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Jozef Kaban ist ein glücklicher Mensch. Dass er beim Betreten des Frühstücksraums in einem Prager Fünfsterne-Hotel noch ein wenig müde wirkt, schmälert diesen Eindruck nicht einmal im Ansatz. Der zurückliegende Abend hatte dem Chefdesinger von Skoda einen großen Moment beschert. Vor hunderten von Medienvertretern aus 35 Ländern, vor seinem Vorstand, vor den Augen der politischen und kulturellen Prominenz seiner tschechischen Heimat bis hin zu Karel Gott hatte er in einer mitreißenden Performance den jüngsten Höhepunkt monatelanger Arbeit seines rund 70köpfigen Teams präsentieren dürfen, den neuen Superb. Das künftige Topmodell der VW-Tochter. Bei einem Cappuccino bleibt dennoch Zeit, über die Rolle eines Designchefs, seine Aufgaben und spezifischen Herausforderungen zu plaudern.
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Der neue Superb markiert den vorläufigen Höhepunkt in Kabans Arbeit für Skoda. Ein Ergebnis von intensiver Teamwork, wie er schnell betont: Niemand kann alleine ein Auto zeichnen. Natürlich ist eine neue Mittelklasselimousine als Flaggschiff einer Marke spektakulär. Auch die Kombi-Version des Superb, die im Herbst in Frankfurt Weltpremiere feiert ist bereits fertig, doch findet Jozef Kaban sofort den Schwenk zum Fabia, der 2014 auf den Markt kam. Denn der Kleinwagen war das erste Modell, das die neue Designsprache von Skoda repräsentiert.
Den Schritt zur neuen Sprache bezeichnet der 42jährige als „nur folgerichtig“ im Kontext der Entwicklung, die die Marke insgesamt in den letzten Jahren genommen hat. Mit hoher Funktionalität, einem in fast allen Fahrzeugklassen überdurchschnittlichen Raumangebot und hoher Alltagstauglichkeit hatten die Modelle aus dem nord-tschechischen Mlada Boleslav eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte geschrieben, die es den Verantwortlichen erlaubte, jedes Jahr neue Rekordzahlen bei Produktion und Verkauf an die Konzernzentrale in Wolfsburg zu melden. Es durfte, nein, es musste nun mehr sein. Die Herausforderung für den Paradigmenwechsel im Design formuliert Kaban folgendermaßen: „Wir wollten die anerkannte Funktionalität mit einem ausdrucksstarken Design verknüpfen, das bei den Kunden auch Emotionen weckt.“
Eine komplexe Herausforderung, denn die Emotionalität darf nur die Zugabe zur bewährten Alltagstauglichkeit geben, an der gestalterische Prinzipien nicht die geringsten Abstriche beanspruchen dürfen. Darüber hinaus blickt Skoda auf eine lange Tradition emotionaler Autos zurück. Wie den Superb ab 1934 oder den Popular Monte Carlo aus den Dreißigern. Der Auftritt der jüngsten Modelle von Skoda repräsentiert ganz bewusst den unverwechselbaren Charakter ihres Herkunftslandes, den unter anderem eine lange Tradition der Handwerkskunst, der Kultur und Geschichte geprägt hat. Jozef Kaban: „Skodas sind nicht zuletzt so erfolgreich, weil sie als Produkte mit unverwechselbaren tschechischen Merkmalen wahrgenommen werden. Das schätzen die Kunden in Europa ebenso, wie in China oder Russland.“
Was Ausländer kaum zur Kenntnis nehmen, ist die Bedeutung des Autobauers in seiner Heimat. „Für die Tschechen“, so Jozef Kaban, „ist Skoda mehr als ein Unternehmen. Die Marke ist ein nationales Symbol. Ein Aushängeschild. Nicht zuletzt weil es so Skoda erfolgreich gelungen ist, sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs einerseits mit westlicher Hilfe erfolgreich neu zu erfinden, ohne einen eigenständigen Pfad verlassen zu müssen.“
Kabans persönlicher Erfolg lässt sich nur aus den behutsamen Äußerungen erschließen. Fachlich brillant zu sein, genügt dabei nicht. In seiner Position muss er moderieren, taktieren, überzeugen, die Arbeit seiner Mannschaft auf Bühnen mit den Qualitäten eines Rockstars präsentieren. Egal ob sich das Auditorium aus dem Konzernvorstand oder Hunderten von Prominenten und Medienvertretern handelt.
Der Designer bekennt sich zu Naturwissenschaften und zur Freude an der Mathematik: „Autodesign beginnt mit geometrischen Formen. Sie müssen für die Festlegung optimaler Proportionen berechenbar sein.“ Gestaltung bei einem Produkt wie einem Auto ist nichts, wenn es die Gewährleistung der Funktionalität durch die Entwicklungsarbeit der Ingenieure behindert. Und letztendlich miss sich jede Umsetzung in der Fertigung unter dem strengen Kostendiktat humorfreier Rotstifte aus dem Controlling bewähren.
Die automobile Kompetenz der obersten Konzernführung lässt sich für Jozef Kaban relativ leicht in kongeniale Unterstützung umsetzen: „Martin Winterkorn und Ferdinand Piech sehen stets das gesamte Produkt. Wenn eine gestalterische Lösung konsequent und richtig ist, aus Sicht der Kostenrechner jedoch zu teuer, stellt sich besonders Ferdinand Piech gerne mit einem Lächeln hinter seinen Designer.“ Der erste Auftritt des neuen Superb bestätigt die Richtigkeit dieser Strategie. Ein Cappuccino ist keine Ziehharmonika und kann in einem engen Terminkalender nur die Rolle des entspannenden Begleiters bei einem kurzen Durchatmen spielen. Das ist schade, denn als Gesprächspartner kann Jozef Kaban Stunden, wenn nicht Tage füllen. Aber an einem Frühstückstisch entstehen letztendlich keine neuen Autos.
geschrieben von AMP.net/nic veröffentlicht am 19.02.2015 aktualisiert am 19.02.2015
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