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Das könnte Fahrspaß sein. Oder an den Grenzen der Physik durch die Kurve pfeilen, untermalt vom Grummeln und Bollern des Motors. Auch so ein Bild, das irgendwie mit dem Begriff Fahrspaß in Verbindung steht. Natürlich gibt es noch andere, etwas intellektuellere Erklärungsversuche. Etwa von Wissenschaftlern, die darauf hinweisen, dass das Auto im Grunde der letzte Freiraum des Menschen ist. Ein Raum, in dem er sich unbeobachtet fettiges Fastfood einverleibt und dazu auch noch denkbar schief zu der auf Maximallautstärke dröhnenden Musik aus dem Radio mitsingt. Das geht ja anderswo kaum mehr, daher macht es Spaß – und Spaß im Auto ist Fahrspaß. Oder?
Das Seltsame am Fahrspaß besteht darin, dass er den Menschen überaus wichtig ist, obwohl sie nicht wirklich wissen, um was genau es dabei eigentlich geht. Wie wichtig, das hat gerade erst eine Studie gezeigt. Für die hat das amerikanische Telekommunikations-Unternehmen Cisco in zehn Ländern der Welt insgesamt 1.500 Autofahrer befragt. Thema war vor allem die Frage, wie wichtig den Menschen der Datenschutz im Vergleich zu anderen Vorzügen des Autos sei. Das Ergebnis: Eher unwichtig. Vielmehr gaben 65 Prozent der Befragten an, dass sie individuelle Daten zu persönlichen Vorlieben, ihrem Fahrverhalten und weiteren Bereichen gerne weitergeben würde, wenn sie im Gegenzug unter anderem mit mehr Fahrspaß belohnt würden.
Doch dieser Spaß ist wie gesagt die große Unbekannte: „Der Begriff ist eher eine Erfindung der Werbung. In der Psychologie zum Beispiel gibt es ihn gar nicht“, sagt Rüdiger Born vom Bundesverband niedergelassener Verkehrspsychologen. Auch abseits von der [foto id=“509628″ size=“small“ position=“left“]Verwendung die viel zitierten Begriffes hält es Born für schwierig, den Spaß am Fahren in eine allgemeine Definition zu übersetzen. So könne etwa schnelles Fahren vor allem bei jüngeren und damit auch risikobereiten Menschen durchaus in gewissem Maße so etwas wie ein Spaßgefühl auslösen – anderen Menschen dagegen macht hohe Geschwindigkeit im Auto eher Angst.
Ein weiterer Falktor sei die Gewohnheit, die einem andauernden Spaß im Weg steht. „An einem schicken neuen Auto hat man anfangs sicher viel Spaß“, so Born. Mit der Zeit allerdings stellt sich die Gewohnheit ein, der Spaß geht zurück. Ähnlich sieht es bei der Kurvenfahrt aus: Es kann durchaus mal Freude bereiten, schnell um die Kurve zu fahren. Doch die eine Kurve verändert sich danach nicht – sie mehrmals zu durchfahren, wird zur eher öden und unspaßigen Routine.[foto id=“509629″ size=“small“ position=“right“]
Das alles erleichtert die Suche nach dem wahren Hintergrund des Begriffes Fahrspaß nicht unbedingt. Bei Mercedes wollte man sich vor einigen Jahren nicht mehr mit den vielen halbherzigen Theorien zur Erklärung des Begriffes Fahrspaß begnügen – man wollte es endlich genau wissen. Um dem Spaß auf die Spur zu kommen, setzte man daher auf ein gänzlich freudloses Verfahren: Pure Wissenschaft, die in der bislang einzig ernsthaften Studie zum Thema mündete.
Ingenieure und Forscher sollten herausfinden, was der Mensch wirklich empfindet, wenn er am Steuer einer mit Millionenaufwand entwickelten Karosse sitzt. Als Emotionsforschung bezeichnete Mercedes diese Pilotstudie, die gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut und der TU München durchgeführt wurde. Zunächst nahm man dabei die Mimik der Testpersonen ins Visier, die mit zwei unterschiedlichen Testwagen auf die Strecke gingen. Denn Gesichtsmuskeln reagieren besonders[foto id=“509630″ size=“small“ position=“left“] feinfühlig auf Gemütsregungen – winzige Muskelbewegungen wie ein Zucken der Augenbraue oder auch das unbewusste Verziehen des Mundwinkels gelten als unverfälschte Indikatoren für die tatsächliche Gefühlslage des Menschen.
Also ließ man acht Probanden im Alter zwischen 33 und 53 Jahren Probefahrten unternehmen, während Kameras im Cockpit deren Mienenspiel aufzeichneten. Aus den Videos wiederum wurden Bilder gefiltert, die ein Computer auswertete, der dabei 140 verschiedene Merkmale im Gesicht überprüfte. Rund eine Million Bilder wurden so analysiert.
Das war nicht alles: Auch die Stimme, so weiß man, verändert sich je nach Gemütszustand. Daher telefonierten die Forscher mit den fahrenden Probanden, jagten die Stimmproben ebenfalls durch den Rechner – der die Daten anhand von 1.200 Merkmalen auswertete. Und weil die Wissenschaft bei so was keinen Spaß versteht, ergänzte eine psychologische Befragung die Studie. Dabei sollten die Fahrer und Fahrerinnen über ihre Gefühle in den Testwagen Auskunft geben – einer neuen Mercedes-Limousine und einem 190er Benz aus dem Jahr 1983.
Dass der Neuwagen meist besser abschnitt, dürfte bei einer vom Hersteller initiierten Studie kaum verwundern. Trotzdem sind die Ergebnisse beachtlich, da sie die übliche Fahrspaß-Lautsprecherei der Autobauer Lügen strafen. Eine Kernaussage: Fahrspaß ist nicht gleichbedeutend mit Motorleistung. Vielmehr macht ein Auto vor allem dann Spaß, wenn es sich sicher anfühlt, sich gut bedienen und problemlos beherrschen lässt.
Damit verbunden ist die Erkenntnis, dass sich der Fahrer nicht von zahlreichen Assistenzsystemen überfordert fühlen darf. Die Suche nach dem richtigen Schalter sollte ebenfalls kein Buch mit sieben Siegeln darstellen. Spaß entsteht vielmehr dadurch, dass der Mensch beim Umgang mit dem Auto das Gefühl bekommt, seine Wünsche und Befehle würden möglichst umgehend und deutlich spürbar umgesetzt. Das hat zwar wenig mit der oft kolportierten Verbindung von Fahrspaß mit Beschleunigung oder Geschwindigkeit zu tun, dürfte aber der Realität des Alltags deutlich näher kommen.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 05.05.2014 aktualisiert am 05.05.2014
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