Auto Shanghai 2009: Fast wie in guten alten Zeiten

 

Weltweit brechen die Automobilmärkte ein oder müssen mit Staatsgeldern wie der deutschen Umweltprämie aufgepäppelt werden. Dem gegenüber zeigt sich der chinesische Markt von der Krise – trotz leichter Bremsspuren – noch am wenigsten beeindruckt und könnte nach Einschätzung von Analysten in diesem Jahr um sieben und im nächsten Jahr um 7,5 Prozent wachsen.

Auto Shanghai

Im ersten Quartal betrug das Wachstum vier Prozent auf 1,6 Millionen Fahrzeuge. Kein Wunder, dass die gefühlte Stimmung auf der Auto Shanghai 2009 fast so gut ist, wie auf den europäischen Ausstellungen vor der Krise. Zumal Schanghai zumindest in diesem Jahr der Herbstmesse in Tokio deutlich den Rang abläuft: Gerade hat mit Porsche der letzte deutsche Hersteller für Japan abgesagt. Daher nutzten gerade die deutschen Premium-Marken ihre Chance, sich im relativ positiven chinesischen Umfeld zu präsentieren. Nicht ohne Grund hat Porsche die Weltpremiere seiner neuen viersitzigen und viertürigen Sportlimousine Panamera getreu dem Messemotto „Die Kunst der Erneuerung“ nach Schanghai verlegt.

Mercedes-Benz

Und Mercedes präsentiert in der drittgrößten Stadt Chinas unter anderem seine neue E-Klasse und die überarbeitete S-Klasse. Bei letzterer wird vor allem die neue, gerade erst auf der New York Motorshow präsentierte Hybrid-Version interessieren. Denn hier kommen erstmals in einem Serienfahrzeug die bislang wegen ihrer Hitzeentwicklung als schwierig zu handhabenden, aber leistungsstarken Lithium-Ionen-Batterien zum Einsatz. Für den allergrößten Teil der Chinesen, auch für die sich immer stärker herausbildende Mittelschicht, bleiben solche Fahrzeuge natürlich ein Traum. Insgesamt nimmt die Motorisierung jedoch stetig zu.

Der zweitgrößte Pkw-Markt

Mit 5,8 Millionen Einheiten (2008) ist China nach den USA derzeit bereits der zweitgrößte Pkw-Markt der Welt. Innerhalb von nur fünf Jahren wird sich die Zahl der Neuzulassungen nach Schätzungen von Marktanalysten auf rund elf Millionen Einheiten mehr als verdoppeln. Marktführer Volkswagen will sich einen großen Batzen davon sichern und strebt bis 2018 eine Verdoppelung des derzeitigen Absatzes auf zwei Millionen Fahrzeuge an. Im letzten Jahr kauften die Chinesen rund 900 000 VW und 120 000 Audi. [foto id=“68733″ size=“small“ position=“right“]Dagegen muten die Zahlen der anderen deutschen Marken noch vergleichsweise bescheiden an: BMW konnte rund 75 000 Fahrzeuge, Mercedes 43 000 Einheiten und Porsche 900 Fahrzeuge absetzen.

Chinesische Hersteller

Vor allem im Volumenmarkt wird der Wettbewerb durch die chinesischen Hersteller immer härter. Und auf der Auto Shanghai 2009 zeigt sich deren gewachsenes Selbstbewusstsein. Geely, Brilliance, Dongfeng, BYD, Roewe, SAIC und die vielen anderen für den Europäer manchmal kaum zu unterscheidenden Marken präsentieren neben den üblichen Kleinwagen zunehmend auch Fahrzeuge der Kompakt- und Mittelklasse. Zudem stehen in Schanghai jede Menge Konzepte, die sich mit Hybrid -und Elektroantrieb beschäftigen. Was davon kurzfristig in eine Serienproduktion gehen kann, bleibt allerdings abzuwarten.

Plagiate

Ungebrochen ist leider auch der Hang der Chinesen zum Plagiat. Da werden mehr oder weniger geschickt Modelle etablierter Marken schamlos kopiert, vom japanischen Kleinwagen, über Mini-Nachbauten bis hin zum China-Rolls-Royce. Das funktioniert natürlich nur auf den allerersten Blick, schon näheres Hinschauen reicht, um die Plagiate als solche zu enttarnen. Wenn sich die chinesischen Hersteller dagegen um eigene Identität bemühen, sieht das Ergebnis heute schon wesentlich vielversprechender aus, als noch vor zwei oder drei Jahren. Vor allem den koreanischen und japanischen Herstellern erwächst hier kurzfristig eine ernstzunehmende Konkurrenz. Es kann kaum einen Zweifel darüber geben, dass China in den nächsten Jahren eine relativ sichere Wachstumsbank für die Automobilhersteller bleiben wird.

Zuwachsrate

Die Zeit der ganz großen, teilweise bei jährlich über 20 Prozent liegenden Zuwachsraten ist jedoch vorbei. Auch China kann sich von den Trends der Weltwirtschaft nicht gänzlich abkoppeln. So förderte auch die chinesische Regierung im März über eine Halbierung der Verkaufssteuer erstmals den Absatz von Kleinwagen mit Motoren mit weniger als 1,6 Litern Hubraum. 2020 wird nach Einschätzung von Analysten der chinesische Markt zum weltweit größten, und damit den der USA beziehungsweise Westeuropas ablösen. Es ist wahrscheinlich, dass man in diesem Jahr auf keiner anderen Messe eine solche positive Grundstimmung finden wird wie in Schanghai. Auf der IAA im September vielleicht, ganz bestimmt aber nicht auf der zur „Regionalmesse“ degradierten Tokyo Motor Show im November. Eine Entwicklung, die man in China mit viel Stolz und ein wenig Schadenfreude beobachtet.

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