Atlanta in Georgia und das Geheimnis der braunen (Coca Cola-)Brause

Atlanta. – Das Rezept! Wer nach Atlanta kommt und weiß, dass die Hauptstadt des südlichen US-Bundesstaates Georgia zugleich Stammsitz des weltweiten Coca-Cola-Imperiums ist, der wird sicher auch darauf neugierig sein – auf die legendäre Rezeptur der braunen Brause. King Memorial, CNN oder Coca-Cola-Museum Bis zum Rückflug am späten Nachmittag nach Deutschland haben wir noch viel Zeit. Ken, der Autor von Reiseführern vornehmlich über US-amerikanische Ziele, schlägt das King Memorial Center vor, gewidmet dem Andenken an den 1929 in Atlanta geborenen und 1968 in Memphis/Tennessee erschossenen schwarzen Prediger und Bürgerrechtler Martin Luther King. Oder eine Studiotour bei CNN, dem ersten reinen Kabelnachrichtenkanal, der hier, 1980 gegründet, ebenfalls seine Hauptbasis hat. Von da ist es dann nicht mehr weit zum neuen Coca-Cola-Museum. Jedenfalls kann man ihn neben dem Georgia Aquarium schon sehen, den bunten Schrein der „erfolgreichsten Limonade aller Zeiten“ am Pemberton Place.

In der „Glückseligkeits-Fabrik“

Das Parkhaus, Abstellgebühr zehn Dollar, hat an diesem Tag um diese Zeit noch genug Platz. Keine Schlangen an den Kassenhäuschen. Keine Probleme an den – wir sind in den USA! – Sicherheitsschleusen. Die ersten Fotos für diese Geschichte. Und zur Einstimmung, natürlich, die Frage: Was trinken Sie am liebsten? Wobei es Besucher gibt, die wie der Kollege aus Hamburg darauf antworten: „Auf keinen Fall Coca-Cola!“ Türen öffnen sich wie von Geisterhand. Comic-Kino ist angesagt in der „Glückseligkeits-Fabrik“, in der es um, wie kann es anders sein, Coca-Cola geht. Die nächsten Türen, die nächsten Stationen, an denen man sich von nun an auch alleine umschauen darf. Coca-Cola früher, Coca-Cola heute. Sogar eine in Betrieb befindliche Abfüllstation ist aufgebaut. Reinigungskraft mit Poliermaschine stets bereitEine Etage höher lassen sich alle Produkte vom „größten Anbieter alkoholfreier Erfrischungsgetränke“ – mehr als 60 sollen es [foto id=“514524″ size=“small“ position=“right“]weltweit sein – probieren; zum sofortigen Säubern des mitunter entsprechend klebrigen Bodens ist stets eine Reinigungskraft samt Poliermaschine da. Es geht um Werbung im Wandel der Zeiten. Jemand drückt uns eine Spezialbrille in die Hand, ehe wir den 4D-Vorführraum betreten; die vierte Dimension, das sind in diesem Fall Stühle, die sich mit der Handlung auf der Leinwand bewegen. Die Handlung ist das – Rezept! Die Formel 7X100, warum auch immer so genannt, soll eines der bestgehüteten Geheimnisse sein und angeblich in einem Tresor liegen, zu dem nie mehr als zwei Menschen Zugang haben. Mythos reicht schon über 125 Jahre zurück Die demnach auch die schriftlich niedergelegte Grundlage des Mythos Coca-Cola kennen müssten. Und der reicht nun schon über 125 Jahre zurück: 1886. John Pemberton, Arzt und Apotheker aus Atlanta, stellt ein Mittel her, das – mit Wein, Kolanüssen, Damiana und einem Extrakt aus den Blättern der Cocapflanze gebraut – gegen Müdigkeit, Kopfschmerzen und Depressionen helfen soll. Atlanta führt die Prohibition ein, verbietet die Alkoholproduktion. Der Wein muss aus dem Getränk, das anfangs für fünf Cent pro Glas und mit Sodawasser vermischt in Drugstores und Sodabars angeboten wird.

Produkt wird im großen Stil vermarktet

Coca-Cola ist erfunden. Vermutet wird, dass Pemberton, der Kriegsveteran, Geld für seine Morphinsucht braucht. Er verkauft das Rezept. Pemberton stirbt. Der Mann, der sich alle Rechte beschafft hat, ein Apothekengroßhändler namens Asa Griggs Candler, gründet 1892 die Coca-Cola Company, lässt Coca-Cola als Marke schützen und beginnt, das Produkt im großen Stil zu vermarkten.

Keine künstlichen Aromen

Die braune Brause erobert die Welt. Im Zweiten Weltkrieg werden eigens Abfüllanlagen an den Kriegsschauplätzen errichtet, um die Versorgung der GIs mit Coca-Cola sicherzustellen. Irgendwo lesen wir sogar: Coca-Cola habe als „Rückgrat der Moral der Soldaten“ gegolten. Für das Militär füllt das Unternehmen 1950 Coca-Cola erstmals in Dosen ab. Anfang der 1980er-Jahre kommt die kalorienärmere „Diät-Coke“ als Coca-Cola Light auf den Markt, wird zum Erfolg. Als 1985 das Ursprungsrezept geändert wird, protestieren Verbraucher massiv. „Seit der Erfindung“, stellt das Unternehmen klar, „beinhaltet Coca-Cola keine künstlichen Aromen und zugesetzte Konservierungsstoffe.“ Schon gar nicht habe es jemals Kokain enthalten; in den USA läuft Coca-Cola inzwischen nur als „Coke“, was Koks als Heizmaterial bedeuten kann, aber umgangssprachlich auch für Kokain verwendet wird.[foto id=“514525″ size=“small“ position=“left“]

Süßes mit saurem Geschmack

Die Hauptgeschmacksträger jedenfalls waren und sind Experten zufolge echte Vanille sowie Orangen-, Zitronen- und Zimtöle. „Für den sauren Geschmack sorgt Phosphorsäure“, urteilen sie, „für die Süße gewöhnlicher Haushaltszucker.“ Auf dem Etikett finden sich als Zutaten jedenfalls Wasser, Zucker, Kohlensäure, ein Lebensmittelfarbstoff, ein Säuerungsmittel, Aroma und Aroma-Koffein. Und im Internet ist die Rede davon, dass das aus der Feder eines Pemberton-Angestellten stammende Ur-Rezept inzwischen doch gefunden ist. Demnach muss man Koffeinsäure und Limonellensaft in kochendem Wasser mischen, Vanille und Essenzen zusetzen und warten, bis alles abgekühlt ist …

Koka und Kola jetzt keine Zutaten mehr

Coca-Cola leitet sich als Name übrigens aus den ursprünglichen, jetzt aber nicht mehr verwendeten Zutaten Kokablatt (englisch: coca leaves) und Kolanuss (englisch: cola nut) ab. Jeden Tag sollen weltweit über eine Milliarde Menschen eines der Produkte des Unternehmens trinken, was pro Jahr rund 135 Milliarden Litern oder einer fast zwölf Mal um den Äquator reichenden Einliter-Flaschen-Reihe entsprechen würde. Als größter Konkurrent gilt Pepsi; mit ihm führt das Unternehmen aus Atlanta den „Cola-Krieg“. Nordkorea, Myanmar, das frühere Birma/Burma, und Kuba gehören zu den Ländern, in denen Coca-Cola angeblich nicht verkauft wird. Offiziell jedenfalls nicht.

Info Atlanta

Atlanta zählt im Kernbereich über eine halbe Million Einwohner. Der Flug zum Hartsfield Jackson International Airport mit dem zuletzt höchsten Passagieraufkommen der Welt dauert zwischen neun und zehn Stunden. Zur Einreise reicht der Pass. Klimatisch liegt Georgia auf Höhe Nordafrikas. Im Sommer kann es im Süden oft schwül-heiß werden, im Winter schneit es im Norden. Wir waren untergebracht im „Mansion on Peachtree“ (Hochhaus-Hotel, fünf Sterne, 127 Zimmer/Suiten, [foto id=“514526″ size=“small“ position=“right“]www.rwmansiononpeachtree.com). Kulinarisch dreht sich auch oder vor allem in den Südstaaten viel um Fleisch. Neben guten US-Weinen gibt es zudem gutes US-Bier. Information: Visit USA Commitee Germany, Thalkirchner Straße 14, 80337 München, www.vus.travel.de.

Service Auto

Die Verkehrsregeln in den USA sind von Bundesstaat zu Bundesstaat teilweise unterschiedlich. Die Tempolimits bewegen sich in Ortschaften in der Regel bei 25 bis 30 Meilen pro Stunde, was etwa 40 bis knapp Tempo 50 entspricht, in Schulnähe bei 15 Meilen oder um Tempo 25, außerorts bei 55 Meilen, knapp 90 Stundenkilometern, auf mehrspurigen Straßen bei 60 bis 65 Meilen, etwa 100 bis 105 Stundenkilometern. Die Interstates sind mit Autobahnen vergleichbar, die Highways mit Bundesstraßen, die Freeways mit Kraftfahrstraßen. Alkohol am Steuer ist verboten. /Fotos: Koch

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