Risikoanalyse

Atradius: Zahlungsrisiken in Autoindustrie erhöhen sich weiter

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Atradius sieht in der aktuellen Debatte um Diesel- und Benzinmotoren erhöhte Liquiditätsgefahren für Automobilzulieferer. Nach Einschätzung der Risikoanalysten des Kreditversicherers drohen in absehbarer Zeit mehrere spezialisierte Komponenten- und Einzelteilanbieter in Zahlungsschwierigkeiten zu geraten, sollte der Anteil von Dieselzulassungen in Deutschland im selben Tempo zurückgehen wie zuletzt. Auf lange Sicht könnten laut Atradius generell Firmen finanzielle Probleme bekommen, die sich weiterhin stark auf Verbrennungsmotoren konzentrieren.

Automobilzulieferer sollten schnell auf Innovationsanforderungen reagieren können

"Der Ausgang des Nationalen Forums Diesel dürfte den Trend zu alternativen Antrieben weiter beschleunigen. Das vergrößert erneut die Unsicherheit bei vielen Zulieferern", sagt Michael Karrenberg, Regional Director Risk Services Germany, Central, North, East Europe & Russia/CIS von Atradius. "Die Spezialisierung auf einzelne Verbrennungsmotorkomponenten - worauf viele Anbieter bis vor wenigen Jahren noch gesetzt haben - könnte sich jetzt als Nachteil erweisen. Künftig werden diejenigen Akteure am wettbewerbsfähigsten sein, die breiter aufgestellt sind, sich bereits auf die neuen Technologien eingestellt haben oder über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, um schnell auf Innovationsanforderungen reagieren zu können."

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Rückläufiges Interesse an Dieselmodellen

Der Anteil der Dieselautos an den Gesamtzulassungen ist in Deutschland zuletzt deutlich zurückgegangen. Laut des Verbands der Automobilindustrie betrug er im Juli 2017 40,5 % nach 47,1 % im Vorjahresmonat. Atradius weist aufgrund der jüngsten Entwicklungen auf erhöhte Liquiditätsgefahren bei nachgelagerten, kleinen und mittleren Zulieferern für Dieselfahrzeuge hin, deren Kernprodukte zum Beispiel bei Einspritzanlagen, Filtersystemen, Antriebswellen, Abgasanlagen oder Getrieben zum Einsatz kommen. Lässt die Nachfrage nach Dieselfahrzeugen weiter nach, wird es für diese Unternehmen schwer, die für sie notwendigen Stückzahlen zu verkaufen. „Zahlungsprobleme können im schlimmsten Fall bereits innerhalb von zwei Quartalen eintreten“, erläutert Michael Karrenberg.

Atradius: Stärkerer Fokus auf zukunftsfähige Produkte in der Risikoprüfung

Die Autoindustrie nimmt bereits seit Längerem eine Reihe von Trends und Entwicklungen wahr, die sich auf das Geschäft auswirken. Hierzu zählen zum Beispiel höhere Ansprüche an die Umweltverträglichkeit von Fahrzeugen und sich verändernde Mobilität, etwa durch so genannte Carsharing-Modelle. Aufgrund der jüngsten Ereignisse rund um Abgasfahrzeuge rechnet Atradius mit einer weiteren Beschleunigung dieses Wandels. Die Risikoanalysten des Kreditversicherers sehen aktuell einen hohen Druck auf der Dieselzuliefererindustrie, da sie bei zurückgehenden Umsätzen in Innovationen investieren muss. Verschärft wird die Situation unter anderem durch die Diskussionen über Fahrverbote in deutschen Städten, die zunehmende Konkurrenz von Elektrofahrzeuganbietern aus den USA und Asien oder die Ankündigungen Frankreichs und Englands, mittelfristig keine Verkäufe von Verbrennungsfahrzeu¬gen mehr zuzulassen. Auch in Deutschland gibt es aktuell eine Debatte über einen solchen Zulassungsstopp.

"Früher oder später wird die veränderte Mobilität die gesamte Wertschöpfungskette von Verbrennungsmotoren betreffen", prognostiziert Michael Karrenberg. "Viele Subzulieferer stehen vor der Herausforderung, schnell ihr Produktportfolio den neuen Anforderungen anzupassen und Dienstleistungen rund um die Elektromobilität zu entwickeln. Insofern werden wir die Geschäftsmodelle der Firmen künftig noch intensiver hinterfragen." Atradius bewertet in der Risikoprüfung auch die Wandel- und Zukunftsfähigkeit der jeweiligen Abnehmer seiner Kunden.

"Geringe Risiken sehen wir hingegen bei großen diversifizierten Systemlieferanten und bei den Herstellern selbst, unter anderem, weil sie über ausreichend Forschungs- und Entwicklungskapazitäten verfügen, den Wandel mitzugehen", sagt Michael Karrenberg. "Die entscheidende Frage wird sein, wann auf die neue Mobilität umgestellt wird."

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