Ab in den Schlamm – Cyclocross-Fahrer haben jetzt Saison

Wenn die Straßenradler ihre Rennmaschinen schon längst eingemottet haben oder in Richtung südlicher Sonne aufbrechen, schlägt die Stunde der Crossfahrer. Kälte, Regen, Dreck, Hindernisse und Schlamm sind das Revier, indem sie sich zu Hause fühlen. In Belgien führten Rennstrecken schon mal an grölenden Fans vorbei durch Kneipen, bis die Spielverderber vom Internationalen Randsportverband solche Umwege verboten.

In den vergangenen Jahren ist es in Deutschland leider etwas still geworden um diesen Sport, bei dem deutsche Profis eine Zeitlang eine beherrschende Rolle einnahmen Rolf Wolfshohl (drei Mal) und Klaus-Peter Thaler (zwei Mal) fuhren in den sechziger und siebziger Jahren zu Weltmeistertiteln und legten im Herbst und Winter auf dem verschlammten Pisten die Grundlagen für ihre Erfolge auf der Straße. Doch dann kam das wesentlich wendigere Mountainbike, mit ihm auch spektakulärere Veranstaltungen, und die Crossräder verstaubten fortan in deutschen Kellern.

Jetzt nimmt der Sport einen neuen Anlauf, und weil „Querfeldein“ offensichtlich zu bieder klingt, mutierte er zu „Cyclocross“, und soll so verpackt die Radbegeisterten wieder in das Gelände treiben. Die bedeutenden Nationen sind allerdings noch immer Frankreich, Belgien, Tschechien, die Niederlande, Schweiz und die USA, wo sich die Veranstaltungen zu intensiven und entsprechend feucht-fröhlichen Volksfesten verwandeln, bei denen ganze Ortschaften auf den Beinen sind. Im Gegensatz zu den langatmigen Straßenrennen verlaufen die Crossrennen über kurze, ein bis drei Kilometer lange Rundkurse, und nach gut einer Stunde steht der Sieger fest.

Für Neulinge sind die Rennen allerdings nicht selten eine Übung im Radtragen, wenn die Witterungsbedingungen die Strecken so aufgeweicht haben, dass man sich kaum auf dem Rad halten kann. Die künstlichen Hindernisse und steile Lauf- beziehungsweise Tragepassagen belohnen den athletischen Allround-Athleten, der über eine ausgezeichnete Fahrtechnik auf den zumeist schwierigen und schmalen Pfaden verfügen muss. Zwischen September und Januar sind die Profis bei den Rennen für den Weltcup unterwegs. Höhepunkt ist die Weltmeisterschaft, die im kommenden Jahr am 29. und 30. Januar zum zweiten Mal seit 2005 in St. Wendel im Saarland stattfinden wird.

Bei den Rädern handelt es sich, vereinfacht erklärt, um Rennräder, die den gesteigerten Anforderungen des Geländes angepasst wurden. Direkt ins Auge fallen die breiteren und profilierten Reifen, die mit wesentlich weniger Luftdruck als auf der Straße gefahren werden. Für die Profis kommen im Rennen allein schon aus Gewichtsgründen ausschließlich Schlauchreifen in Frage. Für den Amateur reichen die konventionellen Drahtreifen, die sich einfacher flicken lassen. Außerdem sind diese Reifen um mehr als die Hälfte preiswerter als handgemachte Schlauchreifen. Neben den Reifen unterscheiden sich auch die Bremsen. Crossräder werden mittels weit auseinanderstehender Cantilever-Bremsen verzögert, die ein Blockieren der Räder bei starker Verschmutzung verhindern sollen. Außerdem kommen in den vergangenen Jahren, nachdem sie vom Weltverband genehmigt wurden, auch verstärkt Scheibenbremsen zum Einsatz. Felgengröße und Lenker sowie die fehlende Federung haben diese Räder mit den klassischen Rennrädern gemeinsam.

Auch bei den Preisen fahren Cross– und Rennräder in einer Liga. Bei rund 2.000 Euro liegen die Kosten für gute Cyclo-Crossräder, die nicht mit den als „Crossräder“ bei den Händlern stehenden Modellen verwechselt werden dürfen. Dabei handelt es sich um abgespeckte Trekkingräder, die mit Komponenten aus der Mountainbikeszene ausgestattet sind.

Cyclocross-Räder können nicht allein bei Wind und Wetter im Herbst und Winter eingesetzt werden. Auch bei Sonnenschein zeigen sie ihre Qualitäten im Gelände, und werden inzwischen auch gern als Reiserad eingesetzt, mit denen man schon mal eine sportliche Gangart an den Tag legen kann und die zudem dort weiterfahren, wo konventionelle Tourenräder aufgeben.

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