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Da ich oft privat und geschäftlich innerhalb Deutschlands unterwegs bin, zwar einen Führerschein aber kein Auto besitze, und ebenso wenig die Reichtümer, um jedesmal die Bahn bezahlen, bin ich natürlich ein großer Freund der Mitfahrer-Börsen. Die Kosten sind überschaubar, die Gefährte meist bequemer als der Stehplatz im überfüllten ICE und oft lernt man noch ein paar nette Leute kennen. Aber natürlich kann es auch von Nachteil sein, auf fremde Leute und ihr Auto angewiesen zu sein. Es passieren immer wieder unterhaltsame, lustige, aber eben auch unerfreuliche Geschichten auf diesen Reisen.
Eine der letzteren Kategorie passierte mir voriges Jahr im Sommer, als ich von Berlin aus in meine Heimatstadt fahren wollte. An einem Sonntag Nachmittag war ich mit dem Fahrer an einem zentralen Platz verabredet. Nach einem schönen, aber kräftezehrenden Wochenende (diesmal war der Grund privater Natur) freute ich mich einfach nur auf eine erholsame Fahrt nach Hause und mein dort befindliches Bett. Doch daraus wurde leider nichts… Da ich kaum Gepäck hatte, störte es mich nicht, dass am Treffpunkt neben mir noch zwei andere, deutlich bepacktere Mitfahrer waren. Schon eher besorgte mich das etwas später ankommende Auto unseres Fahrers, ein dreitüriger Nissan Micra älteren Baujahrs, der mir für solche Kapazitäten maximal „gerade so“ brauchbar schien. Meinen zwei Mitstreitern schien es – ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen – ähnlich zu gehen. Leider war dies nicht das Ende der Geschichte…
Nachdem die Gepäckstücke in dem verstaut waren, was man mit einer großen Portion gutem Willen als Kofferraum bezeichnen könnte, und ich mich mit einem der beiden Mitfahrer auf die Rückbank gekämpft hatte, ging die Fahrt los… und wurde prompt von der nächsten Hiobsbotschaft begleitet. „Wir holen noch jemanden ab“. Uff! Viel mehr als „Ah, ja“ bekam ich leider nicht heraus. Ich schaute nach rechts, mein Rückbank-Leidensgenosse schien bereits Mordpläne zu schmieden. Dass sich hier zwischen uns noch ein weiteres menschliches Wesen quetschen sollte, schien uns eher ein Fall für „Amnesty International“. Aber nun gut, das heißersehnte Bett in Gedanken, ergab ich mich meinem Schicksal. Leider hatte ich eine Sache nicht bedacht…
Als wir nach 20 Minuten Fahrt durch Berlin (auf der ich mich fragte, warum jene Person nicht auch einfach zum Treffpunkt hätte kommen können) endlich ankamen, wurde uns das wahre Ausmaß bewusst. Jene Person, die unser Sardinenbüchsen-Dasein komplettieren sollte, stand am Wegesrand mit einer riesigen Bergsteiger-Kraxe. Dass beide noch in dieses Auto passen sollten, schien jetzt wohl jedem unwahrscheinlich. Nichtsdestotrotz stiegen wir aus, packten um, probierten aus, rückten hin und her… nur um festzustellen, dass die Kraxe zusammen mit 3 Personen auf die Rückbank musste. Hiermit war das Maß für mich überschritten…
Mit den Worten „Nee, lass mal, ich nehm mir was anderes“ entnahm ich mein Mini-Gepäck dem Mini-Auto und ging ich Richtung der nächsten U-Bahn-Station. Nicht ohne den drei anderen Mitfahrern noch ausdrücklich „Gute Fahrt“ und dem Fahrer (leider unausgesprochen) eine stundenlange Odyssee in einem vollgepackten Tiertransporter zu wünschen. So musste das Bett leider noch warten. Zum Glück ergatterte ich aber für denselben Abend noch eine Fahrt. Zu dritt in einem geräumigen Mercedes-Kombi… mit allem Gepäck im Kofferraum. Und einem Fahrer, der anscheinend besser wusste, wie man Mitfahrer behandelt.
geschrieben von Rubens Engelhardt veröffentlicht am 01.09.2010 aktualisiert am 01.09.2010
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