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Mercedes-Benz
Hockenheim – Sie waren Hingucker, zweifellos. Doch dass die Boliden der jüngeren Formel-1-Geschichte von Mercedes zu beiden Seiten eines Stegs im seichten Beckenwasser aufgereiht standen, das hätte man an diesem Tag auch anders interpretieren können, Motto „Mercedes geht nun ausgerechnet auch noch beim Heim-Grand-Prix baden“. Denn Rang neun nach dem Qualifying für Mercedes/Petronas-Pilot Nico Rosberg und sogar nur Platz elf für den Siebenfach-Weltmeister Michael Schumacher sind schon eine Enttäuschung, die Plätze acht und neun tags darauf beim Rennen selbst – zudem nach Überrundung – auch nicht viel besser.
Hockenheim-Ring, am Vorabend der Formel-1. Während draußen auf der Strecke noch die letzten Motoren im Beiprogramm dröhnen, ist der untere Bereich der Mercedes-Tribüne längst zum Veranstaltungsareal umfunktioniert. Gäste, vorwiegend [foto id=“312059″ size=“small“ position=“left“]ausgewählt-gute Kunden der Marke, schlendern leger über den Steg an den Mercedes-Rennern vorbei.
Es gibt Alkoholisches und Nicht-Alkoholisches, Prickelndes und Nicht-Prickelndes, Biologisches und Nicht-Biologisches, kleine Häppchen in etwas größeren Schälchen, sprich: Fingerfood. Bars sind aufgebaut. Eine Band spielt. Im hinteren Teil hängen nicht ohne Grund Bilder nun schon historischer großer Mercedes-Coupés an der Wand. Denn wenn es mit dem Siegen in der Königsklasse des Motorsports schon nicht klappt, will man der kaufkräftigeren Klientel später wenigstens anderweitig zeigen, dass man an der Spitze mithalten, dort sogar den Ton vorgeben kann.
Es geht ziemlich blond, jung und weiblich zu dieses Mal. Man kennt und duzt sich zumeist. „Hat jemand vielleicht“, fragt einer in die Runde, „Bernie (Ecclestone), den Herrscher aller Formel-1-Reusen, gesehen?“ Nein, aber da kommt gerade Mika (Häkkinnen) vorbei, der finnische Ex-Mercedes/McLaren-Schnellfahrer. [foto id=“312060″ size=“small“ position=“right“][foto id=“312061″ size=“small“ position=“right“]Der Mann, neben dem er geht, könnte, so wird gemutmaßt, sein Manager sein. Der Grund, so einfach wie eigentlich (un-)logisch: „Sein seidenes Einstecktuch guckt doch so schön aus der Brusttasche seines blauen Sakkos heraus.“ Eine Gruppe weiter plaudert David (Coulthard), ebenfalls einst nach Williams und vor Red Bull im Mercedes/McLaren-Team, über vergangene und aktuelle Zeiten. Da hat Eddie (Jordan), der Ire, schon längst die Jacke ausgezogen, zeigt als Spontan-Drummer der Band, was ein früherer Rennstall-Besitzer im Alter von 62 Jahren noch so alles kann: Eddie rockt den Tribünen-Untergrund! Die Stones lassen unter irischem Trommelwirbel grüßen.
Um Boris (Becker), das Tennis-Bobbele aus dem nahen Leimen, wird die Menschentraube immer enger. Nebenan scheinen die Zusatzstrahler einer Kamera „Franzi“ Franziska (van Almsick) ganz schön zu schaffen zu machen an diesem warmen Sommerabend. Ob sie, die mehrfache Schwimmwelt- und -europameisterin, die inzwischen auch Mode macht, in diesem Moment wohl lieber in ihrem früheren Element, dem Wasser, wäre? Obwohl: Da stehen schon die Renner drin – und schwimmen geht da kaum. Ein Fußbad ist das allerhöchste der Gefühle.
Lesen Sie weiter auf Seite 2: In der „Nacht der Stars“; „… die sicher noch folgen werden“; Weltpremiere zum Nachtisch; Dann gibt’s Feuer unter dem Hintern
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Es ist, ganz offiziell, die „Nacht der Stars“. Die, die es einmal waren. Die, die es vielleicht noch immer wirklich sind. Und die, die es endlich gern wären. Die tief dekolletierte Blondine jedenfalls, die gerade ihre erste Ansage macht, darf den Protagonisten des schwäbisch-malaysischen [foto id=“312063″ size=“small“ position=“right“]Formel-1-Auftritts 2010 später wenigstens noch ein paar Fragen stellen: „Und, Michael, was erwartest Du so vom Rennen morgen?“ Doch erst einmal erzählt Dieter (Zetsche), was für einen tollen Job ein Daimler- und Mercedes-Boss hat: „Gestern noch bei Testfahrten in Florida und heute hier!“ Die Ansagerin bittet Norbert (Haug) und Ross (Brawn) zu sich aufs etwas erhöhte Podest. Dem Mercedes-Motorsport- und dem Formel-1-Team-Chef, bei Ferrari und bei Brawn GP noch das „Superhirn“, fällt es schwer, ihre Unzufriedenheit über das Ergebnis des Qualifyings zu verbergen. Sie versuchen es mit professioneller Routine: „Mal schauen, wie es am Ende wird, wir werden unser Bestes geben.“
Und die Piloten, beide frisch geduscht und mit Gel im Haar? Michael (Schumacher) spricht von „vielen schönen Momenten“, die er schon erlebt habe in seiner Karriere, ehe der 41-Jährige merkt, dass da noch was [foto id=“312064″ size=“small“ position=“left“]kommen muss, natürlich: „Und die“, fügt er gleich hinzu, „sicher noch folgen werden.“ Erfolgserlebnisse, auf die Nico (Rosberg) ebenfalls hofft, der Stallgefährte, der im Gespräch mit der Ansagerin doch etwas angeknackst wirkt. Was Nick (Heidfeld) da, bei Mercedes/Petronas als Test- und Ersatzfahrer unter Vertrag, wohl denkt? Ein Kollege hat ihn vorhin im Publikum gesehen. „Glücklich ausgesehen hat der nicht.“
Zeit für die Nachspeise. Mercedes präsentiert sie in Form einer Weltpremiere. Die kommt als 544/571 PS starker, bis zu 300 Stundenkilometer schneller und ab fast 161 000 Euro teurer Biturbo-CL 63 AMG vorsichtig über den nun zum Auto-Catwalk gewordenen Fahrsteg daher, am Steuer Bernd (Schneider), der Tourenwagen-Champ, [foto id=“312065″ size=“small“ position=“right“]und Ola (Källenius), der neue AMG-Chef, auf dem Beifahrersitz.
Jemand ist mit den Gedanken schon eine Woche weiter. Beim nächsten Großen Preis, dem zwölften der aktuellen Saison. Bei dem es unter den Tribünen auf dem Hungaro-Ring von Budapest möglicherweise einen anderen, eher traditionellen Hingucker geben wird. „Vielleicht Czárdás, dann gibt es Feuer unterm Hintern.“
geschrieben von auto.de/Günther Koch/KoCom/Fotos: Koch veröffentlicht am 29.07.2010 aktualisiert am 29.07.2010
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