Mercedes-Benz

Auf die Hundertstel genau: Daimler stellt bei Silvretta-E-Auto 2011 größte Flotte

Partenen – Das fängt gut an: Das Nullen des Tageskilometerzählers vergessen und damit womöglich schon beim Start die ganze Tour vermasselt! Matthias ahnt, was das für ihn als Beifahrer bedeutet, nämlich an fast jedem der im Roadbook aufgeführten Wegpunkte zusätzlich zu rechnen. Als hätte er nicht so schon genug zu tun: Die Fahrtrichtung ansagen. Auf markante Punkte hinweisen. Wie weit es bis zur nächsten Abbiegung ist. Wann die nächste Wertungsprüfung kommt. In wieviel Sekunden – auf die Hundertstel genau! – die festgelegte Kurzstrecke zurückgelegt werden muss. Die Zeit einhalten und per Uhr mitstoppen. Die Bordkarte abgeben. Den Stempel aufdrücken lassen.

Gleich sieben Elektrofahrzeuge

Partenen im Montafon in Österreich. Wir nehmen mit unserem Smart-Stromer, Startnummer 212, an der aus drei Tagesetappen bestehenden Silvretta-E-Auto 2011 teil. Gleich mit sieben Elektrofahrzeugen ist Daimler bei der Rallye vertreten, die nach 2010 in diesem Jahr erst zum zweiten Mal als Ergänzung zur Silvretta [foto id=“367696″ size=“small“ position=“left“]Classik für Oldtimer stattfindet. Die Stuttgarter stellen erneut die größte Flotte. Neben zwei Smart Electric Drive sind noch zwei Elektro-A-Klassen, zwei BrennstoffzellenB-Klassen und der knallgelbe Supersportwagen SLS AMG E-Cell dabei.

Gleichmäßig, geschickt und präzise

Drei Tage geht es durch die Vorarlberger Berglandschaft. „Dabei kommt es nicht auf Geschwindigkeit an, sondern auf gleichmäßiges Fahren, auf Geschicklichkeit, auf Präzision“, sagt Organisationsleiter Harald Koepke im Vallülasaal am Startort Partenen beim Fahrerbriefing, das Pflicht ist, während draußen vom Duesenberg A Tourer, Baujahr 1923, mit der Startnummer 1 bis hin zum Mini Cooper S Competition, Baujahr 1964, mit der Startnummer 159 auch schon die Klassiker der Hauptrallye – der jüngste Oldtimer ist ein Porsche 911 Carrera C2, Baujahr 1990, warten. Gut 300 Kilometer sind für die 32 teilnehmenden Stromer zurückzulegen, auf insgesamt 5500 Höhenmetern Steigungen von bis zu 14 Prozent zu bewältigen. „Damit ist die E-Rallye fast doppelt so lang wie im Premierenjahr und deutlich anspruchsvoller“, vergleicht Daimler-Sprecherin Eva Wiese, die schon 2010 mit von der Partie war.

Jutta Benz fährt in Brennstoffzellen-B-Klasse mit

Gleich geht’s los. Und es liegt was in der Luft. „Riechen Sie mal“, sagt Jutta Benz auf dem Weg zu ihrer Brennstoffzellen-B-Klasse an den ersten Oldtimern vorbei, die nach und nach bereits starten. Der Geruch von Benzin ist der Urenkelin des Mannes in die Nase gestiegen, der am 29. Januar 1886 das erste Patent [foto id=“367697″ size=“small“ position=“left“]auf einen Motorwagen angemeldet und vor 125 Jahren das Automobil erfunden hat. Wir rollen von der Rampe. Vor uns die erste Tagesetappe, die zugleich die „Königsetappe“ ist.

Auf Hochalpenstraße in fast 2040 Meter Höhe

Von Partenen führt die Strecke sofort gut 30 Serpentinen hinauf auf den mit 2037 Metern höchsten Punkt der Silvretta-Hochalpenstraße. Die ist ursprünglich angelegt worden, um die Vermunt-Staumauer zu bauen, erzählt uns jemand später. 1938 habe man sich jedoch entschieden, die Strecke zur Errichtung der Silvretta-Staumauer eben bis auf die Bieler Höhe zu verlängern, die das Vorarlberger Montafon mit dem Paznauntal in Tirol verbindet. Das Stück hinunter nach Galtür sollte aber noch bis 1954 auf sich warten lassen. Unten in Ischgl wenden wir. So können die Zuschauer an der Strecke vor den modernen Stromern auch die rollenden Pretiosen nochmal beim Passieren der Passhöhe und der Kehren bewundern. Was die inmitten des Alpenpanoramas zum Teil freilaufenden Kühe wohl denken, als wir sie das zweite Mal passieren?

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Achtung, auch geheime Kontrollen!

Uns, die Stromer, hören sie jedenfalls nicht. Und wenn sie uns sehen, schrecken sie keinesfalls zurück, kauen gemächlich weiter. Die haben die Ruhe weg! Wir dagegen müssen aufpassen, dass wir nicht in eine geheime Durchfahrtskontrolle oder eine geheime Wertungsprüfung geraten. „Das kann schon am ersten Tag [foto id=“367699″ size=“small“ position=“left“]kommen“, hat vor dem Start Organisationsleiter Koepke ausdrücklich betont, „muss aber nicht.“

Bei Verstößen gibt es Strafpunkte

Geheime Wertungsprüfungen sind laut Reglement stets 100 Meter lang und mit einer Sollzeit von 15 Sekunden zu absolvieren. Selbst wenn sie nicht geheim ist: Fährt man eine Durchfahrtskontrolle nicht oder aus der falschen Richtung an, gibt es Strafpunkte. Und die Liste der Strafpunkte ist nicht gerade klein, reicht von einem pro hundertstel Sekunde Abweichung von der Sollzeit über 50 für Verspätung am Start bis hin zu 2000 für Verstoß gegen die „Sanduhrklassen-Bestimmung“.

Los geht’s: 30 Meter in sechs Sekunden

Viel können wir nicht falsch gemacht haben. Als wir nach der abschließenden Wertungsprüfung – 30 Meter in sechs Sekunden – am Tagesziel auf dem Kirchplatz in Schruns eintreffen, steht fest: In unserem Elektro-Smart schaffen wir am ersten Tag Platz sieben. Nicht schlecht in einem E-Auto-Teilnehmerfeld, für das sich im neuen Opel Ampera sogar frühere Rallye-Größen wie Christan Geistdörfer, lange Co-Pilot von und zweimal Rallye-Weltmeister mit Walter Röhrl, angemeldet haben. In der internen Daimler-Wertung sind [foto id=“367700″ size=“small“ position=“left“]wir damit sogar spitze.

In den Bregenzer Wald und durchs Montafon

Schade, dass wir übergeben müssen. Kollegen fahren die Rallye weiter. Tagesetappe zwei führt in den Bregenzer Wald über Bartholomäberg und Fischerstöbli, Sankt Anton und Vadans bis nach Gaschurn zum großen Därfli-Fest, Tagesetappe drei unter anderem über Silbertal und Brand noch einmal durchs Montafon. Am Ende jedenfalls gelingt Startnummer 212 vor den Mercedes und dem zweiten Electric-Drive-Smart Platz zehn.

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„Bereits heute praxistauglich und zuverlässig“

„Mit der Teilnahme an dieser Rallye haben wir einmal mehr bewiesen, wie praxistauglich und zuverlässig unsere Elektrofahrzeuge bereits heute sind“, fasst Daimler-Sprecherin Wiese zusammen. Selbst die [foto id=“367702″ size=“small“ position=“left“]erhöhten Anforderungen in diesem Jahr hätten keine Hürde dargestellt. Und ganz offensichtlich auch das gleich am Start vergessene Nullen des Tageskilometerzählers nicht. Beifahrer Matthias sei Dank.

Von der Vorkriegszeit bis Jahrgang 1990

Bei der Silvretta handelt es sich um eine Gebirgsgruppe im Osten der Zentralalpen. Sie hat der 1997 erstmals gestarteten Classic-Oldtimer-Rallye und der seit 2010 angeschlossenen E-Auto-Rallye im Montafon im österreichischen Vorarlberg ihren Namen gegeben. In rund 150 seltenen und historischen Automobilen von der Vorkriegszeit bis Jahrgang [foto id=“367703″ size=“small“ position=“left“]1990 nahmen diesmal, ergänzt um mehr als 30 Fahrzeuge mit Hybrid-, reinem Batterie- oder Brennstoffzellen-elektrischem Antrieb, Teams aus fast zehn Ländern teil. An drei Tagen standen 13 Zeitkontrollen und 22 Wertungsprüfungen an.

Die Sieger mit den wenigsten Strafpunkten

Den Sieg bei den Oldtimern holten sich im Toyota Land Cruiser, Baujahr 1982, die zweifache Rallye-Weltmeisterin Isolde Holderied und Beifahrer Max Engel mit 463 Strafpunkten, bei den E-Fahrzeugen Audi-Elektromobilitäts-Chef Franciscus van Meel und Beifahrer Gerhard Gruber im A1 e-tron mit 441 Strafpunkten.

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