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Wie sieht die Zukunft aus, das wollen wir alle gerne wissen und erfahren es – vielleicht Gott sei Dank – doch meistens nicht. Wie für Autofahrer und Autoindustrie das Jahr 2014 ausfallen wird, steht naturgemäß ebenfalls noch nicht fest, ist aber auch nicht völlig ungewiss. Zumindest ausgewiesene Automobil-Experten trauen sich schon recht zuverlässige Prognosen zu.
Mit den Pkw-Neuzulassungen in Deutschland soll es demnach aufwärts gehen. Gleich ein Plus von sechs Prozent auf rund 3,1 Millionen Einheiten sagt Professor Ferdinand Dudenhöffer vom Car-Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen voraus. Stefan Bratzel, Leiter des Center of Automotive an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach, und Volker Lange, Präsident des Verbandes der Internationalen Kraftfahrzeughersteller (VDIK), glauben auch an einen Anstieg, allerdings nur von rund zwei Prozent auf 3,0 Millionen Pkw.
Die viel beschworenen alternativen Antriebe – und hier insbesondere die reine Elektromobilität – werden allerdings auch 2014 noch keine besondere Rolle spielen. So meint Ferdinand Dudenhöffer zwar, dass der BMW i3 weltweit ein paar Akzente setzen kann, sieht aber in Deutschland kaum Chancen für alternative Antriebsformen, selbst nicht für Fahrzeuge mit Erdgasantrieb. Der Grund: Die Rahmenbedingungen wie Fahrzeugpreise, Reichweite, Ladesäulen-Problematik, sprechen zurzeit noch eindeutig für die konventionellen Antriebe.
Das sieht Stefan Bratzel ähnlich: Mit BMW und VW hätten zwar bald zwei deutsche Anbieter echte E-Autos auf dem Markt, was die Absatzzahl erhöhe, sie bleibe aber auf einem insgesamt niedrigen Niveau und werde noch nicht einmal die Hybrid-Zulassungen erreichen. Matthias Wissmann, Präsident des deutschen Herstellerverbandes VDA, denkt dies naturgemäß deutlich anders. Da die Elektroautos jetzt auf der Straße angekommen seien und das Angebot immer breiter werde, würden diese Fahrzeuge nun eine deutlich größere Rolle spielen. Wissmann: „Der Bestelleingang stimmt uns zuversichtlich und wenn die Rahmenbedingungen passen, ist das Ziel der Bundesregierung von einer Million Elektroautos bis 2020 erreichbar.“
Einig sind sich die Experten darin, dass es keine direkte Kaufhilfe für E-Autos geben muss. Wichtiger sei eine Unterstützung beim Aufbau einer Lade-Infrastruktur, etwa durch die Errichtung öffentlicher Ladestationen. „Wir brauchen eine nachhaltige Stimulierung auch durch Car-Sharing Angebote, kostenloses Parken in den Innenstädten und – warum nicht – eine Pkw-City-Maut für Stinker“, meint Ferdinand Dudenhöffer und empfiehlt einen Blick nach Amsterdam oder London, wo die Verkehrspolitik deutlich innovativer sei als bei uns.
Auch Stefan Bratzel erteilt direkten Kaufanreizen eine Abfuhr, sie müsste um wirksam zu sein, mindestens 5.000 Euro pro Fahrzeug betragen. Eine Zahl, die sich auf Milliardenbeträge aufsummieren könnte. „Dafür“, so Bratzel, „halte ich die Zeit noch nicht für gekommen.“ VDA-Chef Matthias Wissmann erkennt immerhin auch richtige Entscheidungen der Politik und sieht den beschlossenen Nachteilsausgleich für Nutzer von E-Firmenwagen als wichtigen Schritt. „Wer sich für ein Elektroauto als Firmenwagen entscheidet, muss bei der Besteuerung nicht den vergleichsweise höheren Listenpreis ansetzen, sondern nur den eines vergleichbaren Autos mit herkömmlichem Antrieb.“
Ansonsten sehen die Experten bei der Politik allerdings erheblichen Handlungsbedarf. Alle vier Fachleute sind sich einig, dass mehr Geld in die marode Infrastruktur fließen muss. So plädiert Volker Lange für eine Zweckbindung der aus dem Straßenverkehr jährlich generierten Einnahmen von rund 53 Milliarden Euro. „Alleine die Einnahmen aus der Mehrwertsteuer auf die Mineralölsteuer würden ausreichen, nicht nur den Aus- und Neubau der Straßeninfrastruktur, sondern auch die notwendige Unterhaltung des Straßennetzes und der Brücken zu finanzieren“, so Lange.
Einig sind sich die Auto-Experten auch in der Frage der Pkw-Maut. „Die derzeit vorgeschlagene Pkw-Maut ist für mich ein klassisches Beispiel negativer Symbolpolitik“, meint Stefan Bratzel. „Sie löst die Probleme in der Infrastruktur nicht, sondern lenkt davon ab und bringt als Ausländermaut maximal 300 Millionen Euro pro Jahr.“ Das sieht Ferdinand Dudenhöffer genauso: „Die Seehofer-Maut ist eher eine Posse.“ Allerdings plädiert der Auto-Professor durchaus für ein Mautsystem, allerdings eines, bei dem das gesamte Besteuerungssystem in Deutschland und Europa strecken- und zeitabhängig gestaltet wird. Unterschiedliche Spritpreise, die Besteuerung stehender Autos und ähnliche Fehlentwicklungen könnten so beseitigt werden. Eine Maut sei ökonomisch und ökologisch richtig und würde eine vernünftige Finanzierung der Infrastruktur ermöglichen. „Und dies“, so Dudenhöffer, „ohne die Autofahrer über Gebühr zu belasten. Die Verwaltungskosten werden dabei sogar deutlich reduziert.“
Matthias Wissmann will vor allem, dass die Autofahrer nicht weiter belastet werden und sieht die reine Ausländermaut auf „dünnem Eis“ gebaut. Die Frage, wie man den bürokratischen Aufwand überschaubar halten und gleichzeitig nennenswerte Mehreinnahmen erzielen will, sieht der VDA-Präsident derzeit nicht beantwortet.
Fazit: Mehr Zulassungen, aber nur wenig mehr Fahrzeuge mit alternativem Antrieb – so sehen die Experten überwiegend den Pkw-Markt 2014 in Deutschland. Die Forderungen an die Staat könnte man so zusammenfassen: Unterstützung der E-Mobilität nicht durch Kaufanreize sondern den Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur, deutlich mehr Geld für die Verkehrsinfrastruktur insgesamt, keine Pkw-Maut wie man sie jetzt plant und keine Mehrbelastung der Autofahrer. Ob es so kommen wird? Das dürfte anzuzweifeln sein, steht zumindest aber noch in den Sternen.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 03.01.2014 aktualisiert am 03.01.2014
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