Mercedes-Benz

Auto China 2010: Daimler will „chinesischer werden“

Daimler hat seinen Fahrzeugabsatz auf dem chinesischen Markt in den ersten drei Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahr um mehr als 100 Prozent steigern können. Fast 25.000 Mercedes-Fahrzeuge wurden seit Jahresbeginn in China verkauft. Mit dieser erfreulichen Botschaft trat Daimler-Chef Dr. Dieter Zetsche zur Eröffnung der Auto China 2010 am 23. April vor die Presse.

Der chinesische Markt ist für die weltweite und die deutsche Automobilindustrie im Besonderen von großem Interesse, und das nicht erst seit der Krise. Der chinesische Markt habe vor der Krise schon große Relevanz gehabt, betont Zetsche in Peking. Aber in der Krise sei dieser Markt eher noch schneller gewachsen, während die anderen Märkte zum Teil erheblich zurückgegangen seien. „Mit der Konsequenz, dass schon jetzt der chinesische Markt im letzten Jahr der weltgrößte geworden ist.“ Insofern könne man die Bedeutung des chinesischen Marktes eigentlich gar nicht überschätzen, so der Daimler-Chef.

Erstmals geht der Stuttgarter Autobauer mit seiner verlängerten E-Klasse nach China und bedient ausschließlich die Bedürfnisse der dortigen Kundschaft: Das Fahrzeug wurde speziell für diesen Markt konzipiert und wird dort auch produziert. Zetsche schließt nicht aus, dass diese Langversion kein Einzelfall bleibt, auch wenn es, so Zetsche, bislang keine konkreten Beschlüsse dafür gebe. Es lohne, „sich Gedanken zu machen, was in diesem Markt besonders attraktiv ist“, sagt der Unternehmenschef vor dem Hintergrund, dass die Nachfrage nach Premiumfahrzeugen aus dem Hause der Schwaben in den vergangenen beiden Jahren bemerkenswert zugelegt hat. Verkaufte die Marke mit dem Stern 2008 insgesamt 40.000 Autos, waren es ein Jahr darauf bereits 70.000 Fahrzeuge. In diesem Jahr erwartet der Autobauer einen Absatz von weit mehr als 100.000 Mercedes-Fahrzeugen.

Bei seinen mittelfristigen Prognosen für den Markt im Reich der Mitte will sich Daimler offenbar von seiner bislang eher konservativen Gangart verabschieden. In der Vergangenheit habe man die immer deutlich optimistischeren Prognosen seiner Partner stets für „unrealistisch optimistisch gehalten“, sagt Zetsche. „Die Realität war jeweils noch positiver. Insofern müssen wir langsam anfangen, unseren Partnern zu glauben. Und wenn man von diesen Zahlen ausgeht, dann wäre zu erwarten, dass auch für uns der chinesische Markt in nicht zu ferner Zukunft der größte Markt werden kann.“ Gegenwärtig sind die Stuttgarter auf dem deutschen Markt in einer jährlichen Größenordnungen von 300.000 Autos unterwegs. Das spricht für viel Wachstumspotential in China.

Wie wichtig eine Vor-Ort-Produktion ist, erklärt der Daimler-Chef u.a. mit dem Bestreben, das Risikopotenzial für die Aktivitäten auf dem chinesischen Markt begrenzen zu wollen. Das heißt: „Wir müssen chinesischer werden, wir müssen hier auch produzieren, wir müssen hier auch Dinge machen, die dem Land weiterhelfen, und das ist sicher durch diese Elektropartnerschaft mit BYD gegeben.“ Der Nutzen für den deutschen Standort sei praktisch ein automatischer Nebeneffekt, denn für Fahrzeuge, die in China produziert würden, gebe es immer noch 50 bis 60 Prozent Zulieferungen überwiegend aus Deutschland. Parallel zu den lokal produzierten Fahrzeugen werde auch eine ständig wachsende Zahl von Autos importiert. Insofern könnten „von diesen Wahnsinns-Wachstumsraten von 70 Prozent im Jahr alle gut leben, sowohl die deutschen Standorte als auch unsere Aktivität hier in China, ist sich Zetsche sicher.

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