Nur 1,4 Tonnen Gewicht
Mit dem neuen Modell hat der F150 rund 300 Kilogramm abgespeckt. 1,4 Tonnen blieben übrig, viel weniger als sein beeindruckendes Äußeres suggeriert. Ford ist stolz auf die neue Karosserie aus Aluminium und legt Wert auf die Feststellung, dass es sich dabei um eine Qualität handelt, wie sie auch das Militär nutzt. Und schon kommt wieder die aus so vielen Filmen stammende Phantasie hoch von den Winchester-Gewehren in Haltern an der Heckscheibe.
Unter der wuchtigen Karosserie steckt eine klassische Allradler-Technik mit Leiterrahmen und einer – allerdings geführten – Starrachse mit Blattfedern. Die Lenkung kommt total ohne Rückmeldung an den Fahrer aus und zwingt einen so großen Wendekreis auf, der die Suche nach dem typischen engen Parkplatz in einer deutschen Kleinstadt zu mühsamer Millimeterarbeit werden lassen kann.
Doch die schiere Größe, die Kraft, der Klang und der Blick auf die grob geschnitzten, aber angenehm anzuschauende, edel bezogene Instrumententafel erzeugen beim Fahrer schon nach kurzer Zeit ein unvergleichliches Hochgefühl, nicht nur wegen der hohen Sitzposition: Hier kommt der König der Straße, dem niemand etwas anhaben kann, schon wegen des militärischen Alus. Unser Exemplar stand mit einem Endpreis von 61.500 US-Dollar in der Liste, umgerechnet gut 57.000 Euro. Ob Ford den in Europa offiziell anbieten sollte? Wohl eher nicht. Auch in Zukunft wird Ford es Importeuren überlassen, den F150 an bekennende Freude von Pickups amerikanischer Bauart zu liefern, die knochenharte Federung (noch) nicht fürchten.
Bei einem anderen Vertreter der Produktpalette kann man das mühelos anders sehen. Der Ford Explorer kann mit seiner an Land Rover-Modelle erinnernden Silhouette als Wettbewerber gegen einige in Europa real existierende SUV der Mittelklasse antreten. Hätte er einen Dieselmotor, Sitze mit längeren Oberschenkelauflagen und besserem Seitenhalt, könnten wir uns unseren Ford Explorer Sport in der Platinum-Ausstattung auch in Europa vorstellen. Sein Preis von 54.750 US-Dollar in dieser Ausstattung (umgerechnet gut 50.000 Euro) würde ebenfalls passen, auch wenn – wie üblich – in Europa ein höherer Preis als in den USA aufgerufen wird.
Dennoch, der Preisunterschied zwischen dem hochgerüsteten Nutzfahrzeug F150 und dem Explorer zeigt, dass sich der letztere auf einem höheren technischen und Qualitätsniveau bewegt. Herz eines Antriebs ist auch beim Explorer der 3,5-Liter-V6 Ecoboost mit 370 PS, in diesem Fall aber mit dem niedrigeren Drehmoment von 425 Nm. Damit bewegt der Explorer seine 2,2 Tonnen sehr flott. Bei unseren Ausflügen über amerikanische Landstraßen und Highways kamen wir nie auch nur an die Grenze der Leistungsfähigkeit, es sei denn, bei einem Spurtversuch, der beeindruckend ausfiel. Doch auch beim Explorer verzichtete Ford auf Messdaten. Unsere Smartphone zeigte rund sieben Sekunden für den Spurt von 0 auf 60 Meilen pro Stunde.
Wir hatten bewusst das Modell Sport gewählt, um nicht in das Risiko zu geraten, mit einer typisch weichen amerikanischen Fahrwerksabstimmung vorlieb nehmen zu müssen. Die Wahl erwies sich als richtig. Doch auch der Sport liebt die Gerade mehr als die Kurve, blamiert sich in Kurven aber keineswegs und gefällt sogar mit unerwartet geringer Wankneigung. Seine Sechs-Gang-Automatik „Speedshift“ schaltet schnell und weich.
So entsteht in dem 5,04 Meter langen SUV von (mit Spiegeln) 2,29 Meter Breite dennoch ein Fahrerlebnis, das in Europa in eine Reihe mit den eher komfortbetonten Vertreter seiner Art passt. Sogar der Ecoboost-Sechszylinder benimmt sich – gemessen am wahrscheinlich traurig hohen Luftwiderstand, dem hohen Gewicht und der großen Leistung – angemessen zurückhaltend. Ford nennt für die Stadt einen Verbrauch von 14,2 Litern und für die Landstraße von 10,7 Litern auf 100 km. Wie gesagt: In Europa willkommen wäre der Ford Explorer mit Diesel, besseren Sitzen und etwas weniger Blech auf den Rippen.
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