Autos der US-Präsidenten: Vom Dampfmobil bis zum James-Bond-Panzer

Barack Obama hat die Wahlschlacht um das Weiße Haus gewonnen. Er bleibt für weitere vier Jahre der 44. US-Präsident. Auch in der Garage des amerikanischen Regierungssitzes in Washington bleibt alles beim Alten: Weiterhin lässt sich der Präsident mit einem speziell gefertigten Cadillac chauffieren. Der DTS ist eine Mischung aus James-Bond-Auto, Luxuslimousine und Radpanzer. Seit über 100 Jahren schreiben Präsidenten-Autos ihre eigene Geschichte.

Wer den harten Job als mächtigster Mann der Welt leistet, hat Anspruch auf das sicherste Auto der Welt. So dachten wohl die Entwickler des Cadillac DTS, der seit 2009 als offizieller Dienstwagen im Weißen Haus Dienst tut. Die technischen Details sind mindestens so geheim wie das Originalrezept von Coca Cola. Die Stärke der Karosserie schätzen Fachleute auf durchschnittlich 17 Zentimeter. Ein Kunstwerk aus härtesten Stählen, Verbundwerkstoffen und Matten, die vor Explosionen schützen. Die Scheiben sind rund ein Dutzend Zentimeter dick. Und damit das tonnenschwere Monster voll Luxus und ultimativen Kommunikationsmitteln standesgemäße Fahrleistungen erzielt, arbeitet unter der Haube ein spezieller V8 mit vielen hundert PS.

Die Verantwortlichen des Secret Service, die für den Schutz des Präsidenten verantwortlich sind, nennen das Auto liebevoll „the Beast“, „das Biest“. Doch auch dieses schwarze Monstrum ist nicht frei von Fehlern. Bei einem Staatsbesuch in Irland 2011 setzte das Biest wegen seines langen Radstands ausgerechnet auf der Auffahrt zur US-Botschaft auf. Sehr zur Freude der einheimischen Schaulustigen.

Gepanzerte Autos benutzen amerikanische Präsidenten schon lange, am Anfang eher aus Zufall. Franklin D. Roosevelt, der 1933 die Wahl als 32. US-Präsident gewonnen hatte, nutzte lange einen „Town Sedan“ von Cadillac, Jahrgang 1928. Ein Gebrauchtwagen sozusagen. Ihre Panzerung verdankte die Limousine dem Erstbesitzer Al Capone, der sich das Zubehör als exklusive Ausstattung auf der Höhe seines Wirkens als Oberhaupt des organisierten Verbrechens von Chicago gegönnt hatte. Als Capone 1931 wegen Steuerhinterziehung in den Knast wanderte, beschlagnahmte der Staat seinen Besitz einschließlich gepanzertem Cadillac.

Lange versorgten die beiden amerikanischen Luxusmarken Cadillac und Lincoln gemeinsam das Weiße Haus mit Fahrzeugen. Die Präsidenten vermieden es, entweder der GM-Tochter Cadillac oder der Ford-Tochter den Vorzug zu geben. Beide Marken kamen zum Zug. Am besten gleichzeitig. Nach dem Eintritt der Vereinigten Staaten in den Zweiten Weltkrieg [foto id=“442173″ size=“small“ position=“right“]verordneten die Sicherheitsexperten Präsident Roosevelt einen gepanzerten Lincoln. Das 8 350 Dollar teure Grundmodell wog nach Einbau der Panzerung 4,2 Tonnen und blieb bis 1950 im Fuhrpark des Weißen Hauses.

Mit der Amtszeit eines Präsidenten endete nicht zwingend die seines Dienstwagens. Roosevelt-Nachfolger Harry S. Truman nutzte ab 1945 die Autos seines Vorgängers, bis Cadillac ihm 1947 eine neue Limousine lieferte. Dwight D. Eisenhower ließ sich als 34. Präsident ab 1953 gerne in einem offenen Cadillac Series 62 chauffieren. Das offizielle Dienstauto war ein offener Cadillac, der über den Fond-Plätzen eine kugelsichere Abdeckung aus Plexiglas erhielt. Der gewöhnungsbedürftige Anblick brachte dem Fahrzeug den Spitznamen „Bubbletop“ („Blasendach“) ein.

In dem „Bubbletop“ ließ sich auch John F. Kennedy nach seiner Wahl zum 35. Präsidenten bei offiziellen Anlässen fahren. Die Sitte der US-Präsidenten, sich wenigstens vor ihren Landsleuten im Fond offener Autos zu präsentieren, endete schlagartig am 22. November 1963, als ein Attentäter Kennedy im Fond seines offenen Lincoln erschoss. Danach durften amerikanische Präsidenten nur noch in Limousinen reisen, die von Generation zu Generation eine umfangreichere Sicherheitsausstattung erhielten.

Eine ganz neue Präsidenten-Limousine lieferte Cadillac 1984 Präsident Ronald Reagan. Das gepanzerte Ungetüm war auf Basis des Modells „Fleetwood“ entstanden. Mit selbstverständlich streng geheimen technischen Details. Wegen der Form des Cadillac „One“ dürften die anderen herrschenden Köpfe der Welt Präsident Reagan wegen seines Autos jedenfalls nicht beneidet haben.

Mit dem Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert setzte sich auch im Weißen Haus die Erkenntnis durch, dass der amtierende amerikanische Präsident nicht nur über eigene Luxus-Züge für die Reisen durch das Land verfügen sollte, sondern auch über individuelle Verkehrsmittel. William McKiley, 25. US-Präsident, vollzog den Schritt 1901, unmittelbar vor seinem gewaltsamen Tod durch einen Attentäter während seines Besuchs der Weltausstellung in Buffalo. Das erste Präsidenten-Fahrzeug war ein Dampfwagen. Nachfolger Theodor Roosevelt, mit 42 Jahren der jüngste US-Präsident aller Zeiten, blieb bei seinem dienstlichen Transportbedürfnis konservativ. Er vertraute auf Kutschen, sorgte aber für die offizielle Anschaffung der ersten amerikanischen Staatslimousine. Die Wahl fiel auf einen „Stanley Steamer“, ebenfalls ein Dampfmobil. In jenen Tagen [foto id=“442174″ size=“small“ position=“left“]lagen dampfgetriebene Automobile in den USA in der Käufergunst noch vor Fahrzeugen mit Otto-Motor. Als Brennstoff diente Petroleum. 1906 stellte ein Stanley Dampfauto mit 205,5 km/h den absoluten Geschwindigkeitsrekord für Landfahrzeuge auf.

Bei dem Antriebskonzept für die Präsidenten-Autos fiel lange keine klare Entscheidung. So nutzte Roosevelt-Nachfolger William Howard Taft 1909 einen „Baker Electric“. Die Höchstgeschwindigkeit von 37 km/h war jedoch schon damals nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Weil die Männer an der Spitze der Vereinigten Staaten erkannten, dass Automobile im Land der damals größten Autobauer mit Automobilen auch prächtig repräsentieren konnten, übernahmen standesgemäße Limousinen ihren Dienst im Weißen Haus. Präsident Nr. 28, Woodrow Wilson (1913 bis 1921), fuhr Cadillac. So einen Cadillac „Typ 57“, das war kein Biest, sondern ein luxuriöses Auto und wurde serienmäßig in der Version „US Government Limousine“ für 4 685 Dollar ausgeliefert. Das entsprach dem Gegenwert von rund 15 T-Modellen von Ford. Was Barack Obamas Dienstwagen gekostet hat? Das bleibt ein amerikanisches Staatsgeheimnis!

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