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Bentley
Bescheiden war Walter Owen Bentleys beim Autobauen nie. Wenn der Bentley Continental GTC Speed bereits ein Sahnehäubchen gewesen ist, dann ist die Cabrio-Variante des Supersports die Schokostreusel darauf. Gewicht reduziert, Leistung gesteigert, Luxus gepflegt – mit dem Supersports sind Geschwindigkeiten über 300 km/h möglich. Ab 242 000 Euro steht das Zwitterwesen aus Traumschiff und Rennwagen in der eigenen Garage.
Solch ein Preis reduziert die Zahl der in Frage kommenden Interessenten natürlich gewaltig. Selbst für Bentley-Chef Dr. Franz-Josef Paefgen, der an kleine Stückzahlen und handverlesene Kundschaft gewöhnt ist, gilt [foto id=“306418″ size=“small“ position=“right“]der Supersports als „absolutes Nischenprodukt“. Weltweit hat Bentley im vergangenen Krisenjahr 4 700 Fahrzeuge abgesetzt. In guten Jahren sind es allein vom Continental Coupé so viele gewesen. Für die Cabrio-Variante „Supersports Convertible“ wird das Volumen auf etwa 300 Einheiten für ein volles Jahr geschätzt.
Die solvente Kundschaft sucht diese Exklusivität. Sie ist süchtig nach Unterscheidung. Eine Derivat-Strategie, wie Porsche sie erfand und Lamborghini sie kopiert, erscheint da nur logisch. Doch während den leistungsstarken „Speed“-Ausführungen der Continental-Baureihen 449 kW/610 PS Leistung zur Verfügung standen, werden beim Supersports nochmals 20 PS darauf gesetzt. Fahrwerk und Getriebe wurden modifiziert, die Endrohre abgeflacht, [foto id=“306419″ size=“small“ position=“left“]zwei Luftschlitze in die Motorhaube geschnitten und das Gewicht reduziert, wo es möglich erschien.
Die Türen sind noch immer gewaltig schwer und das Cabrio ist immer noch ein Dickschiff von rund 2,4 Tonnen. Das ist nach Ansicht von Franz-Josef Paefgen aber auch gut so: „Ein Bentley definiert sich auch darüber, dass er so ist wie das, was in Deutschland früher ein schwerer Wagen genannt wurde.“ Großflächig ist Sicht-Karbon verbaut, was zwar gegenüber dem üblichen Walnussholz keinen Gewichtsvorteil bringt, aber unverschämt schnell aussieht. Nur die Navigation hält nicht das Tempo von Hightech anno 2010: Die spärliche Grafik ist noch so langsam wie beim ersten Continental.
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Während die Spur um 50 Millimeter verbreitert wurde, ist das sechstufige Getriebe nun in der Lage, Schaltzeiten von unter einer Zehntelsekunde zu erreichen. Der brachiale[foto id=“306420″ size=“small“ position=“right“] Druck, der beim Anspringen der beiden Turbolader fast verzögerungsfrei an die vier angetriebenen Räder abgegeben wird, raubt einem fast den Atem. Vergleiche mit wesentlich leichteren, auch zweisitzigen Supersportwagen, scheuen die Hersteller deshalb nicht. Trotz der nicht unwesentlichen Masse ist das Handling direkt und agil, die Lenkung gibt gute Rückmeldung. Nicht einmal über Zugluft kann man sich beklagen, denn die Strömungsverhältnisse sind erstklassig und sogar mit herunter gelassenen Seitenscheiben kann man stundenlang offen fahren.
Sollte das elektrische Stoffverdeck einmal geschlossen werden, dämpft es so gut, dass sogar ein Teil von der wunderbar wummernden Klangkulisse verloren geht, die der Zwölfzylinder bei Leistungsanforderung ertönen lässt. Nur zwei Dinge sind, gemessen an der üppigen Dimensionierung vieler anderer Komponenten, eindeutig zu klein geraten: Die Taste zum Bewegen des Verdecks, denn schließlich ist die Stoffmütze das identitätsstiftende Merkmal eines Cabrios, und die beiden Auspuff-Endrohre, deren flaches Oval die süffige Akustik auf fast bizarre [foto id=“306421″ size=“small“ position=“left“]Weise konterkariert.
Bei so viel Fahrvergnügen könnte man glatt vergessen, dass man in einem außerordentlich anspruchsvollen Gefährt unterwegs ist. Der Tankstopp wird zum Entrichten der Vergnügungssteuer genutzt, denn zwischen 18 und 20 Liter Super Plus je 100 Kilometer sind bei einem Gasfuß mit Bewegungsdrang unvermeidlich. 16,7 Liter Kraftstoff sollen es nach Norm sein, immerhin 0,4 Liter weniger als beim schwächeren Speed-Modell. Der Supersports Convertible kann aber ebenso wie alle anderen Modelle der Continental-Baureihe außer mit Benzin auch mit E85 Bioethanol oder einer beliebigen Mischung aus beiden Kraftstoffen betrieben werden. Damit unterstreicht Bentley seine Absicht, alle seine Fahrzeuge bis 2012 Biokraftstoff-kompatibel zu machen.
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Für Franz-Josef Paefgen liegt der Gedanke gar nicht so fern, da der Diesel ganz Bentley-konform viel Drehmoment bei geringen Drehzahlen bereitstellt. Es existieren sogar Bentley-Prototypen mit großvolumigen Dieselmotoren [foto id=“306423″ size=“small“ position=“right“]aus dem VW-Konzern, die zeigen, dass es funktioiniert. „Doch unsere amerikanischen Händler winken ab“, sagt Paefgen, „der Markt dort scheint ihnen noch nicht reif dafür.“ Darauf muss Bentley hören, denn ein gutes Drittel der Produktion geht immer noch in die USA, auch wenn China aufgeholt hat. „Und unsere Stückzahlen sind zu klein, um ein Auto mit zwei Motoren anzubieten.“ Dann doch lieber noch ein bisschen Bescheidenheit beim Thema Komfort. Der Supersports verzichtet auf die elektrisch zu öffnende Heckklappe, die andere Bentleys haben. Der Grund: Ein eingesparter Elektromotor und damit zusätzlich Gewicht reduziert.
Pluspunke: erstklassige Fahrleistungen, höchster Komfort
Minuspunkte: veraltetes Navigationssystem, hohe Kosten
Datenblatt des Bentley Supersports Convertible: Viersitziges Cabriolet mit Stoffverdeck, Allradantrieb |
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Länge/Breite/Höhe/Radstand: | 4,80 Meter/2,19 Meter/1,38 Meter/2,74 Meter |
Motor: | 6-Liter-Zwölfzylindermotor |
Leistung: | 463 kW/630 PS |
max. Drehmoment: | 800 Nm bei 2 000 – 4 500 U/min |
Tankinhalt: | 90 Liter |
0 – 100 km/h: | in 4,2 s |
Höchstgeschwindigkeit: | 325 km/h |
Schadstoffnorm: | Euro 5 |
Preis: | ab 242 000 Euro |
geschrieben von auto.de/(afb/mid) veröffentlicht am 25.06.2010 aktualisiert am 25.06.2010
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