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Nachdem BMW das luxuriöse Reise-Flaggschiff K 1200LT schon rund vier Jahre nicht mehr im Programm hatte, wurde es für ein Nachfolgemodel höchste Zeit. So hat jetzt die 19 900 Euro teure K 1600GT das Licht der Welt erblickt und gleich noch das Schwestermodell GTL für 21 850 Euro zur Seite gestellt bekommen. Beide werden ab 19. März beim Händler stehen. Wie es sich gehört, gibt es optional auch gleich eine Weltneuheit dazu: das erste adaptive Kurvenlicht für Motorräder, das für optimale Ausleuchtung in jeder Fahrsituation sorgt.
Angetrieben werden die beiden Tourer-Dickschiffe mit ihrem 319 Kilogramm bzw. 348 Kilogramm Leergewicht von einem Sechszylinder-Reihenmotor mit 1 649 ccm Hubraum. Laut BMW ist er mit 106 Kilogramm Gewicht der leichteste und dank 55 Zentimetern Breite der kompakteste Sechszylinder bei Motorrädern über einem Liter Hubraum. Als maximale Leistung sind 118 kW/160 PS angegeben, das maximale Drehmoment beträgt 175 Nm, wobei 70 Prozent davon bereits ab 1 500 U/min zur Verfügung stehen.[foto id=“344383″ size=“small“ position=“left“]
Auf der GT ist die Sitzposition aufrecht, da der Lenker breit baut, während bei der GTL die beiden Lenkerenden dagegen weiter nach hinten reichen und die Sitzhöhe mit 75 Zentimetern sechs Zentimeter weniger als bei der GT beträgt: Der Fahrer sitzt hier mehr im Motorrad, zudem ruhen bei der GTL die Füsse von Fahrer und Sozius auf kleinen Trittbrettern. Das Cockpit ist mit Tachometer und Drehzahlmesser als klassische Rundinstrumente sowie einem 5,7-Zoll-Farbdisplay für den Bordcomputer und – wahlweise und gegen Aufpreis – mit dem Display des Navigationssystems sehr umfangreich ausgestattet. Von der aktuellen R 1200RT ist das „Multi-Controller“ genannte Einstellrad am linken Lenkerende übernommen worden, mit dem man die einzelnen Menüpunkte des Bordcomputers durch einfachen Dreh am Rad aufrufen und mit einem Daumendruck einstellen kann.
Die ersten Kilometer erfordern ein gutes Maß an Konzentration, um sich an das bisweilen zaghaft reagierende E-Gas-System und den nicht immer eindeutig zu definierenden Kupplungsschleifpunkt zu gewöhnen. Das üppige Drehmoment des Reihensechsers ermöglicht Fahren, ohne die sechs Gänge allzu oft wechseln zu müssen. Einen Volltreffer haben die [foto id=“344384″ size=“small“ position=“right“]Soundingenieure bei der K 1600GT gelandet: Was da aus den zwei Endschalldämpfern mit je drei Auslasskanälen entweicht, ist richtig kernig. Aus dem Auspuff der GTL ist dagegen eher ein Säuseln zu hören.
Wie es sich für das Flaggschiff in diesem Segment gehört, ist es mit allerhand elektronischen Leistungs- und Fahrwerkseinstellungen ausgestattet. Der Pilot hat beim Fahrmodus die Wahl zwischen den Einstellungen „Rain“, „Road“ und „Dynamic“. Im Rain-Modus wird nicht die volle Leistung zur Verfügung gestellt, der Durchzug ist zurückhaltend, die dynamische Traktionskontrollle greift relativ früh ein, um ein durchdrehendes Hinterrad zu vermeiden. Beim Road-Modus liegt die volle Motorleistung an, der Motor spricht früher, die Traktionskontrolle etwas später an. Eine durchaus sportliche Fahrweise garantiert der Dynamic-Modus, in dem der Fahrerwunsch sofort und direkter erfolgt und der Schleuderverhinderer nochmals später eingreift.
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Als Sonderausstattung (740 Euro) wird für beide Modelle die Elektronische Fahrwerksanpassung ESA in der nunmehr zweiten Generation angeboten. Mittels Knopfdruck am rechten Lenkerende stellt der Fahrer Zugstufendämpfung des [foto id=“344386″ size=“small“ position=“left“]vorderen und hinteren Federbeins sowie die Federvorspannung des hinteren Federbeins ein. Tiefergehendes technisches Grundwissen ist dabei nicht notwendig: Der Fahrer wählt ganz einfach unter den drei Versionen des Beladungszustands „solo“, „solo mit Gepäck“ und „Soziusbetrieb“ und den Fahrwerkscharakteren Comfort, Normal und Sport aus, den Rest erledigt die elektronische Steuerung. Im Komfortmodus gleitet die K 1600 sänftengleich dahin, schont die Bandscheiben und bügelt bei nicht zu flotter Fahrweise Unebenheiten des Straßenbelags zuverlässig aus, kann sich aber bei zu zügiger Gangart etwas aufschaukeln, ohne dabei jedoch dem Fahrer den Schweiss auf die Stirn zu treiben. Die BMW bleibt stets gutmütig. In dem anderen Extrem, dem Fahrmodus Dynamic mit der Dämpfung auf Sport, kann man mit der GT und GTL zwar sehr zügig unterwegs sein, sogar flott durch die Kurven jagen und Überholvorgänge stressfrei erledigen, spürt dann aber doch auf Dauer die Stöße im Rücken. Die ideale Fahreinstellung liegt bei beiden Modellen in der Mitte, wobei die GT durchaus flotter bewegt werden kann, während die GTL bauartbedingt zum geruhsameren Cruisen neigt. Über eine Geschwindigkeitsregelung verfügen allerdings beide bereits ab Werk, genauso wie über Heizgriffe und eine Sitzheizung, die vom Sozius separat geregelt werden kann.
Der bekannte BMW-Duolever für die Vorderradführung sorgt auch bei den K-1600-Modellen für einen Bremsnickausgleich, selbst wenn die mit Fahrer gut 400 Kilogramm zu verzögernde Masse brachial zum Stillstand gebracht werden muss, bleibt das Motorrad dabei gut beherrschbar und spurstabil. Das serienmäßige Teilintegral-ABS hat für die neuen Sechszylindermodelle einen zusätzlichen Drucksensor erhalten, der für noch bessere Dosierbarkeit sorgt. Selbst auf welligen Straßen mit schlechtem Belag lässt sich das gewichtige Motorrad stets sicher und souverän [foto id=“344387″ size=“small“ position=“left“]verzögern. Kaum etwas spürt der Fahrer von der Traktionskontrolle, die für beide Versionen im sogenannten Sicherheitspaket zusammen mit adaptivem Kurvenlicht und Reifendruckkontrolle 850 Euro Aufpreis kostet. Ein durchdachtes Detail sind die links und rechts an der Verkleidung befestigten Windleitflügel, die manuell nach außen geklappt werden können und dann für spürbaren Luftzug in Richtung des Fahrers sorgen. Das Windschild ist elektrisch verstellbar und bei ausgeschalteter Zündung fährt es automatisch nach unten und schützt somit das Navigationssystem gegen Diebstahl. Sinnvoll ist auch die Zentralverriegelung für Koffer, Topcase (serienmäßig bei der GTL) und die zwei kleinen Staufächer in den seitlichen Verkleidungen.
Am Ende der Testfahrten errechnete der Bordcomputer bei der GT einen durchschnittlichen Verbrauch von 5,8 Litern Super auf 100 Kilometer, bei der GTL waren es 6,0 Liter – man kann also im bequemen Fahrersitz ziemlich lange die Kraft der sechs Zylinder geniessen, bis der 24-Liter-Tank (GTL: 26,5 Liter) wieder befüllt werden muss.
geschrieben von auto.de/(ww/mid) veröffentlicht am 18.02.2011 aktualisiert am 18.02.2011
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