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Der Straßenverkehr in Shanghai ist bunt bestückt. Die Taxen sind meistens altmodische Volkswagen Santana, die dann und wann mal von einem Audi R8 überholt werden. Auch die Mercedes S-Klasse ist ein häufiger Gast in der City – mit Zwölfzylindermotor versteht sich. Man sieht aber auch einige VW Tiguan, Polo und Einser BMW im Gewusel – nur wenige chinesische Fabrikate allerdings. Selbst Japaner, nicht gerade bekannt für ein harmonisches Verhältnis zu den Nachbarn, sind als automobile Erscheinung reichlich vorhanden im Straßenbild.
Nach einer überalterten Flotte sehen die Verkehrsströme in dieser asiatischen Metropole nicht aus. Kein Wunder, heute werden in China 20 Mal mehr Fahrzeuge abgesetzt als noch im Jahr 2000. Viel alte Substanz gibt es also nicht, die zu erneuern wäre – die meisten Kunden sind Ersttäter. Umso genauer wissen sie, was sie wollen. Performance in jeder Hinsicht nämlich; es darf ruhig Geld kosten, wenn man es sich leisten kann, geizig scheinen die Chinesen nicht zu sein. Wie sonst erklärte sich, dass die einheimischen Marken so schwach sind im Land. Bei den Messeständen der hiesigen Firmen wird mäßig gasgegeben, die schönsten Auftritte stammen vom ausländischen Wettbewerb.[foto id=“463330″ size=“small“ position=“left“]
Da können nicht nur die deutschen Hersteller triumphieren, auch Koreaner und Japaner haben einfach mehr Erfahrung im Autobau und können diesen Vorsprung in den Resultaten eindrucksvoll zeigen.
Große Klasse zeigt Hyundai zum Beispiel mit der etwas leidenschaftslos klingend bezeichneten Studie HCD-14, die zwar in Detroit bereits zu sehen war, aber in Asien für Furore sorgen könnte. Denn unter der mächtigen Haube des Concepts steckt ein direkteinspritzender Fünfliter-V8. Für den Ausgleich der trotz moderner Technik nicht ausbleibenden Spritorgie sorgen die Fuelcell-Versionen des ix35, die sich lokal emissionsfrei fortbewegen, um dem Smog der Großstädte Herr zu werden. Wasserstoff könnte in den nächsten Jahren ein gewaltiger Faktor werden, da die Betankung recht unkompliziert funktioniert und vor allem schnell durchgeführt werden kann im Vergleich zu einem Stromladevorgang. Außerdem sind die Reichweiten ordentlich im Gegensatz zu jenen eines selbst batterieelektrischen Fahrzeugs. Aber auch hier gilt: Die Infrastruktur fehlt noch.
Bedeutend einfacher kann der ausschließlich mit konventionellen Motoren ausgerüstete Maserati Ghibli mit Energie versorgt werden – eine echte Weltpremiere übrigens. Dass Fiats italienische Nobeltochter die neu kreierte obere Mittelklasse ausgerechnet in China erstmalig präsentiert, darf getrost als Indikator gewertet werden. Mit der edlen Marke möchte man auch ein schönes Stück vom saftigen Kuchen abhaben. Der in der sechsten Generation besonders lang ausfallende Quattroporte dagegen soll die distinguierte Oberschicht erreichen, während das für den Hersteller neue Segment darunter die häufiger werdende selbstfahrende Klientel ansprechen will. Den Sechszylinder samt Turbo muss man wohl eher verschämt auf irgendwelchen einsamen Landstraßen ausfahren, von denen immer mehr entstehen – auf der chinesischen Autobahn gilt 120 km/h.[foto id=“463331″ size=“small“ position=“right“]
Im Gegensatz zum ebenfalls verfügbaren Allradantrieb wird der in Europa wählbare V6-Diesel im Reich der Mitte vorerst keine Rolle spielen, außer, die Bevölkerung kann sich binnen kurzer Zeit doch umgewöhnen in puncto Verbrennungsverfahren.
Darüber können Lamborghini Aventador-Kunden nur müde lächeln, denn was der in einer schärferen (529 kW/720 PS-)Version debütierende Zwölfzylinder je 100 km schlürft, ist ihnen herzlich egal. So feiert Lamborghini seinen fünfzigsten Geburtstag und taucht den auf einhundert Exemplare begrenzten Super-Aventador serienmäßig in ein leuchtendes Gelb, mit dem man sich besser nicht überall blicken lässt.
Die enorme Kraft wird ausschließlich über sämtliche Räder übertragen, wodurch ein ballistischer Standardsprint von 2,9 Sekunden bis 100 Sachen möglich wird. Die 350 km/h Höchstgeschwindigkeit sind eher theoretischer Natur. Wirklich ans Limit fahren werden den exklusiven Sportler nur wenige Käufer, schon gar nicht in China. Der Attraktivitätsfaktor ist natürlich überwältigend – der Preis indes auch, da doch schon die Basisversion deutlich mehr als 300.000 Euro verschlingt. Dagegen ist der modifizierte Porsche Panamera ein wahres Sonderangebot, der nach dem Facelift eine gekonnte Balance zwischen Umweltverträglichkeit und Performance bietet.
Auch wenn die Öffentlichkeit bereits Fotos zu Gesicht bekommen hat, ist die Auto Shanghai 2013 die erste Messeplattform für das jetzt auch in einer Langversion lieferbare Porsche-Flaggschiff, welches sowohl in der Ausführung mit mehr Beinfreiheit hinten als auch mit unterstützendem E-Motor nicht mehr zu fünfstelligen Europreisen eingekauft werden kann. Ab 110.409 Euro gibt es die Hybridversion bei uns, während für die ausladende Executive-Variante mit obligatorischem Allradantrieb mindestens 132.662 Euro (4S) fällig werden. Statt V8 werkelt nun ein aufgeladener Dreiliter-Sechszylinder unter [foto id=“463332″ size=“small“ position=“left“]der großen Motorhaube, der mit 309 kW/420 PS allerdings mehr Punch liefert als der frühere Sauger mit höherem Volumen. Neun Liter (210 g CO2) Benzin alle hundert Kilometer im kombinierten Verbrauch nennt das Werk – ein respektabler Wert.
Der E-Hybrid kommt auf 306 kW/416 PS Systemleistung und lässt 36 km elektrische Reichweite zu. Traumwerte im wahren Sinne des Wortes sind 3,1 Liter Verbrauch pro 100 km Fahrt (71 g CO2 je km). Immerhin geht von dem Modell, das in der Praxis sicher das eine oder andere Literchen mehr Sprit benötigen dürfte als auf dem Papier angegeben, eine wichtige Signalwirkung aus: Highperformance-Autos müssen nicht über Gebühr durstig sein. Diese Botschaft könnte auch die Chinesen überzeugen und den E-Panamera demnächst vermehrt lautlos durch die überfüllten Millionenstädte rauschen lassen. An der zahlungskräftigen Kundschaft scheitert es schließlich kaum.
geschrieben von auto.de/sp-x veröffentlicht am 22.04.2013 aktualisiert am 22.04.2013
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