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Audi
Audi geht gerade durch eine Durststrecke. Während die süddeutschen Top-Rivalen von BMW und Mercedes ein neues Modell nach dem anderen in die Schaufenster stellen, muss die VW-Edeltochter auf Bewährtes und Bekanntes setzen. Die Nachfolger von A4, A6 oder auch der Nobellimousine A8 sind längst nicht startbereit. Für die wartenden Händler gibt es dennoch ein Trostpflaster. Sie können einer kleinen, aber durchaus feinen Kundschaft demnächst die Neuauflage einer Ikone bieten. Und die dritte Generation des schmucken TT hat es durchaus in sich.
Das in den Grundzügen nur wenig veränderte Alu-Kleid des kompakten Sportflitzers konnte bereits auf dem Genfer Autosalon bestaunt werden. Der Neue ist mit jetzt 4,18 Metern Länge um exakt einen Millimeter kürzer, hat aber einen um immerhin 3,7 Zentimeter längeren Radstand. Das fällt mit bloßem Auge nicht wirklich auf. Eher schon die deutlich veränderte Frontpartie, die ein wenig dem Supersportwagen R 8 nachempfunden ist. Durch die größeren Lufteinlässe kommt der jetzt trapezförmige Kühlergrill noch wuchtiger daher. Der übrigens wurde von der Last der vier Ringe befreit. Das Audi-Emblem wanderte auf die Motorhaube.[foto id=“503963″ size=“small“ position=“right“]
Am auffallendsten sind die ebenfalls neu gestalteten Scheinwerfer, die mit dem neuen LED-Matrix-Licht bestückt werden können. Dessen Tagfahrleuchten bilden nunmehr ein auf dem Rücken liegendes „F“. Durchaus reizvolle Retuschen finden sich auch am Heck. Die Spoilerlippe ist nun stärker ausgeprägt, in den Rückleuchten begegnet man wieder dem erwähnten „F“. Auspuffpaare an beiden Seiten stehen für ausgeprägte Sportlichkeit. Alles wirkt ein wenig breiter, als es der Zollstock aussagt. Trotz alledem ist der TT auf den ersten Blick als der Einzige seiner Art erkennbar geblieben. Und das ist auch so gewollt.
Doch wesentlichen Werte des neuen TT offenbaren sich jedoch erst beim Eintauchen ins technische Innenleben, das Audi jetzt im Detail präsentierte. Nahezu jedes Bauteil kam auf den Prüfstand, ob denn nicht ein paar Gramm an Gewicht eingespart werden können. Ob 17 Kilogramm bei Türen und Klappen, 2,6 Kilogramm beim elektrischen Bordnetz oder fünf Kilogramm bei den neu geformten Sportsitzen, die Abmagerungskur brachte in Summe gut 50 Kilo auf die Waage. Ein stolzer Wert bei einem ohnehin recht leichten Auto wie einem Sportcoupé. Den größten Anteil daran hat die Verwendung von gut einem Drittel Aluminium, gemixt mit einer Vielzahl anderer Werkstoffe. „Das richtige Material in der richtigen Menge an der richtigen Stelle für die optimale Funktion“, meint Projekteiter Markus Siewert.
Die ersparten Pfunde tragen dazu bei, das der TT mit einem recht ordentlichen Verbrauch von nur 4,2 Litern auf 100 Kilometer beim 184 PS starken Zweiliter-Diesel unterwegs sein kann. Das Spitzenmodell TTS Quattro mit seinen 310 PS ist mit 7,1 Litern ebenfalls vergleichsweise genügsam. Natürlich nur dann, wenn man die Kraft nicht ausreizt, im Auswahlmenü [foto id=“503964″ size=“small“ position=“left“]den Modus „Economy“ wählt und den rechten Fuß möglichst in Zeitlupe bewegt. Was der neue TT in der Praxis aus dem Tank saugt, werden spätere erste Fahrtests klären müssen.
Schon erlebbar dagegen die wohl überraschendste Innovation, die noch kein anderer Hersteller zu bieten hat. „Wir haben völlig neu gedacht und nahezu alles bisher Übliche auf den Kopf gestellt“, erinnert sich Werner Hamberger, der bei Audi für die Bedienkonzepte zuständig ist. „Unser Ziel war es, den Kontakt des Fahrers zu seinem Auto schneller, direkter und vor allem auch einfacher zu machen“. Heraus kam das erste virtuelle Cockpit in einem Serienauto. Die gesamte Fläche hinter dem Lenkrad wird von einem 12,3-Zoll-Monitor beherrscht. Auf ihm können verschiedene Motive gewählt werden. In der Standardansicht zum Beispiel die perfekte Nachbildung der vertrauten klassischen Rundinstrumente.
„Weil sich die Zeiger ja ständig bewegen, mussten wir die Rechenleistung anpassen und liefern jetzt 60 Bilder pro Sekunde. Da ruckelt nichts, alles ist geschmeidig wie bei den alten Analoginstrumenten“, berichtet Hamberger nicht ohne Stolz auf seine Mannschaft. In den hochauflösenden Monitor können aber auch die Navigationskarte, die Musiksammlung auf der integrierten Festplatte oder das Telefonverzeichnis des Handys dargestellt werden. Tacho und Drehzahlmesser ziehen sich dann verkleinert in die Ecken des Bildschirms zurück. „Alles im direkten Blickfeld des Fahrers“, sagt der „Bedienpapst“ von Audi.
Und die Ablenkung des Fahrers? Werner Hamberger beruhigt und verweist auf ausführliche Tests mit Versuchspersonen: „Es gibt keine messbare Veränderung der Aufmerksamkeit des Fahrers. Der Blick in die Mitte des Armaturenbretts auf einen dort platzierten Monitor lenkt deutlich mehr ab“. Kombiniert wird das neuartige Cockpit, in dem übrigens auch das Bild der Rückfahrkamera eingeblendet wird, mit dem bekannten Rundschalter zwischen den Sitzen. „Wir haben auch die Spracheingabe verbessert“, berichtet Hamberger weiter und sagt unvermittelt: „Ich will mit Peter sprechen“. Umgehend erscheinen auf dem Bildschirm alle potenziellen Gesprächspartner, die das Telefonbuch des Handys mit diesem Vornamen anzubieten hat. „Jetzt nur noch den richtigen auswählen und die Verbindung steht“. Sicher, das können andere Hersteller auch, aber eben nicht so schnell und so simpel in der Bedienung.
Bei allem Wiedererkennungswert zum heutigen Modell hat der TT also durchaus Neues zu bieten, setzt allerdings auf etwas Geduld bei künftigen Kunden. Denn der Verkaufsstart für den in Ungarn gebauten Kult-Sportler ist erst im Herbst. Der geplante offene Roadster kommt sogar erst im nächsten Frühjahr, das dann vielleicht ähnliches Cabriowetter bietet wie der Frühling 2013.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 17.03.2014 aktualisiert am 17.03.2014
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