ACE übt harsche Kritik: Streusalzengpässe „hausgemacht“

Mit Unverständnis reagierte der Auto Club Europa (ACE) auf die drohenden Engpässe bei der Versorgung von Räumfahrzeugen mit Streusalz. „Die Versorgungslücke ist hausgemacht“, sagte der Sprecher des Klubs, Rainer Hillgärtner, am Freitag in Stuttgart.

Die für die Verkehrssicherung Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden hätten aus Kostengründen die Kapazitäten der Streusalzlager in den vergangenen Jahren massiv heruntergefahren. Hatte so ein Vorrat bei etwas länger anhaltenden Schneefällen früher für bis zu 14 Tage gereicht, sei dieser heute oftmals schon binnen 48 Stunden verbraucht.

Außerdem kritisierte Hillgärtner, dass die Versorgung mit Nachschub allein auf dem Just-in-time-Prinzip beruhe. Dies mache eine aufwändige Beschaffungslogistik erforderlich. Salzlieferanten würden mitunter mit Ausschreibungen konfrontiert, die dazu verpflichteten, innerhalb weniger Stunden zu liefern. Für den ACE liegt die Vermutung nahe, dass der Streusalz-Vorrat vor Ort häufig zu knapp bemessen worden oder sogar schon aufgebraucht sei. So erfolgen die Lieferungen erst dann, wenn eine akute Straßenglätte bereits eingetreten ist, ohne dass dem durch Streueinsätze hätte vorgebeugt werden können.

Wer die Verantwortung dafür jetzt den Streusalz-Produzenten zuschieben anhänge, wolle nur von eigenen Unzulänglichkeiten ablenken. „Nicht die Produzenten, sondern die Behördenleitungen entscheiden schließlich über die Bedarfsmenge“, so Hillgärtner, der neben drohender Gefahren für die Verkehrssicherheit noch eine weitere Befürchtung hegt: Unter dem Druck dringend benötigter Nachlieferungen von Streusalz könne es zudem zu verbotenen Preisabsprachen in der Branche kommen.

Um derartige Engpässe künftig zu vermeiden, fordert der Klub besonders die Kommunen auf, als Großabnehmer und Winterdienstleister die derzeitigen Methoden der Lagerhaltung zu überprüfen: „Unüberlegte Kostensenkung und die Pflicht zur Verkehrssicherung sind unvereinbar.“

Autofahrer hätten ein Recht darauf, dass die Straßenverkehrsbehörden auch im Winter einen besonderen Beitrag zur Unfallverhütung leisteten. In dem Zusammenhang geht Hillgärtner mit Stadtkämmerern und Finanzministern hart ins Gericht: Sie benutzten „offenbar den Rücken der Bürger als Schreibunterlage für ihren Rotstift“. Die durch Staus und Unfälle entstandenen Kosten – verursacht durch nicht geräumte Straßen – bekämen dann die Verkehrsteilnehmer aufgebürdet.

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