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(motorsport-magazin.com) Renault stand vor einer schwierigen, ja sogar riskanten Entscheidung. Sollte man einen erfahrenen Piloten wie Nick Heidfeld als Teamkollegen für Robert Kubica engagieren, der vielleicht mehr WM-Punkte mit nach Hause bringen würde, oder doch auf die Jugend setzen? Geld spielte laut Teamchef Eric Boullier keine Rolle. „Wir wollten einen Fahrer mit starken Ergebnissen.“
Deshalb stand Vitaly Petrov auf der Liste. Der Russe ist immerhin amtierender Vizemeister der GP2. „Wir haben uns für ihn entschieden, weil er den Speed hat. Wir glauben, dass er sich gut schlagen kann“, sagt Boullier. „Natürlich gibt es ein Risiko, weil er ein junger Fahrer ist, aber wir mussten auch an die Zukunft des Teams denken.“ Zudem hilft es natürlich, mit Russland einen neuen Markt anzusprechen.
Einfach wird es Petrov nicht haben. Sein Vorgänger Romain Grosjean kam ebenfalls aus der GP2, seinem Wechsel in die Formel 1 verdankt Petrov überhaupt seinen Vizetitel in der Nachwuchsserie. Trotzdem sieht Boullier bei Petrov eine andere Herangehensweise. „Wir setzen ihn nicht mitten in der Saison ins Auto“, betont er. „Obwohl nur wenig Zeit bis zum Saisonstart ist, wird er genug Zeit haben, um sich vorzubereiten.“ Gleichzeitig vertraue ihm das Team. „Er weiß, dass er das erste Rennen nicht gewinnen muss.“
Die schwierige Aufgabe des Teams ist es, Petrov genügend Testkilometer zu geben, gleichzeitig aber auch Robert Kubica im Auto zu haben, um das Auto weiterzuentwickeln. Angesichts der Testbeschränkungen auf vier Testwochen mit je einem Auto pro Tag ist das keine einfache Herausforderung.
„Das ist sicher nicht ideal“, gesteht Boullier. „Wir werden unser Bestes geben.“ Je nachdem wie gut das Auto ist, werde man dem Entwicklungsplan folgen oder auch nicht. „Vitaly braucht auf jeden Fall Kilometer, das müssen wir ausbalancieren.“ Die ersten beiden Testtage mit dem R30 wird Kubica absolvieren. Am letzten Testtag in Valencia sitzt Petrov zum ersten Mal in seinem Arbeitsgerät – und auch zum ersten Mal in einem Formel-1-Auto.
Etwas mehr F1-Erfahrung hat der dritte Mann: Ho-Pin Tung. Der Chinese könnte Petrov das Leben noch schwieriger machen, wenn er beispielsweise bei seinem Heimrennen in Shanghai als Freitagstester eines der beiden Cockpits erhält, um in einem Freien Training mitzufahren. „Aus kommerzieller Sicht würde ich das nicht machen“, betont Boullier. „Aber es ist eine Frage der Balance.“ Je nachdem wie gut das Auto sein wird, könnte man etwas mehr Flexibilität bei den Freitagsfahrern haben.
Robert Kubica kennt solche Situationen aus der Vergangenheit bei BMW Sauber. Dort mussten er und Nick Heidfeld einige Male Sebastian Vettel Platz machen. Bei Renault hat sich Kubica gut eingelebt. „Seine Präsenz im Team bringt frischen Wind“, sagt Boullier. „Er ist wie ein wissbegieriges, kleines Kind, fragt nach allem, ist sehr fordernd, aber er versteht das Team auch.“ Das könne manchmal anstrengend sein, aber es könne auch Fehler aufdecken.
geschrieben von auto.de/o | Fotos: mspb/Lukas Gorys/Thomas Melzer veröffentlicht am 01.02.2010 aktualisiert am 01.02.2010
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