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Opel
Rüsselsheim – In Nachschlagewerken steht es ganz sachlich so: Ein Kombinationskraftwagen, kurz Kombi, ist eine Karosseriebauform für Pkw mit besonders großem Ladevolumen. Die Bezeichnung leitet sich aus der Pkw/Lieferwagen-Kombination ab, „da das Fahrzeug sowohl Lasten transportieren als auch Personen befördern kann“. Einer der jüngsten Kombis, bei uns erst seit November am Start, ist Opels neuer Astra. Nur heißt der nicht mehr Caravan, wie einst in Rüsselsheim üblich, sondern Sports Tourer, weil es eben moderner und dynamischer klingt. Eine kleine Kombi-Kulturgeschichte am Beispiel Opel.
Jean-Philippe Kempf kennt sich aus: „Kombis“, so der Opel-Sprecher bei der Astra-Sports-Tourer-Vorstellung in Istanbul, „haben erst relativ spät in der Geschichte des Automobils an Bedeutung gewonnen.“ Zu Beginn habe es eigentlich nur Pkw und Lkw gegeben. Die ersten Autos seien offen gewesen, die Menschen hätten stets im Freien gesessen. „Die Autos waren zu Beginn sozusagen Cabrios, was bei Regen ziemlich unpraktisch war, also“, folgert der Opel-Mann [foto id=“337755″ size=“small“ position=“left“]daraus, „entwickelte man Autos mit geschlossener Karosserie, was die Insassen wesentlich besser schützte.“ Ihr Gepäck habe allerdings weiterhin draußen bleiben müssen. „Das“, so Kempf, „war bei Regen immer noch ziemlich unpraktisch und hatte manchmal unangenehme Folgen.“
Erst ab Mitte der 1930er-Jahre hätten sowohl Menschen als auch Gepäck im Innern der Karosserie reisen können. „Das war eine sehr gute Idee der Konstrukteure“, lobt Kempf, räumt indes gleich ein: „Wenn viele Leute zusammen verreisten, war der Kofferraum zu klein, also mussten die Koffer wieder auf dem Dach reisen – und die Folgen, die kennen Sie schon …“ Es sei logisch und nur eine Frage der Zeit gewesen, bis erste Kombis mit deutlich mehr Platz für das Gepäck auftauchten.
„Wir sind der Meinung, dass Kombis Limousinen mit vergrößertem Kofferraum sind, denn so werden sie heutzutage entwickelt“, findet der Franzose, dass dies historisch betrachtet [foto id=“337756″ size=“small“ position=“right“]aber falsch sei. Noch etliche Jahre hätten Kombis für ihren Durchbruch gebraucht, „weshalb das Übergepäck weiterhin nass wurde“. Menschen und Gepäck reisten weiter in Limousinen. Kleine (Schnell-)Lieferwagen transportierten Güter, dienten gewerblichen Zwecken. Sie seien vor allem von der wachsenden sozialen Schicht der Selbstständigen wie Maler, Klempner und Elektriker für ihre Unternehmen angeschafft worden. „In diesen Zeiten der geburtenstarken Jahre fanden sie es jedoch sehr frustrierend, dass sie sich nur ein Auto leisten und dieses Auto auch nur für berufliche Zwecke einsetzen konnten, viel lieber“, betont Kempf, „hätten sie es genauso am Wochenende für schöne Ausflüge mit der Familie benutzt.“
Also hätten sie begonnen, eine weitere Sitzreihe in ihre Lieferwagen einzubauen. „Sie können sich vorstellen, dass Karosseriebauer hier eine lukrative Geschäftsidee witterten, deshalb boten sie Umbauten an, die Lieferwagen zu flexibleren Fahrzeugen umfunktionierten.“ Und als der Markt sich entwickelt habe, hätten Hersteller wie Opel ihre eigenen, anpassungsfähigen Lösungen angeboten, die den beruflichen Einsatz unter der Woche genauso ermöglicht [foto id=“337757″ size=“small“ position=“left“]hätten wie Ausflüge mit der Familie an den Wochenenden oder in den Sommerfreien. „Diese Autos“, erklärt der gebürtige Elsässer, „nannte man ‚Kombinationskraftfahrzeuge‘, was ihre Flexibilität unterstreichen sollte, heute würden wir von einem flexiblen Crossover-Modell sprechen.“
Kempf findet es interessant, dass man von Kombis seit den frühen 1950er-Jahren erwarte, dass sie zwei Autos in einem sind: „Sie müssen sowohl beruflichen Zwecken dienen können als auch für Freizeit und Familie.“ Was in der Verbindung zweier Kulturen auf Istanbul, die quirlige türkische Metropole am Bosporus gelte, als einzige Großstadt der Welt auf zwei Kontinente gelegen, nämlich in Europa und in Asien, gelte eben auch für das immer weiterentwickelte Kombi-Prinzip.
Lesen Sie weiter auf Seite 2: Schon 1951 für den Olympia angeboten; Kein Umbau mehr, sondern am Band produziert; Der Marke neue Horizonte eröffnet; Logischer nächster Schritt
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Wolfgang Scholz ist bei Opel verantwortlich für die Classic-Sammlung. Beim Stichwort 1950er-Jahre und Umbau von Lieferwagen zu „Kombinationsfahrzeugen“ fällt ihm ein, dass Opel schon 1951 so etwas für einen Olympia Lieferwagen [foto id=“337759″ size=“small“ position=“left“]angeboten hat. „Das Fahrzeug haben wir aber nur im Nutzfahrzeug-Katalog gezeigt, in dem für Pkw gab es keinen Hinweis auf einen Kombi, was sich aber ziemlich schnell geändert hat.“ In Rüsselsheim habe man erkannt, „dass hier ein Trend aufkam“.
Schon 1953 bot Opel demnach seinen ersten richtigen Kombi, zwar immer noch auf einem Lieferwagen basierend, „aber es war“, so Scholz, „kein Umbau mehr, sondern ein am Band produzierter Kombi, der Olympia Rekord CarAvan.“ Der erste Hersteller in Deutschland, der einen Kombi im Angebot hatte, verbreiterte damit seine Modellpalette, verkaufte anfangs etwa zehn Prozent der Olympia-Rekord-Modelle in der entsprechenden Ausführung. Bei den nachfolgenden Generationen wie dem Rekord P1 von 1958 stieg der Anteil schon auf rund 20 Prozent. „Und die Absatzzahlen machten nochmals einen deutlichen Sprung nach oben“, weiß Scholz, „als Opel ab 1963 sein Kombi-Angebot mit dem Kadett auf eine sehr beliebte Fahrzeugklasse ausweitete.“ Auf ihn seien bereits 25 Prozent aller Kadett-Verkäufe entfallen – „und damit genau so viel wie heutzutage im Kompaktsegment.“
In den späten 1960er-Jahren, sagt der Opel-Classicer, sei man in Rüsselsheim der Meinung gewesen, Kombis könnten der Marke neue Horizonte erschließen, denn: „Der zusätzliche Platz im Auto eröffnete die Chance, bestimmte Sportarten auszuüben und mehr zu reisen, unsere Designer machten damals Vorschläge für Freizeit-orientierte Lifestyle-Kombis“, verweist Scholz etwa auf den Commodore Voyage aus dem Jahr 1968, der jedoch eine Studie blieb. [foto id=“337760″ size=“small“ position=“right“]Als ersten echten Lifestyle-Kombi sehen die Rüsselsheimer ihren Ascona Voyage von 1970 an. Sie haben diese Autos anschließend dann auch noch sportlicher gemacht, zum Beispiel mit dem 204 PS starken 3,0-Liter-Sechszylinder-Omega von 1989. „Der Omega war damit der schnellste Kombi der Welt.“
Danach hat Opel die Idee besonders leistungsstarker Kombis auf die Kompaktklasse ausgeweitet, siehe die OPC-Version des Astra G aus dem Jahr 2002. Deshalb sind für Scholz der Name Sports Tourer und die entsprechende Konstruktion der Kombis auch der „logische nächste Schritt dieser Entwicklung“. Wie man ebenfalls am Insignia OPC sehen könne. Waren die ersten Kombis noch zwei Autos in einem, „haben wir hier“, so jedenfalls der Classic-Experte, „sogar drei in einem: ein Arbeitstier, ein Familienauto und ein Sportwagen.“
geschrieben von auto.de/Günther Koch/KoCom/Fotos: Opel/Koch veröffentlicht am 07.01.2011 aktualisiert am 07.01.2011
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