Pflanzliche Alternative

Autositze: Ein bisschen Soja für Abrahams Schoß

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Für viele Autofahrer zählt nur die pure Leistung ihres Fahrzeugs. Andere legen den größten Wert aufs Design. Und junge Menschen fahren verstärkt auf Digitalisierung ab, ohne WLAN-Hotspot läuft da beim Autokauf nichts. Doch wie ist es um das Thema Autositze bestellt? Bei den vielen Stunden, die wir im Auto verbringen, müssten die doch eine Hauptrolle spielen.

Bequeme Sitze sollte kein Thema am Rand sein

Dass Luxus-Marken wie Rolls-Royce oder Bugatti ein Wohnzimmer-Ambiente im Innenraum schaffen, ist hinreichend bekannt. Da trifft die Weisheit "so sicher wie in Abrahams Schoß" vermutlich zu. Dafür kosten diese Autositze auch ein Vermögen. Wie aber ist es um das Wohlbefinden der Passagiere in den Alltagsautos bestellt? Opel beispielsweise arbeitet bereits seit vielen Jahren mit der "Aktion Gesunder Rücken" zusammen. Das Ziel: Vom kleinen Corsa bis zum geräumigen Insignia sollen die Fahrzeuge der Rüsselsheimer zur Wellness-Oase werden.

Die Ford-Ingenieure setzen bei der Fertigung ihrer Sitze auf ein Naturprodukt. "Soja" heißt das Zauberwort der Kölner. Viele von uns sind höchstens einmal beim Frühstück in noblen Herbergen mit Soja in Form von Milch in Berührung gekommen. Bei Ford dagegen sitzen viele Autofahrer auf recyceltem Soja. Der Schaumstoff auf Basis von Sojabohnen kam bei dem Hersteller bereits 2008 erstmals im Mustang zum Einsatz. Und ein bisschen Soja für Abrahams Schoß hat sich offenbar so gut bewährt, dass dieses Naturprodukt seit 2011 für Sitzkissen, Rückenlehnen und Kopfstützen in allen Fahrzeugen Verwendung findet, die von Ford in Nordamerika produziert werden.

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Die Vorteile von Sojaschaum liegen auf der Hand

Diese pflanzliche Alternative kommt im Vergleich mit herkömmlichen Mineralölprodukten der Umwelt zugute, ohne Haltbarkeit oder Leistung zu beeinträchtigen, teilen die Ford-Ingenieure mit. Mehr als 18,5 Millionen Fahrzeuge wurden bei Ford in Nordamerika schon mit Hilfe von Sojaschaum für einzelne Bauteile hergestellt. Dadurch wurden laut internen Berechnungen bisher 6,5 Millionen Kilogramm CO2 eingespart. Das hätte wohl auch Henry Ford mit Stolz erfüllt, denn der legendäre Firmengründer hat in den 1940er-Jahren die damals revolutionäre Idee, Biomaterialien in die Fahrzeugproduktion einzubringen.

Doch der Weg hin zum Soja war alles andere als einfach. „Das war eine Herausforderung. Die ersten Tests mit Schaumstoffen waren wenig erfolgreich“, sagt Ford-Technikexpertin Debbie Mielewski. „Deshalb hatten wir uns zum Ziel gesetzt, eine Materialverbesserung sorgfältig zu erforschen“. Der Durchbruch kam 2008 mit dem rasanten Anstieg der Ölpreise. Als Ersatz für Materialien aus Mineralöl war Soja über Nacht gefragt. Umwelt hin oder her: Soja war auch gut fürs Geschäft.

Doch Soja kommt nicht nur bei der Herstellung von Autositzen zum Einsatz

Die Palette möglicher Anwendungen reicht bis hin zu Gummikomponenten wie Dichtungen oder Wischerblätter. Beflügelt vom Soja-Erfolg setzt Ford inzwischen auf acht nachhaltige Materialien in Fahrzeugen, darunter Soja, Weizen, Reis, Rizinus, Kenaf, Baumzellulose, Jute und Kokosnuss. Und die Kette könnte bald länger werden. Der Autobauer experimentiert derzeit mit weiteren nachwachsenden Materialien, beispielsweise etwa mit Weizenstroh, Tomatenschalen, Bambus, Agaven, Löwenzahn und sogar Algen.

Erforscht werden zudem auch Schaumstoffe und Kunststoffe auf der Basis des Treibhausgases Kohlendioxid. Das Fazit von Debbie Mielewski klingt einleuchtend. "Wir müssen die unzähligen natürlichen Materialien so gut und so verantwortungsvoll wie möglich einsetzen", sagt die Ford-Expertin. Dazu gehöre auch die Verwendung von Pflanzen und Pflanzenabfällen aus der Region, in denen man die Fahrzeuge herstelle. Das ist nach dem ganzen Diesel-Bashing für die Automobil-Branche in jedem Fall ein sauberer Ansatz.

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