Bosch testet in Nordschweden – Für die Sicherheit aufs Eis

Bosch testet in Nordschweden - Für die Sicherheit aufs Eis Bilder

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Die Nacht ist lang. Die Leitung kurz … besser so bei 30 Grad Minus nahe dem Polarkreis. Im Norden Schwedens prüfen Techniker von Bosch die Leistungskraft von Elektrofahrzeugen wie VW e-Golf bis Tesla S. Und bei denen kommt bekanntlich alles auf die Batterien an, die jede Nacht an der Ladestation hängen. Seit knapp zwei Jahren gibt es die Schnelllade-Kabel im Testzentrum auf der Halbinsel Vaitoudden.

Auch sonst fordern diese Antriebe die Ingenieure dort neu: Wo kein Verbrennungsmotor ist, kann auch kein Unterdruck im Bremskraftverstärker aufgebaut werden. Die Lösung der Entwicklerkollegen in Stuttgart ist ein elektromechanischer Bremshelfer, ganz trendig iBooster genannt. Der erreicht alle im normalen Straßenverkehr vorkommenden Bremsmanöver ohne Vakuum, und das System ermöglicht eine nahezu vollständige Rückgewinnung der Bremsenergie. Dass er auch perfekt im Zusammenspiel mit ABS und ESP bremst, haben die Bosch-Ingenieure hier in Nordschweden getestet. Im e-Up feiert der iBooster Premiere.

Was hier funktioniert, läuft überall“, verspricht Bosch-Vorstand Dirk Hoheisel. Wintertestgelände, von denen Bosch noch drei weitere in China, den USA und Japan hat, werden auch bei noch so viel Erprobung am Computer oder in Eiskammern nötig sein. Nur hier gebe es erstens ideale Härtebedingungen, zweitens massig Platz und drittens die Möglichkeit, Prototypen weitgehend ohne Beobachter zu testen.

Am Ende Europas rauschen darum mehr oder minder getarnt Erlkönige über die menschenleeren Straßen. BMW etwa testet dort gerade die Hybrid-Variante seines X5 auf ihre Wintertauglichkeit. Die Bayern setzen neben den elektrischen Antrieben auch stark auf das sogenannte Segeln: Das heißt, dass der Motor auch während der Fahrt gestoppt wird, wenn seine Leistung zum Beispiel bei einer längeren Bergabfahrt gar nicht gebraucht wird. Satellitengestützte Systeme können dann rechtzeitig vor dem nächsten Anstieg wieder erkennen, wann Aggregate anspringen müssen, damit der Fahrer keinen Leistungs- oder Bremskraftverlust erleidet. Dabei helfen zukünftig vermehrt per Mobilfunk oder W-Lan gewonnene Daten aus vorausfahrenden Fahrzeugen, die das Auto auf den Verkehrsfluss abstimmen.

In Vaitoudden kann jede Verkehrssituation nachgestellt werden. Sogar Autobahn, oder City-Gewusel. Automatisches Einparken – auch bei dichtem Schneefall, Spurhalte-Assistenten, wo die Spur kaum zu erkennen ist. Automatische Steuerungen durch den Stau, bei Dunkelheit und auf Eis. Bis Mitte des kommenden Jahrzehntes hält Hoheisel es für technisch möglich, dass ein Assistenzsystem die Insassen eines Autos von der Wohnung über Stadt- und Autobahnverkehr bis zum  Parkplatz vor der Arbeitsstelle bringen kann; selbstständig, ohne dass der Fahrer das noch überwachen muss. Bis dahin müssen Radar, Ultraschall, Videosensoren oder Laser-Systeme im Auto noch besser werden. Die Infrastruktur von vernetzten Ampeln und Parkhäusern bis zu zentimetergenau erfassten Karten wird auch mit Bosch-Hilfe ausgebaut. Und nicht zuletzt müssen auch die Verkehrsregeln solche Technik erlauben. Die Juristen in Firmen, Verbänden, bei Versicherern und Parlamenten knobeln daran schon herum.

Derweil fahren die automatisierten Prototypen schon auf deutschen Autobahnen und schwedischen Eis-Arealen Runde um Runde – auf der Suche nach der Lösung für jede nur denkbare Verkehrssituation. Denn das autonome Auto muss ja auch autonom ausweichen und bremsen. Immer. Überall. Also besser als der menschliche Pilot. „Schließlich kommen jeden Tag auf dieser Welt 3.400 Menschen im Verkehr ums Leben“ so Hoheisel. In neun von zehn Fällen hat dabei ein Mensch versagt. Der Maschine darf das nicht passieren, sagt der Bosch-Vorstand. Sonst wird es nichts mit seiner Vision: „Ein Straßenverkehr ohne Todesfälle.“  

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