Barcelona, Tag 2: Flossen, Nasen, Slicks und Barrichello

(adrivo.com) Am zweiten Testtag in Barcelona fuhren einige Teams ganz schweres Gerät auf. Renault präsentierte die bereits von Red Bull bekannte Haifisch-Flosse auf der Motorabdeckung und Honda führte die als Elefanten-Ohren bekannt gewordenen Nasenflügel aus. Auch BMW Sauber hatte wieder seine Wikinger-Hörner auf die Nase gepackt. Die Ferrari-Nase mit den Löchern war angesichts der ausladenden optischen Reize der Konkurrenz beinahe unscheinbar.

Am Ende war es dann beinahe ein wenig ironisch, dass die Tages-Bestzeit erreicht wurde, als eines der aerodynamisch auffälligen Teile nicht mehr am Auto war. Rubens Barrichello hatte die Nase mit den Ohren weggepackt und fuhr damit eine erste schnelle Runde. Kurz darauf packte er noch Slicks auf das Auto und wurde noch einmal schneller. Seine Bestzeit stand am Ende bei 1:18.928 und lag damit knapp sechs Zehntel über Felipe Massas Zeit vom Montag. Wie viel die Waage nach der Fahrt angezeigt hat, ist nicht überliefert.

Aber die Zeiten waren, wie bei Tests üblich, ohnehin nebensächlich. Denn sonst müsste man annehmen, dass Honda die Konkurrenz einfach so einmal um rund acht Zehntel hinter sich gelassen hat. Und die Spitze dieser Konkurrenz bildete zudem noch Giancarlo Fisichella, der seine beste Runde auch mit Slicks gefahren hatte. Bei Force India war man allerdings hauptsächlich glücklich darüber, dass es auf Rillenreifen eine ordentliche Zeiten-Verbesserung gab. "Das Beste am Tag war, dass Giancarlo mit der vollen 2008er-Abstimmung starke Zeiten fuhr und fast zwei Sekunden besser war als bisher. Vor dem Rennen nächste Woche sind wir sehr zufrieden damit", meinte Mike Gascoyne. Auch Fisichella merkte eine Verbesserung am Auto im Vergleich zum letzten Barcelona-Test. "Das sieht man bei unserer Zeitenverbesserung. Das liegt zum großen Teil an den neuen Teilen, die wir seit Saisonstart haben", sagte der Italiener, der im Februar 1:22.3 gefahren war und diesmal mit Rillenreifen auf 1:20.7 kam.

Bereits 1,3 Sekunden auf Barrichellos Zeit fehlten Felipe Massa im Ferrari – er war aber auch nur auf Rillenreifen unterwegs. Bei den Roten hatte man sich am Dienstag ohnehin auf eher längere Runs konzentriert, weswegen am Ende auch satte 113 Runden zu Buche standen. Zudem wurden noch Boxenstopps geübt und die Aerodynamik – sprich die Nase – unter die Lupe genommen. Generell war man bei Ferrari um die Vorbereitung für das Rennen in eineinhalb Wochen bemüht – so wie viele andere auch.

Geholfen hatte dem Brasilianer bei seinem Marathon der Umstand, dass der Tag nur von einer roten Flagge gestört wurde. Die hatte Fernando Alonso verursacht, der sich im Laufe des Nachmittags in Kurve drei gedreht hatte und das Auto abstellen musste. Ein weiteres Mal stand eine rote Flagge kurz bevor. Am Honda von Barrichello stieg Rauch auf, doch der Brasilianer konnte seinen Boliden irgendwie noch an die Box schleppen, womit die Strecke weiter befahrbar war.

Zeitlich reihte sich David Coulthard hinter Massa ein und ihm folgte im Abstand von sechs Hundertsteln Lewis Hamilton, der ebenfalls nur mit Rillenreifen gefahren war. Dabei hatte sich der Brite auf neue Aero-Teile und auch die Abstimmung für den Grand Prix in eineinhalb Wochen konzentriert. Alonso schaffte trotz seines Ausritts 118 Runden und beendete den Tag auf Position sechs – auch nach einem Verzicht auf Slicks.

Der Spanier meinte danach, dass sich das Auto gut angefühlt hatte und auch einigermaßen konkurrenzfähig wirkte. "Wir dürfen aber nicht vergessen, dass viele Leute auf Slicks unterwegs waren, also sollten wir uns nicht zu sehr auf die Zeiten konzentrieren. Wir verbessern das Auto definitiv und wir haben heute neue Aerodynamik-Teile probiert, was gut gelaufen ist", erzählte Alonso. Der Chefingenieur des Renault-Testteams, Christian Silk, war mit dem Tag ebenfalls zufrieden, da er viele Daten sammeln konnte. "Das ganze Werk hat sich viel Mühe gegeben, um alle Teile für diesen Test fertig zu haben und wir haben sie heute voll genutzt. Die Mechaniker haben sehr gut am Auto gearbeitet, wodurch wir viel fahren konnten", berichtete Silk

Nico Rosberg, Nick Heidfeld (der Vierte im slickfreien Bund) und Timo Glock beendeten den Tag auf den Positionen sieben bis neun in der Zeitenliste – was bei Tests aber eben nicht so viel zu bedeuten hat. Heidfeld hatte sich bei seiner Arbeit beispielsweise auf die Aerodynamik und Mechanik seines Autos konzentriert. Zudem machte er Reifentests für das Rennen in Spanien. Rosberg werkte andererseits eifrig an den Slicks, um die Vorbereitung für 2009 mit Datenmaterial zu unterstützen. Wie also Heidfelds und Rosbergs Zeiten dadurch relativ irrelevant waren, werden auch Michael Schumachers Zeiten am Mittwoch nicht viel zu bedeuten haben, soll der siebenfache Weltmeister doch die 2009er-Aerodynamik ausführen.

Die Vorfreude bei Schumacher stimmt aber so oder so. "Ich freue mich sehr, denn gerade wenn man nur ab und zu in ein Formel-1-Cockpit steigt, ist der Fahrspaß besonders groß", ließ er auf seiner Website wissen. Auch von dem mittlerweile bekannten Motorradsturz wird er sich nicht behindern lassen. "Neulich hatte ich mal einen blauen Zeh, aber mehr ist bisher nicht passiert. Nicht mal beim Fußball hat das gestört", meinte er und fügte an: "Und auch gestern habe ich keinerlei Blessuren davon getragen. Mir ist klar, dass Motorradfahren nicht ganz risikofrei ist, aber ich versuche diese Risiken soweit wie möglich zu minimieren. Ansonsten halte ich es wie in der Formel 1: Man kann nicht alle Risiken ausschalten." Neben Schumachers neuerlichem Einsatz wird am Mittwoch auch der neue Toro Rosso sein Testdebüt geben. Einen kleinen Barcelona-Shakedown machte Bourdais bereits am Dienstag.

Für Glock ist der Test hingegen zu Ende, doch er nannte die vergangenen beiden Tage sehr positiv. "Wir haben am Morgen weiter am Setup für den Spanien Grand Prix gearbeitet und Daten von diversen Systemen gesammelt. Wir gehen in die richtige Richtung und hoffentlich hilft uns das nächste Woche", sagte er. Bei den Slicks will er hingegen noch weiter Informationen sammeln, bevor er Genaueres dazu sagen kann. "Im Moment bin ich auf die aktuelle Situation konzentriert, vor allem auf das Rennen am nächsten Wochenende", betonte er. Toyota Testteam-Manager Gerd Pfeiffer verriet noch, dass neben dem Setup auch an Aufhängung und Stoßdämpfern gearbeitet wurde, bevor es an die Slick-Tests ging. "Wir haben alles geschafft, was wir geplant hatten und haben wichtige Daten gesammelt." Und darauf kommt es bei einem Test dann an.

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