Toyota

75 Jahre Toyota Motor Company: Der Aufstieg zur Nummer Eins Teil 2

Für einen erfolgreichen Autohersteller ist 75 kein Alter. Doch in Japan tickten die Uhren für die Autoindustrie anders als im Rest der Welt. 1937 war die „Toyota Motor Company“ als neuer Geschäftszweig eines etablierten Textilkonzerns ins Leben gerufen worden. Die ersten 25 Jahre der Firmengeschichte gestalteten sich extrem schwierig. Erst Anfang der Sechziger startete Toyota weltweit durch.

In der Nachkriegszeit tat sich Japan schwerer, wirtschaftlich wieder Fuß zu fassen als der zweite große Kriegsverlierer Deutschland. Die Bundesrepublik bildete ab 1945 den Puffer im aufkeimenden Kalten Krieg gegen den Ostblock und verdiente sich somit umfangreiche Zuwendungen aus dem amerikanischen „Marshallplan“ zur Wiederbelebung der europäischen Wirtschaft. Mangels entsprechender strategischer Bedeutung und wegen des in den USA unvergessenen Überfalls auf Pearl Harbour am 4. Dezember 1941, fehlte den Siegern die Motivation, solche Mittel in den Aufbau Japans zu pumpen. Die [foto id=“444112″ size=“small“ position=“left“]Situation änderte sich schlagartig mit dem Ausbruch des Koreakriegs 1950. Japan qualifizierte sich durch seine geografische Lage als logistische Basis für die Alliierten.

Mit den riesigen Aufträgen für die japanische Wirtschaft entstanden massenhaft Arbeitsplätze und die Einkommen wuchsen. Damit stieg auch die Nachfrage nach Autos. Kiichiro Toyota, Sohn von Konzerngründer Sakichi und Initiator der „Toyota Motor Company“, hatte mit seinem Neffen Eiji schnell reagiert, um diesen Bedarf zu decken. Eine wesentliche Ursache für den Erfolg war die Fähigkeit und die Bereitschaft der Verantwortlichen, langfristige Strategien zur Sicherung des Unternehmens zu entwickeln. Obwohl Toyota 1956 erst 1 000 Pkw im Monat fertigte, plante Eiji Toyoda aus strategischer Weitsicht die nächste Generation von Fertigungsstätten mit der fünffachen Kapazität, die Toyota am Standort Motomachi unter enormen Kapitalanstrengungen schließlich realisierte. Zum ersten Erfolgsmodell avancierte der „Crown“ von 1955. Die Mittelklasse-Limousine ist aktuell in der 13. Generation in Produktion und gilt in Japan als automobiles Symbol eines erfolgreichen Bürgertums, wie eine E-Klasse von Mercedes in Deutschland.

In den langfristigen Planungen Toyotas waren Rückschläge und Probleme auf dem Erfolgsweg stets einkalkuliert. 1957 verschiffte Toyota zwei „Crown“ in die USA. Ein desaströses Experiment, weil sich die Limousine auf dem US-Markt in allen Bereichen als nicht konkurrenzfähig erwies. Somit blieb es für die folgenden fünf Jahre beim Export von Geländewagen und Pickups. 1960 kamen erste Toyotas nach Malta und Zypern, ab 1963 fasste Toyota richtig Fuß in Europa und gründete schließlich 1969 in Brüssel die Zentrale für die Geschäfte in der alten Welt. 1970 begann der Vertrieb in Deutschland. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen mit 1 068 321 Fahrzeugen die Produktionsgrenze von einer Million Einheiten geknackt.

Doch Eiji Toyoda vertraute nicht alleine auf die wirksame Dynamik der herausragenden Eigenschaften seiner Autos: Zuverlässigkeit, gute Ausstattung und guter Preis. Darum errichtete Toyota in Amerika und Europa sukzessive eigene Werke, um von den Schwankungen der Währungsparitäten unabhängig zu werden und um die Transportkosten zu reduzieren. Gleichzeitig lancierte Toyota regelmäßig neue erfolgreiche Modelle wie 1966 den Corolla. Keine andere Baureihe erreichte in der Autogeschichte eine derart hohe Auflage: 39 Millionen Einheiten bis 2012. Von 1970 bis 2005 prägten sieben Generationen des Coupés Celica das sportliche Image der Marke, eine Rolle die seit 2012 der 200 PS starke GT86 erfolgreich [foto id=“444113″ size=“small“ position=“right“]übernommen hat. Für die Märkte der dritten Welt entwickelte Toyota schon früh passende Autokonzepte wie robuste Pick-ups. Mit dem Land Cruiser führen die Japaner seit 1951 und bis heute den erfolgreichsten SUV aller Zeiten im Programm.

Die nächste langfristige, strategische Idee zündete Eiji Toyoda 1983. Toyota sollte im wachsenden Segment der Luxusfahrzeuge Marktanteile erobern, die bis dahin die deutschen Traditionsmarken Mercedes, BMW und im wachsenden Maße Audi im Wesentlichen ausschöpften. So rief er das Projekt Lexus ins Leben, das seit 1989 mit dem Debut der Oberklasselimousine LS 400 seine eigene Erfolgsgeschichte schreibt. Heute ist Lexus ein erfolgreicher Vollsortimenter, der vom kompakten CT bis zur Luxuslimousine LS weltweit neun Modellreihen anbietet. In Deutschland vertreibt Lexus aktuell die Limousinen CT, IS, GS und LS sowie den SUV RX.

Nicht minder visionär und langfristig fiel Anfang der Neunziger die Entscheidung aus, mit der Entwicklung des Hybridantriebs im 21. Jahrhundert weiter einen eigenen Weg zu gehen. 1997 stellte Toyota den „Prius 1“ vor. Das erste Vollhybridauto übertraf vom ersten Verkaufstag an alle Erwartungen und Prognosen. Seitdem baut der Konzern systematisch seine Vormachtstellung bei der zukunftsträchtigen Antriebstechnik aus und bietet aktuell konzernweit zwölf Baureihen mit Hybridantrieb an.

Mit der konsequent verfolgten Umsetzung großer strategischer Ziele hat es Toyota geschafft, aktuell als Nummer Eins unter den weltweiten Autobauern zu agieren. Rund 300 000 Mitarbeiter bauen pro Jahr mehr als neun Millionen Autos. Insgesamt sind es bis heute mehr als 200 Millionen Fahrzeuge seit 1937. Kein anderer Automobilproduzent erzielt aktuell einen höheren Börsenwert. Auch wenn in jüngster Zeit umfangreiche Rückrufaktionen das Image von Toyota belastet haben, erkennen die Japaner selbst bei solchen Rückschlägen positive Aspekte: Es sind Lehrstunden, es künftig besser zu machen. Für die nächsten 75 Jahre einer Erfolgsgeschichte.

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