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Facel Vega
Die Hausnummer 19 der Avenue George V in Paris gehört zu den edelsten Geschäftsadressen der französischen Hauptstadt. Hier residiert die Agentur „Elite Model Look“, die unter anderem die Supermodels Gisele Bündchen, Cindy Crawford, Tatjana Patitz oder Lara Stone entdeckte. In Parterre schneidert der Herrenausstatter Scabal Maßanzüge für erheblich Besserverdienende, und in den oberen Etagen liegt der Quadratmeterpreis für ein Appartement bei rund 12.000 Euro. Exklusivität hat eben ihren Preis. Das war schon vor 50 Jahren so. Damals lockte eine der vornehmsten Automarken der Welt ihre Kundschaft hierher. Sie hieß Facel, und ihre ersten Fahrzeuge trugen die Bezeichnung Facel Vega, ein Name, der inzwischen sogar manchem Autokenner entglitten ist. Vielleicht auch deshalb, weil es in diesen Tagen genau ein halbes Jahrhundert her ist, da Facel-Eigner Jean Daninos den Gang zum Konkursrichter antreten musste.
Copyright: Auto-Medienportal.Net/Wikipedia
Auf dem Pariser Autosalon von 1954 hatte sich Frankreichs damals kleinste, aber feinste Autofabrik mit dem Facel Vega FV zum ersten Mal in der Öffentlichkeit gezeigt. Der sportliche Zweisitzer mit einem amerikanischen, 4,8 Liter großen und 133 kW / 180 PS starken V8-Motor von Chrysler beeindruckte mit einem für damalige Zeiten stolzen Spitzentempo von 205 km/h und einer bestechend aussehenden Karosserie. Der Name „Facel“ leitete sich aus den Anfangsbuchstaben von Forges et Ateliers de Construction d’Eure-et-Loir ab (Werkstätten und Entwurfs-Ateliers im Departement Eure-et-Loir), einer kleinen Fabrik für Stanzteile aus Metall, zunächst für Küchenmöbel, dann für Flugzeuge, später für Autokarossen. Deren Gründer war Designer Jean Daninos, der vor dem Zweiten Weltkrieg als Konstrukteur bei Citroën gearbeitet hatte und dort so sehr vom Automobil-Bazillus befallen worden war, dass er 1951 auf dem Fahrgestell eines Bentley als Einzelstück ein eigenes elegant gezeichnetes Auto bauen ließ, das er privat nutzte.
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Von null auf 100 km/h brauchte der Facel Vega HK 500 8,6 Sekunden (drei Zehntel weniger als ein Mercedes 300 SL), auf 100 Kilometer verbrauchte er 16,5 Liter Super, 1,2 Liter mehr als sein Konkurrent aus Stuttgart. Gleichzeitig mit ihm stellte Facel als einzigen Viertürer den Facel Vega Excellence in den Salon an der Avenue George V. Das mehr als fünf Meter lange Auto brachte es auf einen gewaltigen Radstand von über drei Metern und kam dennoch ohne B-Säule in der Mitte aus. Ähnlich teuer wie ein Rolls-Royce, aber ohne dessen sprichwörtliche Qualität brachte es der Wagen innerhalb von vier Jahren nur auf eine Stückzahl von 152 Exemplaren. Ein Opfer des superschnellen Facel-Wagens wurde der französische Schriftsteller und Nobelpreisträger Albert Camus. Er starb in einem Excellence, der am 4. Januar 1960 mit 145 km/h auf der Landstraße Paris – Nizza bei Villeblevin gegen einen Baum prallte.
Da zu Beginn der 1960er-Jahre der Gewinn des Unternehmens erheblich zu wünschen übrig ließ, brachte Daninos 1960 seinen Sportwagen Facellia auf den Markt. Seine Konstrukteure hatten dem Gefährt einen Eigenbau-Motor unter die Haube gepackt, der innerhalb von nur zwei Jahren entwickelt worden war. In der Absicht, die Grande Nation auch auf Rädern heller strahlen zu lassen, leistete die Regierung Charles de Gaulle Verkaufshilfe. Sie steckte in den damals einzigen Sportwagen französischer Machart über die Banque Francaise du Commeree Exterieur einen Exportfinanzierungs-Kredit von 1,6 Millionen Mark. Die Hoffnungen auf weltweite Reputation gingen jedoch nicht in Erfüllung, denn der französische Export-Renner kam nur selten ans Ziel: Seine Leistung war lediglich durch hohe Kompression erzielt worden; die Kolben des Motors hielten den Druck nicht aus. Mit schweren Zylinderschäden kehrten etliche der ausgelieferten Exemplare in die Werkstätten zurück.
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Das Ende der Edelwagen-Manufaktur leitete schließlich eine neue französische Luxussteuer ein, die auch den Marken Bugatti und Delahaye den Garaus machte. Heute befinden sich die wenigen, erhalten gebliebenen Exemplare in Sammlerhänden, einen Markt für diese Oldtimer gibt es kaum mehr. Wer heute einen der Legenden zu kaufen versucht, hat nicht viel Auswahl und muss eine dicke Brieftasche haben.
Insgesamt fanden im Laufe der Jahre etwa 100 Exemplare den Weg nach Deutschland. Heute pflegen etwa 20 Besitzer hier zu Lande, einige mit mehreren Fahrzeugen der Marke, internationale Kontakte zwecks Ersatzteilbeschaffung, Fahrzeugsuche oder Restauration ihrer Schätze. Sie unterhalten einen exklusiven Club mit eigener, sehr informativer Internet-Seite (www.facel.de).
geschrieben von AMP.net/hrr veröffentlicht am 17.11.2014 aktualisiert am 17.11.2014
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