Automesse Moskau – Wenn Ludmilla träumt

Milizionärin Ludmilla hat eigentlich nur die Aufgabe, hier in Moskau auf der Automesse mit grimmigem Blick und sichtbarer Präsenz für Sicherheit zu sorgen. Doch ein bisschen träumen wird ja wohl erlaubt sein? Zumindest einen Sehnsuchtsblick auf den weißen BMW gönnt sich die grau gewandete Sicherheits-Expertin. Und streichelt kurz über den glänzenden Lack.

Aber dann wird Ludmilla wieder ganz vernünftig – und geht streng dreinblickend weiter Richtung Halle 2. Dort stehen zwar nach deutschen Maßstäben kaum Traumautos. Für Russen aber ist die Halle mit VW, Renault, Skoda, Ford und vor allem Lada [foto id=“432614″ size=“small“ position=“left“]besonders interessant. Denn hier gibt es Autos für umgerechnet 10.000 Euro oder darunter zu sehen. Autos also, die sich auch Ludmilla nach vielen Jahre des Sparens einmal leisten könnte.

Der Bestseller ist in Deutschland ein Exot

Der Lada Kalina ist nach wie vor bei weitem das meistverkaufte Auto. Der Kleinwagen ist vor allem auf dem Land das Rückgrat der individuellen Mobilität. Immerhin inzwischen mit ABS und Airbags – aber nach wie vor mit einem streng riechenden Interieur, das schon ein Markenzeichen des Werks Togliatti ist.

Gleich daneben steht ein Kleintransporter, der den westlichen Betrachter leicht irritiert: ein Lada Largus, was wohl irgendwie nach groß klingen soll. In Deutschland fährt das Auto als Dacia Logan MPV. Hier in Russland ist die Weltpremiere ein Vorbote der neuen Eigentümerschaft von Lada. Der größte russische Hersteller Avtovaz gehört nämlich bald Renault und Nissan. Und die pragmatischen Franzosen haben aus dem zwischen Moskau und Wladiwostok unbekannten Hersteller Dacia einfach einen Lada gemacht. Sonst aber sieht das Auto genau so aus, wie es als Rumäne bei uns schon lange herumfährt.

Um die Verwirrung für Deutsche komplett zu machen, ist die hierzulande längst eingestellte Limousine des Logan in Russland immer noch unterwegs: als Renault Logan ist sie das zweitmeistverkaufte Auto im Riesenreich.

Das soll nicht so bleiben. Und darum mischt auch der Volkswagen-Konzern gleich dreifach mit. Zum einen gibt die Marke Skoda mächtig Gas. Der kleine Fabia, der Yeti (als Sondermodell Sotschi zu Ehren der nächsten Olympischen Winterspiele in Russland) und bald auch der Rapid sollen die Russen locken. Viel Platz zur Präsentation haben die Tschechen schon.

Die Koreaner von Hyundai haben sich sogar eine eigene Halle gegönnt, um unter anderem ihren Solaris zu präsentieren. Das Stufenheck der unteren Mittelklasse könnte auch Ludmilla gefallen. Sieht nicht mickrig aus, kostet nur rund 10.000 Euro und wird in Russland gebaut. Das spielt für die sehr nationalbewussten Russen eine große Rolle beim Autokauf.[foto id=“432615″ size=“small“ position=“right“]

Aber auch Volkswagen selbst hat mit dem Polo Sedan ein Eisen im Feuer. Der Kleinwagen mit dem großen Kofferraum verkauft sich in Russland prächtig – und wird wie Yeti oder Octavia auch hier montiert.

Volkswagen-Konzernchef Martin Winterkorn will übrigens auch die kränkelnde Tochtermarke Seat in Russland zu einem Erfolg machen. „Dieser Markt kann etwas Emotion gebrauchen“, sagt der mächtigste Automanager Europas. In Moskau haben die Spanier darum einen großen Stand für die Ibizas und Leons spendiert bekommen. Vielleicht lässt sich ja Ludmilla davon begeistern. Träumen wird man ja wohl auch als Auto-Hersteller noch dürfen.

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