Aufschwung in der Logistikbranche birgt Herausforderungen

Nach einer Talsohle kann sich das Tansportgewerbe nun wieder über eine wachsende Auftragslage freuen. Doch das damit steigende Verkehrsaufkommen sorgt nicht nur für mehr Umsatz, sondern auch für vollere Straßen und führt dadurch zu Problemen: Aufgrund von Staus sind Termine schwerer einzuhalten und schlechte Navigationssysteme leiten die Lkw noch all zu oft durch Städte und Gemeinden, was die Anwohner stört.

Diese Probleme und Lösungsansätze wurden jetzt auf dem TÜV Rheinland-Symposium „Truck und Mobilität“ mit dem Schwerpunkt „Hightec im Lkw – Chancen für Transport und Verkehr“ am Rande des Truck Grand Prix auf dem Nürburgring von Experten diskutiert. So könnten intelligente Verkehrssysteme im erheblichen Maße dazu beitragen, den Verkehr sauberer, sicherer und effizienter zu machen. Deshalb führte das EU-Parlament im Juli dieses Jahres einen neuen Rechtsrahmen für intelligente Verkehrssysteme (IVS) ein. Die neue Richtlinie soll die europaweite Einführung innovativer Verkehrstechnologien beschleunigen. Priorität haben Verkehrs- und Reiseinformationen, das eCall-Notrufsystem sowie Lkw-Einparkhilfen. „Durch den IVS-Einsatz lassen sich die Kosten von Verkehrsüberlastungen, die auf ein Prozent des europäischen Bruttoinlandsprodukts geschätzt werden, um zehn Prozent senken“, erklärte Professor Jürgen Brauckmann, Vorstand Mobilität beim TÜV Rheinland.

Um wiederum die Verkehrsinformationen zu verbessern, hat zum Beispiel das Land Rheinland-Pfalz ein Mobilitätsportal entwickelt. Es nutzt die Infrastruktur und Informationen des Internets, um Kraftfahrer und Unternehmen mit dynamischen Verkehrsinformationen zu versorgen. Darin fließen auch die Bilder von Digitalkameras ein, die an 43 Autobahnstandorten jede Minute ein genaues Bild der aktuellen Verkehrssituation wiedergeben. Da auch das Wetter die Mobilitätsentscheidungen der Menschen beeinflusst, werden in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Wetterdienst verkehrsrelevante Wetterdaten auf dem Portal gemeldet. Alle Informationen der Seite sind mit mobilen Endgeräten auch unterwegs zu empfangen. Handys, die lediglich html-fähig sind, können die Infos in Textform abrufen. Auf diese Weise kann sich jeder Lkw-Fahrer an Bord über die Verkehrslage informieren.

Eine Anpassung der Navigationssysteme an die Bedürfnisse der Speditionsbranche hält Dr. Michael Ortgiese von der PTV Planung Transport Verkehr AG aus Karlsruhe für wichtig. Die Standard-Navigation reicht seiner Ansicht nach häufig nicht aus. Spezielle Lkw-Pfadfinder müssen beispielsweise Einschränkungen der Nutzung des innerstädtischen Straßennetzes erkennen oder „Vorzugsrouten“ zur Erschließung von Gewerbegebieten darstellen. Diese Ansicht wird von einer stichprobenartigen ADAC- Umfrage unterstützt: Demnach besitzen zwar 31 von 32 Lkw-Fahrern ein Navigationsgerät in ihrem Fahrzeug, aber nur fünf Anlagen verfügen über eine spezielle Lkw-Software.

Das führt immer wieder dazu, dass viele Städten und Gemeinden unter den für Nutzfahrzeuge ungeeigneten Umleitungsvorschlägen der elektronischen Helfer leiden. Bei einer Umfrage des Autoclubs unter Kommunen mit mehr als 10 000 Einwohnern in Deutschland meldeten 61 Prozent der Gemeinden teils erhebliche Verkehrs- und Sicherheitsprobleme durch Lkw. Die meisten Konflikte entstanden durch in Wohngebiete verirrte Brummi-Fahrer, unter Brücken hängen gebliebene Transporter oder stark befahrene Nebenstraßen. Nicht selten führt die Routenempfehlung auch dazu, dass Straßen genutzt werden, die für den Lastverkehr ungeeignet sind. Demnach müssten Software- und Kartenhersteller verstärkt Lkw-Beschränkungen und für den Nutzverkehr relevante Information in ihre Produkte einfließen lassen. Das spart den Transportunternehmen Zeit und Geld, den betroffenen Städten und Gemeinden Ärger.

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