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Am 28. Juni 1914 erschoss der serbische Nationalist Gavrilo Princip Erzherzog Franz Ferdinand, den Thronfolger der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie und seine Frau Sophie in Sarajevo. Das Paar saß dabei im Fond eines Cabrioletsvon Gräf & Stift. Die Tat gilt als finaler Auslöser für den ersten Weltkrieg und rückte erstmals ein Automobil in den Fokus des Weltgeschehens. Seitdem waren Autos regelmäßig Bestandteil oder selbst Gegenstand geschichtlicher Ereignisse und Entwicklungen. Vom Lincoln Continental SS-100-X, in dessen Fond am 22. November 1963 der 35. US-Präsident John F. Kennedy den Tod fand bis zum VW Käfer.
Der Wiener Autobauer Gräf & Stift fertigte seit 1904 Automobile. Das Fahrzeug, das die Hochadeligen am Vorabend des Ersten Weltkriegs durch Sarajevo transportierte, war sozusagen ein Leihwagen. Der 1910 ausgelieferte „Doppelphaeton 28/32 PS“ gehörte dem böhmischen Franz Graf Harrach, der als Kämmerer der k.u.k.-Monarchie sein Auto zur Verfügung gestellt hatte. Die Folgen der Ereignisse auf den Rücksitzen eines einzelnen Autos waren quasi ein Menetekel für das noch junge Transportmittel. Der Weltkrieg, der in der Folge des Doppelmords zwischen 1914 und 1918 die Welt in den Abgrund riss, war der erste mechanisierte. Ohne Automobile wären die logistischen Herausforderungen des Kriegs mit dem Transport von Millionen Soldaten und ungezählten Tonnen von Material nicht möglich gewesen. Alleine am 6. September 1914 transportierten Hunderte von Pariser Taxifahrer mit Ihren Renaults 6.000 Soldaten von der Seine an die Marne. Dort kämpften bis Dezember rund 1,75 Millionen Soldaten. Jeder Dritte verlor dabei Leben oder Gesundheit.
Unvergessen sind die Bilder des Hobbyfilmers Abraham Tapruder, der am 22. November 1963 in Dallas mit seiner Achtmilimeter-Schmalfilmkamera die dramatischen Sekunden auf Zelluloid bannte, in denen der 46jährige US-Präsident John F. Kennedy nach Schüssen eines Attentäters sein Leben verlor. Der Präsident hatte sich für seine Wahlkampftour durch die texanische Metropole für einen offenen Lincoln Continental entschieden. Die Sonderanfertigung mit der Bezeichnung „SS-100-X“ war im Auftrag des Geheimdienstes Secret Service beim Spezialisten Hess & Eisenhardt in Cincinnati entstanden. Auf Basis des Topmodells der Ford-Tochter Lincoln, das 1961 lediglich 7.347 Dollar gekostet hatte, war für 200.000 Dollar Umbaukosten ein Cabriolet mit vier Meter Radstand entstanden, das vier Tonnen wog und dessen Siebenliter-V8 350 PS leistete.
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Autos und US-Präsidenten führen seit 1900 eine enge und publikumswirksame Beziehung. William McKinley, 25. Präsident führte 1900 einen dampfgetriebenen „Steamer“ des Spezialisten Stanley ein. Die beiden gepanzerten Cadillacs, die die US-Regierung 1938 in Auftrag gegeben hatten, trugen die Namen „Queen Mary“ und „Queen Elisabeth“, nach den beiden großen Passagierschiffen. Die mit Waffen ausgestatteten Autos dienten über mehr als zwei Jahrzehnte drei Präsidenten: Franklin D. Roosevelt, Harry S. Truman und Dwight D. Eisenhower.
Seit 1983 nehmen US-Präsidenten ausschließlich im Fond von Cadillacs Platz. Der aktuelle Dienstwagen von Barak Obama trägt den Spitzname „The Beast“, das „Biest“. Der Cadillac auf Basis der Limousine DTS ist 13 Zentimeter dick gepanzert und im wahrsten Sinn des Wortes „bombensicher“. Für Schlagzeilen sorgt das rund 3,5 Millionen Dollar teure Panzerauto zuletzt nur durch ganz profane Pannen. So als es 2011 in Irland auf einer Bodenwelle fest saß oder als 2013 in Israel der falsche Sprit in den Tank kam.
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Als automobiles Politikum schrieben zahlreiche Autos Geschichte. An erster Stelle der Käfer von VW. Entstanden im dritten Reich als Mittel der Propaganda, als „Kraft-durch-Freude-Auto“ zum massenhaften Beförderungsmittel der Volksgenossen, die wöchentlich fünf Mark zum Kaufpreis von 1.000 Reichsmark zusammensparen durften, um dereinst millionenfach die neuen Reichsautobahnen zu befahren. Doch letztendlich schrieb das Auto Wirtschaftsgeschichte. Zwischen 1945 und 2003 entstanden genau 21.529.464 Exemplare. Die rundliche Limousine mit dem luftgekühlten Boxermotor im Heck symbolisierte nach dem Zweiten Weltkrieg das deutsche Wirtschaftswunder wie kein anderes Industrieprodukt, „Made in German“ und bewährte sich nach dunkler Kriegsschuld als millionenfacher Botschafter eines geläuterten Landes.
Politik mit Autos betrieb beispielsweise auch DDR-Chef Erich Honecker, als er 1978 zur Beruhigung seiner mangelwirtschaftlich missgestimmten werktätigen Bevölkerung 10.000 VW Golf importieren ließ. Das half langfristig ebenso wenig die Bürger auf Linie zu halten wie die 10.000 Mazda 323, die 1981 folgten. Das Happy-End für den ersten und einzigen Arbeiter- und Bauernstaat auf deutschen Boden symbolisierte nicht zuletzt ebenfalls ein Auto. Den Trabant 601, mit 2.818.547 Einheiten der „Volkswagen des Ostens“, nutzten am Sommer 1989 ungezählte Bürger zu einer Art „Abstimmung auf Rädern“ gegen ihr marodes Staatskonstrukt. Sie setzten sie sich mit ihren 30 knatterten Zweitakt-PS in Richtung Westen ab und überschwemmten nach dem Mauerfall am 9. November 1989 medienwirksam für die Welt den Westen.
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Oft schrieben Autos Geschichte, wenn Ihre Insassen unterwegs verstarben. Ob der Porsche 550 Spyder, in dem das 24jährige Jugendidol James Dean am 30. September 1955 bei einem Unfall tödlich verunglückte oder die Mercedes S-Klasse, in der am 30.November 1989 Alfred Herrhausen verstarb. Obwohl gepanzert, konnte der schwäbische Dienstwagen nicht verhindern, dass der Chef der Deutschen Bank nach einem Bombenattentat der „Roten Armee Fraktion“ verstarb. Als Symbol von Gewalt gingen die Bilder der zerstörten Autos um die Welt. Ebenso wie der zerfetzte Fiat Croma, in dem der 53jährige italienische Untersuchungsrichter Giovanni Falcone am 18. Mai 1992 in Palermo einem Bombenattentat der Mafia zum Opfer gefallen war.
Auch das des Facel Vega FV, auf dessen Beifahrersitz am 4 Januar 1960 der französische Schriftsteller und Philosoph Albert Camus ums Leben kam. Das französische Luxuscoupé, gelenkt von Michel Gallimard, einem Neffen des Verlegers des 53jährigen Literaturnobelpreisträgers von 1957, kam nach einem Reifenplatzer von der Straße ab und prallte mit der rechten Seite gegen einen Baum.
Im günstigen Fall landen Autos der Geschichte im Museum. Der Gräf & Stift aus Sarajevo ist im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien zu bewundern, der Lincoln Kennedys ist seit 1978 im „Henry Ford Museum“ in Dearborn ausgestellt. Käfer und Trabbi haben es bis ins Bonner „Haus der Geschichte“ gebracht.
geschrieben von auto.de/(sp-x) veröffentlicht am 03.07.2014 aktualisiert am 03.07.2014
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