Automobilhersteller hören auf Frauen – Wichtige Wünsche bleiben dennoch offen

Frauen sind anspruchsvoll, auch beim Autokauf. Tatsächlich ist ihre Liste der Anforderungen an ein Auto länger als die der Männer. Daran habe sich innerhalb von fünf Jahren, dem Zeitraum seit der letzten umfangreichen Befragung beider Geschlechter zum Thema Automobil nichts geändert, erklärt Doris Kortus-Schultes vom Kompetenzzentrum Frau und Auto. Was sich allerdings geändert habe, sei die Zufriedenheit der Frauen. Die habe deutlich zugenommen. Die gestiegene Zufriedenheit bei den Frauen beziehe sich auf die Ausstattungsmerkmale der Automobile.

Kortus-Schultes widerspricht damit der Meinung von Ferdinand Dudenhöffer grundlegend, wonach die deutschen Automobilhersteller und insbesondere die Premium-Hersteller die Frauen vernachlässigten. „Tatsächlich hat sich an der unteren Liste der Ausstattungsmerkmale richtig viel getan“, resümiert die Forscherin erfreut. Die Statistik ihres Instituts spiegle das wider.

Praktische Dinge wie eine großzügige Ablagefläche im Innenraum, eine niedrige Ladekante am Heck oder eine Beleuchtung und Ordnungssysteme im Kofferraum gibt es mittlerweile in vielen Fahrzeugmodellen. Zwar fänden die Männer solche Ausstattungsmerkmale „vollkommen unsexy“, nähmen sie aber dennoch dankbar an, wenn sie sie vorfinden. Auch wenn die Männer dies teilweise ungern hörten: Durch ihre präziseren Anforderungsprofile, so die Forscherin, würden die Frauen zu Wegbereitern für praktische Detailänderungen am Automobil. Erstaunt zeigt sich die Professorin allerdings darüber, dass in puncto Höhenverstellbarkeit weder beim Sitz, noch beim Lenkrad, noch beim Gurt für die Frauen etwas unternommen worden sei, obwohl dieses Kriterium in seiner Wichtigkeit bei den Kundinnen an dritter Stelle nach günstigem Verbrauch und objektiver Sicherheit rangiert.

Eine Erklärung, warum bisher trotz intensiver Gespräche etwa mit Sitzherstellern nichts geschehen ist, liege vermutlich in der breiten Varianz bei der Größe der Frauen. „Die jungen Frauen werden immer länger.“ Auch im Körperumfang diagnostiziert sie gewaltige Unterschiede und verweist auf die häufig sehr grazilen und kleinen älteren Damen genauso wie auf die Starke Zunahme der Migrantinnen aus Süd- und Osteuropa, die im Schnitt auch sehr zierlich seien. Das Thema Körpergröße sei ein „Dauerbrenner“.

„Immer auf die Kleinen“ – mit diesem weit verbreiteten Irrglauben räumt Doris Kortus-Schultes auf Basis ihrer empirischen Studien auf. Danach reagierten Frauen zunehmend empört, wenn die Kaufempfehlung von Männern stereotyp auf den praktischen Kleinwagen mit wenig Pferdestärken hinauslaufe. Im Kleinen nachvollziehbar wird die Trendwende im Motorsport. Egal ob Nascar, DTM oder Formel 1. Schnelle Frauenpower – bei der F 1 noch in Gestalt von Testfahrerinnen – mischt auch dort kräftig mit. Bei einem großen Anteil der Frauen mit Führerschein ist je nach Altersgruppe das Interesse an allen Fahrzeugkategorien nicht verwunderlich. Die mobile Frau von heute hat sich emanzipiert in puncto Fahrzeugwunsch. Beim Kompetenzzentrum Frau und Auto stellt man dabei fest, dass die Automobilhersteller und Werkstätten sich darauf mehr und mehr einstellen.

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