiefe bei sehr ordentlichen 50 Zentimetern lag.

Bereits drei Jahre nach dem Debüt kam ein größerer Zweitakter mit 980 Kubik und 32 kW/44 PS zum Einsatz, der je nach Karosserievariante eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 98 km/h erlaubte. Beeindruckender und für den [foto id=“349173″ size=“small“ position=“left“]Geländeeinsatz sinniger war hingegen die geringstmögliche Dauergeschwindigkeit, die bei eingelegter Getriebereduzierung lediglich 3 km/h betrug.

Gleich im ersten vollen Einsatzjahr 1957 ging der zu diesem Zeitpunkt noch DKW F91/4 – was für „DKW F91 mit Vierradantrieb“ stand – in den zivilen Verkauf, auch wenn der Anteil kaum die Marke von zehn Prozent überstieg. Darüber hinaus wurde das im Bundeswehrauftrag entwickelte Fahrzeug auch international vertrieben: Mehr als 2 000 Fahrzeuge gingen allein an die Armee der Niederlande, zudem fanden auch britische und französische Truppen Gefallen an dem Geländeauto mit dem klassischen Zweitaktersound. In den drei Berliner Westsektoren gehörte der Munga denn auch bis weit in die 1970er Jahre zum alltäglichen Straßenbild.

Schon Mitte der 60er sonderten die Behörden erste Fahrzeuge aus, was den Munga in der Land- und Forstwirtschaft populär machte. Und auch mancher Jagdfreund begeisterte sich nun für den olivgrünen Offroader, der mit Beginn der 1970er Jahre verstärkt aus den Bundesbeständen ausgesondert wurde.

Mitte der 80er war dann Schluss:

Mit mindestens 15 Jahren auf dem Buckel endete die Ära des zweitaktenden Behördenautos, auch die Ersatzteildepots wurden nun zumeist in Großpaketen verkauft. Noch bis Dezember 1968 lief der Munga vom Band. Damit überlebte er den letzten zivilen DKW um mehr als drei Jahre.[foto id=“349174″ size=“small“ position=“left“]

In privater Sammlerhand

Heute finden sich nicht wenige der einfach gestrickten Autos in privater Sammlerhand. Für gut 5 000 Euro sind schon sehr ordentliche Exemplare zu finden – ein eher bescheidener Preis angesichts der nur 46 750 gebauten Einheiten. Wer heute einen Munga sein Eigen nennt, der darf sich über recht niedrige Unterhaltskosten und eine vergleichsweise entspannte Ersatzteilsituation freuen. Die simple Konstruktion, die einst den Weg in die Bundeswehr ebnete, tut ein Übriges für den streßfreien Einstieg ins Oldtimerhobby. Zudem kann man mit Fug und Recht behaupten, den Urahn heutiger Audi quattro zu bewegen: die vier Audi-Ringe symbolisieren die Marken Audi, DKW, Horch und Wanderer, die 1932 in der Auto Union zusammengefasst wurden. Dem Munga jedoch ist das wohl einerlei: längst im zivilen Leben angekommen, bietet er heute ein unvergleichliches Frischluftfeeling – und einen grandiosen Aufmerksamkeitsfaktor.

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HiluxWolf

Januar 16, 2016 um 10:14 pm Uhr

Hab mir auch einen gekauft. Munga8 91/6 Bj66, 6 Sitzer
ehemalig Katastrophenschutz mit Funkanlage.
Will ihn nächste Woche anmelden.
nächster TÜV-Termin 07/2016
ohne Motorumbau.
Ist jetzt in Unterfranken, bzw bald, Nummernschilder
sind schon reserviert!
Grüße
Wolfgang

Gast auto.de

März 14, 2011 um 3:03 pm Uhr

und ich fahre immer noch einen und einige meiner Kameraden auch!!!

haben insgesamt vier zugelassene, uns allen macht das fahren damit Spass, erst recht wenn sie Artgerecht gehalten werden—-also im Gelände Schlamm wühlen

Gast auto.de

März 13, 2011 um 8:35 pm Uhr

Ich habe 8 Jahre lang einen Munga privat gefahren. Während dieser Zeit hatte ich nie eine Grippe, Katharrh oder eine sonstige Erkältungskrankheit.
Lediglich sein Durst war groß und der Reifenverschleiß enorm. Ein Zwischengetriebe zum Abschalten des permanenten Allradantriebs hätte viel Sprit und auch Reifen gespart. Ansonsten aber ein Super-Auto.

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