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BMW erinnert sich seiner Offroad-Wurzeln und gibt dem hauseigenen Einzylinder-Allroundkonzept mit der G 650 GS Sertao einen sportlichen Anstrich.
Sie ist eine Never-Ending-Story der angenehmen Art, die Historie der Einzylinder-Enduro von BMW: Als sie 1993 unter dem Namen F 650 erstmals der [foto id=“402054″ size=“small“ position=“right“]Licht der Zweiradwelt erblickte, war sie das erste BMW-Motorrad mit Kette statt Kardan. Sie verknüpfte die Straße mit leichtem Gelände, war damit die erste Funduro und erstaunlich erfolgreich. Ihr erstes Update erfolgte erst im Jahre 2000 durch die F 650 GS mit dem gleichen Rotax-Motor, nun aber im Berliner BMW-Motorradwerk und nicht mehr bei Aprilia in Italien gefertigt. Auch der nächste Evolutionsschritt 2004 mit Doppelzündung samt neuer Motorsteuerung änderte nichts am Konzept, weshalb sich auch dieses Modell sehr gut bis zum Produktionsende 2007 verkaufte.
Im darauffolgenden Jahr tauchte zwar wieder eine F 650 GS im BMW-Programm auf, doch diese war der straßentaugliche Ableger der F 800 GS und hatte zwei Zylinder. Vor vier Jahren nahm BMW die Produktion der Einzylinder-F wieder auf, allerdings zunächst nur fürs Ausland, da dort die Nachfrage nach einem preisgünstigen Einstieg in die BMW-Welt besonders groß war. Erst seit dem letzten Jahr gibt es auch hierzulande wieder ein Modell, das mit dem gleichen unkomplizierten „Funduro“-Konzept lockt: die G 650 GS mit kräftigem Einzylindermotor, niedriger Sitzhöhe, beherrschbarem Gewicht und leichter Handhabung. Als Everybody’s Darling hat sich die G auf Anhieb am Markt behauptet.
Darauf aufbauend geben die Münchener ihrem Einzylinder-Engagement mit der G 650 GS Sertao eine spür- und sichtbar sportlichere Note. Das [foto id=“402055″ size=“small“ position=“right“]fängt mit der abenteuerlustigen Farbgebung in landestypischem Weißblau mit markanten Sertao-Schriftzügen und einer schwarz-grau gehaltenen Sitzbank an. Schlank, modern und hochbeinig fällt die Silhouette aus, dazu gibt’s ein hohes Windschild, Handprotektoren sowie einen Motorschutz aus Aluminium. Und natürlich bewahrt die Sertao Tradition-gewordene GS-Merkmale wie den asymmetrischen Scheinwerfer und den klassischen Schnabel. Richtig modern ist das neue Cockpit mit rundem Analogtacho und rechteckiger LCD-Anzeige.
Doch nicht optisch unterscheidet sich die Sertao von der braven Basis-G 650 GS, das macht schon die erste Sitzprobe deutlich: Verglichen mit dem Wohlfühlpolster der Standardversion in 780 Millimeter Höhe genießt man auf der schmalen Sertao-Sitzbank den Ausguck aus luftigen 860 mm, wer es noch wilder treiben möchte, findet im Sonderzubehör sogar eine mit 900 mm Höhe. Trotz der knackigen Polsterung sitzt es sich gut und bequem auch auf längeren Fahrten, der Kontakt zum Motorrad bleibt gewahrt und auch der Windschutz hinter der hohen Scheibe kann sich sehen lassen. So gesehen eignet sich die Neue selbst für ausgedehntere Urlaubstrips.
Doch ist das nicht das Haupteinsatzgebiet. Lag der Schwerpunkt der G 650 GS auf Landstraßenbetrieb und leichten Geländeeinsätzen, wurde das Fahrwerk der Sertao auf ernsthafte Offroad-Tauglichkeit hin entwickelt. Dazu [foto id=“402056″ size=“small“ position=“right“]bekam sie zunächst geländetauglich lange Federwege verpasst: Die mit einem Gabelstabilisator ausgerüstete 41er-Telegabel verfügt nun wie die aus Zweiarmschwinge, Zentralfederbein und Hebelumlenkung bestehende hintere Radführung über 210 mm Federweg. Gleichzeitig verlängerte sich der Radstand von 1 477 Millimeter auf 1 484 Millimeter und die Bodenfreiheit wuchs deutlich. Dem höheren Offroad-Anspruch tragen andere Räder Rechnung. Die Sertao rollt auf Drahtspeichenrädern in den für Stollenritter artgerechten Dimensionen von 21 Zoll vorn und 17 Zoll hinten mit den entsprechenden Reifen im Format 90/90 R21 vorn sowie 130/80 R17 hinten.
Mit dieser Auslegung nimmt die BMW nicht nur Feldwege mit losem Geröll souverän unter die Räder, die Qualitäten stellen auch ambitioniertere Offroad-Freunde zufrieden. Erstaunlicherweise geht die Geländegängigkeit kaum zu Lasten des Asphaltbetriebs, denn die deutlich straffere Dämpfung hält Fahrwerksunruhen infolge der längeren Arbeitswege erfolgreich im Zaum. Lediglich am tiefen Eintauchen der Gabel beim Bremsen merkt man die neue Auslegung. Apropos Bremsen: Das auf der Straße absolut empfehlenswerte ABS – als Sonderausstattung ab Werk gegen Zuzahlung von 404 Euro montiert – lässt sich für den Geländebetrieb vom Cockpit aus abschalten. Mit je einer Scheibe vorn und hinten stoppt die Sertao nicht bissig, aber zuverlässig und gut dosierbar.
Keine Unterschiede zur G 650 GS gibt’s beim Antrieb, dem 48 PS starken Einzylinder mit Flüssigkeitskühlung, Kraftstoffeinspritzung, [foto id=“402057″ size=“small“ position=“right“]Doppelzündung und geregeltem Katalysator. Der 652 ccm große Single lässt sich bereits knapp über 2 000 U/min ans Gas nehmen, spontan spricht er auf Vortriebsbefehle an und zeigt ein für Einzylinder sehr kultiviertes Laufverhalten dank der Ausgleichswelle. Unangenehme Vibrationen bleiben dem G-Treiber erspart. Und sollte es einmal pressieren, wäre man mit den am Ende erreichbaren 170 km/h auch schnell genug unterwegs. Der im Heck untergebrachte Tank fasst zwar nur 14 Liter, doch angesichts des bekannt sparsamen Singles sollten Reichweiten von knapp 300 Kilometer möglich sein.
Zum Basispreis von 7 650 Euro gesellen sich noch Zuschläge für das ABS (404 Euro), die Bordsteckdose (20 Euro) und die Heizgriffe (197 Euro) doch dieses Phänomen ist BMW-Kunden nur zu gut bekannt. Nichtsdestotrotz bietet die G 650 GS Sertao ein sehr ansehnliches Paket für diejenigen, die nach einem unproblematischen, leicht zu fahrenden Alltagsmotorrad suchen, sich aber gleichzeitig die Option für herzhafte Geländeabenteuer offen halten möchten. Thilo Kozik/mid
Teststeno BMW G 650 GS Sertao:
Allround-Enduro mit flüssigkeitsgekühltem Einzylinder-Viertaktmotor, vier Ventile pro Zylinder, 652 ccm Hubraum, Bohrung x Hub 100 x 83 mm, Leistung 35 kW/48 PS bei 6 500 U/min, max. Drehmoment 60 Nm bei 5 000 U/min, elektronische Einspritzung, geregelter Kat, Sechsganggetriebe, Kettenantrieb, Stahl-Brückenrahmen, Teleskopgabel vorn, Zweiarmschwinge mit Zentralfederbein hinten, je eine Scheibenbremse vorn und hinten, ABS optional für 404 Euro, Reifen vorn 90/90 R21, 130/80 R17 hinten, Sitzhöhe 860 mm, Tankinhalt 14,0 Liter, Leergewicht 193 kg, Zuladung 187 kg; Höchstgeschwindigkeit 170 km/h, Preis: 7 650 Euro.
geschrieben von auto.de/(rkm/mid) veröffentlicht am 30.01.2012 aktualisiert am 30.01.2012
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