55 Jahre VW Karmann Ghia: Mit Eleganz durchs Wirtschaftswunder

Der erste VW Karmann Ghia rollte im Jahr 1955 von den Bändern. Bereits 1951 hatte sich VW-Chef Heinrich Nordhoff mit Wilhelm Karmann über ein sportliches Coupé unterhalten. Denn man war sich sicher, auf der robusten Basis des erfolgreichen VW Käfers auch eine elegante Hülle platzieren zu können. Bis heute besticht der Karmann Ghia mit seiner sündhaft schönen Linie.

Bereits Mitte der 50er Jahre hatte der VW Käfer so richtig an Fahrt aufgenommen: Am 5. August 1955 machte der sympathische Wolfsburger Krabbler die erste Million voll. Gleichzeitig bekam die robuste Basis des Massenautos eine elegante Hülle aufgesetzt und rollte fortan als Karmann Ghia von den Bändern – ein Coupé, das bis heute mit seiner sündhaft schönen Linie besticht.

Weil die schnittige Form jedoch mehr versprach als die luftgekühlten 22 kW/30 PS des Käfermotors halten konnten, sprachen Spötter bald vom Hausfrauen- oder Sekretärinnen-Porsche. An den Qualitäten [foto id=“330211″ size=“small“ position=“left“]des ebenso simplen wie stilvollen Coupés änderte das jedoch nichts. Letztlich wurde der anfangs für 7 500 DM verkaufte Typ 14 mit mehr als 443 000 Einheiten zu einem echten Erfolgsmodell. Zum Vergleich: Ab Sommer 1955 kostete der alltagstauglichere Käfer als Standardmodell 3 790 DM, nachdem der Preis um 200 Mark gesenkt worden war.

Rein technisch sind beide Hecktriebler eng verwandt – und so, wie es den Käfer als Frischluftversion gab, gab es ab 1957 natürlich auch eine Cabrio-Variante des Karmann Ghia. Übrigens rollten beide offenen Modelle einträchtig nebeneinander in Osnabrück vom Band. Das Käfer Cabriolet wurde jedoch bis Anfang 1980 angeboten, während für den Typ 14 schon 1974 Schluss war. Er musste dem Scirocco Platz machen, den es jedoch ebenso wenig als Serien-Cabrio gab wie den ‚Großen Karmann‘.

Dieser stellt aus heutiger Sicht gewissermaßen einen interessanten Fehltritt dar. Zwar bot der ‚Karmann Ghia 1500‘, der intern unter dem Typcode 34 lief, ab 1961 den Aufstieg in die Coupé-Mittelklasse, doch konnte es der auf Basis des VW 1500 entstandene 34er in Sachen Absatzzahlen nie mit dem damenhaft verspielten Typ 14 aufnehmen. Der kantig-bullige ‚Große‘ mit dem zornigen Faltenblick lief bereits 1969 nach nur 42 505 Einheiten aus. Und auch ein Cabrio kam nie über das Prototypenstadium hinaus. Immerhin blieb jedoch ein Exemplar im Werksbesitz erhalten.[foto id=“330212″ size=“small“ position=“right“]

Für Oldtimerfans und Sammler

Für Oldtimerfans und Sammler ist der Typ 34 wegen seiner Rarität natürlich interessant – dafür ist er jedoch auch etwas teurer. Während die Preise für ordentliche 14er und 34er im guten Zustand bereits um 10 000 Euro liegen, rangieren die Cabrios rund ein Viertel höher, während Spitzenfahrzeuge schon mal die Marke von 20 000 Euro überspringen. Man sollte allerdings beim Kauf unbedingt sachkundigen Rat einholen, bietet doch die verwinkelte Karmann-Karosse unzählige schwer zugängliche Nistplätze für Rost. Zudem sollte man beachten, dass selbst der jüngste Karmann mehr als 35 Jahre auf dem hübschen Buckel hat: So kann sich das vermeintliche Schnäppchen rasch als rostige Dauerbaustelle entpuppen. Grundsätzlich sollte man deshalb als Einsteiger eher mit dem Typ 14 beginnen. Die höhere Produktionszahl macht die Suche nach Teilen ein wenig einfacher, von Komplettfahrzeugen ganz zu schweigen.

Die Technik selbst ist ebenso schrauberfreundlich wie robust, der Käferbasis sei Dank. Motor, Getriebe, Lenkung oder Achsteile stellen keine Probleme dar, während fehlender Chromzierrat oder defekte Details der Innenausstattung durchaus Sorgen bereiten können. Deshalb sollte man beim Kauf unbedingt auf Vollständigkeit achten, während die Antriebsfrage eher [foto id=“330213″ size=“small“ position=“left“]zweitrangig ist. Immerhin fährt der durchschnittliche Klassiker kaum mehr als 2 000 Kilometer im Jahr, weshalb der Verbrauch nicht so sehr zu Buche schlägt.

Anfangs werkelte der luftgekühlte Boxermotor im Heck mit 30 PS, am Ende waren es derer 50 PS, während der Typ 34 gar mit 54 Pferdestärken durch die Lande spurtete. Als Goldene Mitte kann man jedoch den 34 PS starken 1200er Motor bezeichnen. Mit ihm ist man besonders stressfrei unterwegs und mit einem Schnitt von rund sieben oder acht Litern auch noch recht sparsam. Denn die größeren Vierzylinder mit bis zu 1 584 ccm sind zwar flotter, aber eben auch durstiger. Vor allem, wenn in der Hoffnung auf eine höhere Leistung eine Doppelvergaseranlage verbaut wurde. Diese zu synchronisieren, verlangt etwas Übung.

Gleichwie: Der Karmann Ghia bietet 55 Jahre nach seinem Debüt eine wunderbare Mischung aus stilvollem 50er-Jahre-Auftritt und robuster Technik, die auch Einsteiger leicht in Schuss halten können. Die große Verbreitung und die vergleichsweise entspannte Ersatzteilsituation tun ein Übriges, um das schnittige Sportcoupé zu einer echten Käfer-Alternative zu machen. Aber so hatten es sich die Herren Karmann und Nordhoff ja auch gedacht.

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