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BMW
von Thomas G. Zügner
Lange Zeit wurde der deutschen Automobilindustrie vorgeworfen, den Trend zum Hybridantrieb verschlafen und das Feld praktisch kampflos Herstellern aus Fernost überlassen zu haben. Nachdem Mercedes Ende Juni mit dem S 400 Hybrid das erste deutsche Serienfahrzeug mit dieser Technik auf den Markt gebracht hat (auto.de berichtete), zieht BMW mit dem neuen ActiveHybrid 7 nach. Die Limousine kommt im April 2010 in der Normalversion sowie mit langem Radstand zu den Händlern.
Wie der Schwabe verfügt auch die Luxuslimousine aus dem weiß-blauen Freistaat über einen Elektroantrieb, der den Verbrennungsmotor beim Anfahren und Beschleunigen unterstützt. Gemeinsam haben beide Fahrzeuge eine Lithium-Ionen-Batterie, die BMW gemeinsam mit Daimler entwickelt hat. Dennoch verfolgen ActiveHybrid 7 und S 400 Hybrid unterschiedliche Philosophien. Während beim Mercedes der Verbrennungsmotor ein 279 PS starker Sechszylinder ist, setzt BMW auf einen auf 450 PS leistungsgesteigerten Achtzylinder mit Benzin-Direkteinspritzung und doppelter Turboaufladung.
Als Basis für dieses Aggregat diente das Triebwerk des BMW 750i, das mit 407 PS schon alles andere als [foto id=“112473″ size=“small“ position=“right“]schmalbrüstig ist. Der 4,4 Liter große Achtzylinder mobilisiert nun 450 PS, was einer Mehrleistung von gut zehn Prozent entspricht. Auch in der Zugkraft legte der Verbrennungsmotor spürbar zu, nämlich von 600 auf 650 Nm, die zwischen 2000 und 4500 Rotationen der Kurbelwelle zur Verfügung stehen.
Beim Anfahren und Beschleunigen wird der Achtzylinder von einem Elektromotor unterstützt. Er leistet 15 kW/20 PS und weist ein Drehmoment von maximal 210 Nm auf. Auf diese Weise ergibt sich für den BMW ActiveHybrid 7 eine sogenannte Systemleistung von 465 PS und ein Gesamtdrehmoment von 700 Nm. Der Elektromotor dient gleichzeitig als Generator für den Strom, der durch die Rückgewinnung von überschüssiger Schwungenergie beim Bremsen und im Schubbetrieb erzeugt wird.
Gespeichert wird der Strom in einer Lithium-Ionen-Batterie, die BMW in Kooperation mit Daimler entwickelt hat. Sie wiegt etwa 27 Kilogramm und besteht aus 35 Einzelzellen mit einer nutzbaren Energiemenge von 400 Wh. Mit Abmessungen von 37 x 22,2 x 23,4 Zentimetern ist sie nur unwesentlich größer als eine herkömmliche Starterbatterie. Untergebracht ist der Akku crashgeschützt und klimagekühlt links im Kofferraum direkt hinter der Rücksitzbank. Dadurch reduziert sich das Gepäckraumvolumen des ActiveHybrid 7 von 500 auf 460 Liter. Eine Durchlademöglichkeit kann dennoch optional bestellt werden.
Die Daten lassen es bereits erahnen: Der Siebener mit Hybridantrieb ermöglicht Fahrleistungen auf [foto id=“112474″ size=“small“ position=“left“]Sportwagenniveau. Der Sprint bis Tempo 100 dauert gerade einmal 4,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit begrenzen die elektronischen Heinzelmännchen auf 250 km/h. Dabei beeindrucken weniger die reinen Zahlen als vielmehr die Art und Weise, wie souverän und dennoch kultiviert die Luxuslimousine ihre Power in geballte Fahrdynamik umsetzt. Bei der Hatz über die Autobahn verpufft aber der Nutzen des Hybridantriebs, da dann praktisch nur der Verbrennungsmotor im Einsatz ist. Schon größer sind die Verbrauchsvorteile auf der Landstraße, wo BMW-Ingenieure dem Hybriden ein Einsparungspotential von 40 Prozent gegenüber einem herkömmlichen Antrieb bescheinigen. Absolut in seinem Element ist der Hybrid im innerstädtischen Bereich mit häufigem Stopp-and-go- und Ampelbetrieb. Hier macht sich die Start-Stopp-Funktion bemerkbar, wenn der Verbrennungsmotor bei einem Halt seine Arbeit einstellt und erst nach dem Lösen der Fußbremse wieder in Betrieb geht.
Verfolgen lassen sich Energieflüsse sowie die Hybrid-Nutzung über ein Display im Armaturenbrett. Nach dem Normzyklus ergibt sich für den ActiveHybrid 7 insgesamt ein Verbrauch von 9,4 Litern auf 100 Kilometer, was eine Reduzierung um zwei Liter gegenüber einem herkömmlichen BMW 750i entspricht.
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Auf den allerersten, oberflächlichen Blick unterscheidet sich der BMW ActiveHybrid 7 nicht von seinen Brüdern aus Dingolfing mit konventioneller Motorisierung. Die Differenzierungsmerkmale liegen eher im Detail. So verfügt der Hybrid-Siebener über spezielle Alufelgen mit Mischbereifung, die alleine schon aufgrund ihrer aerodynamischen Schaufeloptik eine Verbesserung des CO2-Wertes um 2 g/km bewirken. Exklusiv für den ActiveHybrid bietet BMW eine Metallic-Lackierung an, die sich Bluewater nennt.
Schriftzüge „ActiveHybrid 7“ an den C-Säulen, auf der Heckklappe sowie an den vorderen Türeinstiegsleisten (bei den Langversionen, die weltweit zwei Drittel der Produktion ausmachen, auch hinten) weisen ebenfalls auf [foto id=“112475″ size=“small“ position=“right“]die zukunftsweisende Technik hin. Während gerade im Bereich der Luxusklasse viele Fahrzeugbesitzer in Deutschland wegen des (im Gegensatz zu den USA) stark ausgeprägten Sozialneids auf eine Typenbezeichnung verzichten, ist man sich bei BMW sicher, dass die Kunden beim Siebener Hybrid vermehrt darauf Wert legen werden, nach außen zu dokumentieren und zu demonstrieren, dass unter dem Blech moderne Technologie steckt.
Da die Markteinführung des ActiveHybrid 7 erst im April 2010 (übrigens zeitgleich mit dem allradgetriebenen ActiveHybrid X6, der als Vollhybride über zwei Elektromotoren sowie eine Nickel-Metal-Hydride-Batterie verfügt und auch rein elektrisch fahren kann) erfolgt, hat sich BMW preislich noch nicht festgelegt. Ein Sprecher gab mit der Einschätzung „ziemlich exakt zwischen Acht- und Zwölfzylinder“ aber schon mal eine Richtung vor.
Ob es wirklich ein Achtzylinder sein musste, um den Hybridantrieb bei BMW erstmals zu installieren? Die Münchner wollten damit ihren Slogan „Freude am Fahren“ auch mit der modernen Technologie kombinieren. Trotz höherer Leistung und besserer Fahrleistungen sind zwei Liter Spriteinsparung gegenüber dem 750i sicherlich bemerkenswert. Mercedes verzichtete bei der hybridisierten S-Klasse auf zwei Zylinder und so manche Pferdestärke. Die 7,2 Sekunden des schwäbischen Dickschiffs bei der Sprintwertung reichen natürlich an die 4,9 [foto id=“112476″ size=“small“ position=“left“]Sekunden des BMW nicht heran, sind aber im Alltagsverkehr ebenfalls aller Ehren wert.
Was jedoch viel stärker zählt, sind die 7,9 Liter auf 100 Kilometer, mit denen der Mercedes S 400 Hybrid typische schwäbische Sparsamkeit demonstriert. Das sind immerhin 1,5 Liter weniger als beim BMW, zumal sich der Schwabe mit Superkraftstoff zufrieden gibt, während die bayrische Luxuslimousine auf das sündhaft teure Super plus ausgelegt ist (allerdings bei Bedarf sogar Normalbenzin verträgt). Eher Sinn macht das Konzept von BMW in der Überlegung, dass 45 Prozent aller ActiveHybrid 7 in die USA verkauft werden, wo die Kunden auf einen Achtzylinderantrieb gesteigerten Wert legen und einen Dieselmotor in einem Pkw (noch) fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Aber gerade beim Selbstzünder hat BMW mit dem 730d und 740d zwei überaus sparsame Modelle im Angebot. Wer weiß, vielleicht kombinieren die Bayern in nicht allzu ferner Zukunft eines dieser Aggregate mit einem Elektromotor zum Diesel-Hybriden…
geschrieben von auto.de/Thomas G. Zügner veröffentlicht am 02.11.2009 aktualisiert am 02.11.2009
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Gast auto.de
November 18, 2009 um 3:18 pm Uhrsparsame Autos interessieren mich schon. Aber auch die Anschaffungskosten sollten "normal" bleiben.
Gerne würde ich in der Firmenflotte einen reinen Elektro-Mini für Stadtfahren mir zulegen.
Helmut Lorenz, Steuerberater in Roth