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Automarkt Brasilien
Autohersteller und Zulieferer müssen sich in den kommenden Jahren auf schwierige Marktbedingungen in Brasilien einstellen. Sinkende Absatzzahlen in allen Fahrzeugklassen und eine insgesamt lahmende Wirtschaft – eine Studie von Roland Berger Strategy Consultants zeichnet ein wenig erfreuliches Bild des Austragunglandes der Fußball-Weltmeisterschaft.
Schon die ersten acht Monate des Jahres liefen in Brasilien eher suboptimal. Die Verkaufszahlen lagen um rund zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau. Insgesamt wird der Pkw-Absatz 2014 nach Experten-Schätzungen um acht bis zwölf Prozent sinken. Die Produktion leidet auch unter der Wirtschaftskrise in Argentinien, wo die Nachfrage nach Autos von Januar mit August um dramatische 26 Prozent sank. Und auch bei den Nutzfahrzeugen schaut es finster aus: Experten prognostizieren Absatz- und Produktionsrückgänge um etwa 25 Prozent.
Nach Ansicht von Stephan Keese, Partner von Roland Berger in São Paulo, wird sich an dieser Schieflage so schnell nichts ändern. „Die brasilianische Automobilindustrie hängt sehr stark von der Gesamtkonjunktur, dem Verbrauchervertrauen und dem Zugang der aufstrebenden Mittelschicht zu Finanzierungsmöglichkeiten ab“, so Keese. „Doch diese drei Rahmenbedingungen sind zurzeit denkbar schlecht.“ In Zahlen: Die brasilianische Zentralbank prognostiziert für 2014 ein Wirtschaftswachstum von nur 0,5 Prozent und Wachstumsraten von bescheidenen zwei bis drei Prozentpunkten bis 2018. Mit der Dynamik der letzten zehn Jahre ist erst einmal Schluss.
Die brasilianische Autobranche hat sich auf über vier Millionen produzierte Fahrzeuge pro Jahr eingestellt und kämpft jetzt mit massiven Überkapazitäten. Die ersten Folgen werden schon sichtbar: Internationale Automobilkonzerne haben in Brasilien seit Anfang des Jahres rund 9 000 Mitarbeiter entlassen, etwa zehn Prozent der gesamten Belegschaft. Schwierig ist auch die Lage der Automobilzulieferer: Nur wenige von ihnen haben die ersten Anzeichen einer Krise als Signal zur Umstrukturierung genutzt, so Martin Bodewig, Automotive-Experte von Roland Berger. Mit Gewinnen schaut es schlecht aus. Brasilien ist vom Hoffnungsträger zum Sorgenkind vieler globaler Automobilzulieferer mutiert.
Bei einem Marktrückgang um 20 Prozent sinkt laut der Roland Berger-Strategen die Profitabilität eines Automobilzulieferers um rund fünf Prozent. Die mit 2,5 Prozent sowieso schon mäßige Durchschnittsrendite der brasilianischen Zulieferindustrie würde sich also noch weiter verschlechtern. Zum Vergleich: Der weltweite Durchschnitt für 2013 liegt bei zirka 6,5 Prozent. „Nur ein ganzheitlicher Restrukturierungsansatz, der auf eine neue strategische und operative Ausrichtung in Brasilien und Argentinien zielt, kann jetzt noch helfen“, meint Bodewig. Er empfiehlt eine Ausweitung der lokalen Beschaffung, mehr Automatisierung und eine Produktivitätssteigerung, um die Lohnsteigerungen abzufedern. Auch das Logistik- und Bestandsmanagement zeige noch erhebliches Verbesserungspotenzial.
geschrieben von (rhu/mid) veröffentlicht am 12.09.2014 aktualisiert am 12.09.2014
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