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Ein riesiger Streichelzoo für alte Autos – das war auch der 38. AvD-Oldtimer-Grand-Prix am vergangenen Wochenende auf dem Nürburgring. Zehntausende Besucher konnten die alten Schätzchen manchmal sogar mit der Hand streicheln und mussten sich nicht damit begnügen, deren Besitzer und die Techniker beim liebevollen Umgang mit alten Sport- und Rennwagen zu beobachten. Nur bei den Rennen und Gleichmäßigkeitsfahrten kam keiner der Fahrer auf die Idee, das Gaspedal ihres Autos nur zu streicheln.
Vielen Menschen am Rande der Strecke wird es nicht anders ergangen sein als mir. So herrlich restaurierte Zeugen unserer automobilen Vergangenheit, die heute von fast unschätzbarem Wert sind, haben bei den Rennen keine Rücksicht zu erwarten. Ausbremsmanöver, qualmende Reifen, Kurvenkampf Seite an Seite, Windschattenfahren, Dreher und Ausflüge ins Kiesbett – als wollten die Fahrer beim nächsten Formel-1-Rennen neben Lewis Hamilton auf der Pole-Position stehen.
Wenn das Rennadrenalin zuschlägt, nimmt kaum einer noch Rücksicht aufs Material, aber auch nicht auf sich selbst. Sie brausen auf schmalen Reifen oder dicken Slicks um die Grand-Prix-Strecke des Nürburgrings in Fahrzeugen, deren Sicherheitsstandard ebenso alt und überholt ist wie die Autos. Das muss ihren Fahrern einen ganz besonderen Kick verschaffen.
Dennoch: Echte Unfälle geschehen äußerst selten. Wir sahen nur einen über das Streckenfernsehen. Ein Fahrer krabbelte unversehrt aus seinem mit dem Boden nach oben gelandeten offenen Klassiker. Nürburgring-Chef Dr. Walter Kafitz beobachtete die Szene im Strecken-TV. Die Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben, als der Fahrer selbst mit Hand anlegte, um sein Fahrzeug wieder auf die Räder zu kippen.
Doch Rennen und risikobereite Fahrer stellen nur einen Teil der Attraktivität des Oldtimer-Grand-Prix dar. Für viele spielt sich das wahre Leben an diesen drei tollen Tagen in der Boxengasse und im Fahrerlager ab. Hier werkeln Privatfahrer an ihrem heißgeliebten Oldie neben Profi-Rennställen, die gleich mit mehreren Fahrzeugen antreten. Hier steht der freizugängliche Fahrzeugpark neben dem Ausstellungszelt eines Händlers, der mit einem Eintrittspreis von 20 Euro das Sehpublikum von den Kaufinteressierten trennt.
Englisch scheint im Fahrerlager die beherrschende Sprache zu sein. Kein Wunder, denn die meisten Klassiker im Sportwagenbereich vor dem Zweiten Weltkrieg und noch bis in die 70-ger Jahre hinein, kommen nun einmal von der Insel. Da wundert es niemandem, wenn in der Boxengasse auf einmal ein Schottenrock an einem echten Schotten gesichtet wird. Wir konnten leider die Frage nicht klären, ob dieser Schotte in einem normalen Rennanzug oder in einem mit Rock antritt.
Das Wetter auf dem Ring war auch bei diesem 38. AvD-Oldtimer-Grand-Prix wieder so, wie man es in der Eifel kennt: freitags mit Dauerregen, Sonnabend mit Sonne und Schäfchen-Wolken und Sonntag mit zeitweiligem Nieselregen. Der Nürburgring-Fan kennt das und lässt sich davon nicht abschrecken. Davon gibt es offenbar mehr als man denkt: die Tribünen gut gefüllt, das Fahrerlager und die Boxengass überfüllt. Der Streichelzoo zieht dien ganze Familie an.
geschrieben von (ar/Sm) veröffentlicht am 12.08.2008 aktualisiert am 12.08.2008
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