Ihre persönliche Autoberatung
0800 - 40 30 182
Ein bisschen Spaß muss sein
Copyright: Bentley
Mit mindestens 2.440 Kilo qualifiziert sich der Bentayga als Sumo-Ringer – das gilt auch in Bezug auf sein Blechkleid. Denn trotz des leicht schrägen Heckabschlusses und seiner muskelbepackten Flanken, die den Fünftürer dynamischer wirken lassen sollen, gleicht seine Erscheinung mehr einem Ringkämpfer der Königsklasse als einer eleganten Lanze. Und der neue Bentley-Bulle muss Qualitäten zeigen, die sich auf den ersten Blick nicht erschließen. Um sie aufzuspüren, treiben wir den Bentayga einen Tag lang über Stock und Stein, und natürlich über Asphalt.
Beeindruckt sind wir nach dem Einstieg durch die weit öffnenden Türen, der dem Aufstieg in eine Kommando-Zentrale gleicht. In edles Leder gefasstes Sitzmobiliar erwartet uns dort, gut konturiert und mit Sitzauflage im Chefsessel-Format. Die vorderen 22-fach verstellbaren XXL-Sitze können nahezu jedem Körperbau angepasst werden. Schließlich sollen hier zierliche Chinesinnen wie gut genährte Scheichs ein Zuhause finden. Wer die Einzelsitzanlage im Fond wählt, kann auch Auflagen und Lehnen vielfach verstellen, was die Vermutung nahelegt, dass hier nicht nur Familienmitglieder des Bentayga-Besitzers Platz nehmen werden, sondern mitunter auch der „Hausherr“ selbst. In Asien und dem Mittleren Osten gehört in den besitzenden Kreisen ein Chauffeur bekanntlich zum Inventar.
Copyright: Bentley
Mehr noch beeindruckt seine Leichtigkeit und Wendigkeit. Ein Luftbett verlängert Federwege oder reduziert die Bodenfreiheit in Schritten ab 80, 160 und über 240 km/h. Dafür duckt sich der Bentayga vorn und hinten unabhängig voneinander zum Asphalt, um die Balance des Fahrzeugaufbaus im Fahrtwind zu optimieren. Nicht minder beeindruckend ist die stoische Ruhe, mit der das Luftfederfahrwerk die Straßen-Unebenheiten glattbügelt. Die großkalibrigen Geländewagen oft eigene Schwammigkeit ist dem Bentayga fremd. Verantwortlich dafür zeichnet die gefühlvoll abgestimmte geschwindigkeitsabhängige Lenkung.
Traktionsprobleme sind dem Bentayga sogar auf den bei Arabern so beliebten Spielplätzen – den malerischen Wanderdünen – fremd. Ein spezieller Dynamik-Modus justiert Bodenfreiheit, Gasannahme, Schaltstufen der Achtgang-Automatik und optimiert die Kraftverteilung fürs wilde Treiben im schwersten Terrain für automobiles Großwild. Wer hier nach einem Untersetzungs-Getriebe sucht, lernt rasch, warum der Bentayga darauf verzichten kann. Mit bis zu 900 Nm Drehmoment, das bereits ab 1.350/min anliegt, wird Dünen-Surfen mit 2,4 Tonnen Eigengewicht zum leicht kontrollierbaren Treiben. Einzig die Gasannahme bei langsamem Kriechen über Felsstrecken könnte weicher sein. Die Kontrolle über so unbändige Kraft fällt schwer.
Natürlich ist die Frage nach dem Treibstoffhunger dieses gewaltigen Bentayga erlaubt. Obwohl sie nur von jenen gestellt wird, die sich den Bentley nicht leisten werden. Dass die offizielle Angabe von durchschnittlich 13,1 Liter je 100 Kilometer in der Praxis kaum erreichbar ist, darf niemanden verwundern. Obwohl die Entwickler mit kombinierter Direkt- und Saugrohr-Einspritzung, Zylinderabschaltung und Start-Stopp-Automatik möglich machen, was aktuell geht. Für den Bentayga greift Bentley auf den weiterentwickelten Modularen Längsbaukasten (MLB) der Volkswagen-Gruppe zu. Doch 80 Prozent Eigenanteil sichern Bentley-Exklusivität, wie Entwicklungsvorstand Rolf Frech erklärt. In den gleichen Baukasten greift Audi für den neuen Q7 und den kommenden Q8. Erstmals im Bentayga kommen zudem Baugruppen des neuen Modularen Elektrik-Konzernbaukasten (MIB) zum Einsatz. Das System wird von einer 48-Volt-Einheit für sehr kurze Reaktionszeiten gesteuert.
Mit dem mindestens 208.500 Euro teuren Bentayga baut Bentley ein Leittier für die rasch wachsende Herde multifunktioneller Allradler, dem Schwestermodelle folgen werden. Etwa ein Bentayga mit 4,2-l-V8-Dieselaggregat aus dem Regal von Audi für europäische Märkte und einer mit Plug-in Hybridantrieb aus dem Technik-Baukasten von Porsche für amerikanische und asiatische Märkte.
Sie mögen auf der Straße nicht ganz so leistungsstark wie das Leittier sein, werden der britischen Marke aber zu einer in ihrer fast 100-jährigen Geschichte nie dagewesenen Strahlkraft verhelfen. Bereits mittelfristig könnte Bentley jährlich 20.000 Einheiten absetzen. Dass die Marke wachstumsbegleitend demnächst eigene Wälder für den Furnierbedarf und Nutztiere zur Belederung bewirtschaften werde, ist indes nur ein Auswuchs des britischen Humors.
geschrieben von Jürgen Zöllter/mid veröffentlicht am 03.03.2016 aktualisiert am 04.03.2016
Auf auto.de finden Sie täglich aktuelle Nachrichten rund ums Auto. All das gibt es auch als Newsletter - bequem per E-Mail direkt in Ihr Postfach. Sie können den täglichen Überblick zu den aktuellen Nachrichten kostenlos abonnieren und sind so immer sofort informiert.