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Erste Probefahrt
BMW legt seine 1er-Reihe neu auf – erstmals ohne markentypischen Heckantrieb. Eine erste Probefahrt mit dem kompakten Bayern. Wieder geht eine Ära zu Ende. Die der heckgetrieben Kompaktwagen nämlich: Deren letzter Vertreter, die bislang 2,5 Millionen mal verkaufte 1er-Reihe von BMW, wird ab der nächsten, der dritten Generation von der Fronträdern angetrieben.
Das kostet, theoretisch, etwas Agilität, beispielsweise auf kurvigen Landstraßen. Den meisten Käufern des kleinsten Autos mit dem weißblauen Propeller-Emblem dürfte der damit verbundene leichte Verlust an Sportlichkeit egal sein, sie schätzen wahrscheinlich eher die Vorteile der Umstellung, die BMW aufzählt: Mehr Platz im Fond, in den Passagiere nun leichter einsteigen können, und weniger Gewicht, was wiederum zu weniger Verbrauch führt.
Vorteil für BMW: Der 1er kann sich nun die Plattform mit Mini und den Van-Modellen der 2er-Reihe teilen, was die Kosten für Entwicklung und Produktion senkt. Was natürlich nicht dazu führt, dass der 1er nun zum Billigmobil würde: 28.200 Euro kostet das Basismodell 118i.
Dafür bekommt der Käufer einen Kompaktwagen mit gestrafftem Design – und einer nun tatsächlich gut nutzbaren Fond-Sitzbank. Die Zeiten, in denen Spötter den 1er als „Zweisitzer mit fünf Türen“ bezeichneten, sind endgültig vorbei. Vorne blicken die Insassen auf ein High-Tech-Interieur mit allem, was moderne und auch größere Modelle der Bayern zu bieten (natürlich gegen Aufpreis): Da wäre das virtuelle Display, die Bedienung per Sprache, oder die) Gestensteuerung – per Fingerzeig in der Luft lässt sich beispielsweise die Lautstärke der Audioanlage regeln. Hat man sich daran erst mal gewöhnt, ist das eine durchaus nette Spielerei. Die Sprachsteuerung dagegen funktionierte bei der Testfahrt nicht immer zuverlässig. Zwar erhöhten die Klima-Automatik nach der Bemerkung „Hey BMW, mir ist kalt“ die Temperatur, die Frage „Wie ist das Wetter in Hamburg?“ beantwortete das System mit Navi-Hinweisen. Das kann Alexa besser.
Die aus dem X5 bekannte Rückfahr-Automatik, welche die letzten 50 Meter genauso wieder nach hinten fährt, funktionierte dagegen gut. Außerdem kann der stolze 1er-Besitzer seinen Wagen per Smartphone öffnen und starten, und diese Berechtigung auch an Friends and Family weitergeben.
Dazu gibt’s zahlreiche Assistenzsysteme und ein hochwertig verarbeitetes Interieur. Im Grunde könnte der 1er als geschrumpfter 3er oder sogar 5er durchgehen – wenn da die Sache mit dem Frontantriebs nicht wäre. Doch bei dem haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet: Selbst bei zügiger Fahrt waren beim getesteten 118d mit 150 kräftigen Diesel-PS nahezu keine Antriebs-Einflüsse spürbar.
Möglich macht’s eine aufwändige Motorsteuerung, die den Radschlupf begrenzt, also die für leistungsstarke Fronttriebler typische Neigung zum Durchdrehen der vorderen Räder. Die dafür notwendige Berechnung findet nun direkt im Motor statt, was ihre Reaktion laut BMW drei bis fünfmal schneller macht. Außerdem verweisen die Bayern auf ihre langjährige Erfahrung mit Frontantrieb beim Mini – soll bloß niemand glauben, die weißblaue Marke befahre mit Technik Neuland. Jedenfalls ist dem Hersteller anzumerken, dass er sich die Entscheidung nicht leichtgemacht hat. Die Fahrwerkstechniker haben den Wagen so abgestimmt, dass er kaum untersteuert, geübte Fahrer können ihn, wenn sie denn wollen, sogar driften lassen.
Und wem das immer noch nicht genug der Sportlichkeit ist, der muss dann eben in ein Modell mit Allrad-Antrieb investieren, etwa den M135i xDrive. Der bietet dann immerhin Allrad-Antrieb. Die hohe Leistung seines Vierzylinders von 306 PS verteilt er bis zu 50 Prozent auf die Heckachse – trotzdem bleibt immer noch so viel Power für die vorderen Räder übrig, dass sie spürbar mehr am Lenkrad zerrt als beim Diesel. Dazu kommt ein recht straffes Fahrwerk, das im Alltagsverkehr auch mal nerven kann.
Keine Frage: Das harmonischere Auto der beiden bislang gefahrenen Varianten ist der Diesel. Da passt dann auch der Fahrkomfort, und bei Bedarf kann es der BMW-Fahrer markentypisch auch mal zügig angehen lassen. Weitere Motorvarianten sollen folgen, für jede bietet BMW eine separate Fahrwerks-Abstimmung. So ist der 1er ein hochwertiger Kompaktwagen zu einem Premiumpreis – Singles, Paare und junge Familien, die ihn sich leisten können, werden ihre Freude an ihm haben.
BMW 118d | Fünftüriger, fünfsitziger Kompaktwagen |
Länge/Breite ohne Außenspiegel/Höhe/Radstand in Millimetern | 4.319/1.799/1.434/2.670 |
Leergewicht | 1.400 kg |
Zuladung | 550 kg |
Anhängelast gebremst/ungebremst | 1.300/735 kg |
Kofferraumvolumen | 380 – 1.200 l |
Tankinhalt | 42 l |
Preis | ab 32.400 Euro (118i ab 28.200 Euro) |
Antrieb | 4-Zylinder-Turbodiesel |
Hubraum | 1.995 ccm |
Leistung | 110 kW/150 PS bei 2.500 – 4.000 U/min |
max. Drehmoment | 350 Nm bei 1.750 – 4000 U/min |
Getriebe | 6-Gang-Schaltgetriebe (8-Gang-Steptronic optional) |
0 – 100 km/h | 8,5 Sekunden |
Höchstgeschwindigkeit | 218 km/h |
Kraftübertragung | Vorderradantrieb |
Normverbrauch | 4,4 – 4,1l/100 km |
CO2-Emission | 116 – 108 g/km |
Schadstoffklasse | Euro 6d-Temp |
geschrieben von MID veröffentlicht am 15.08.2019 aktualisiert am 15.08.2019
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