Brief aus New York: Amerikanischer Luxus und Gegensätze aus Japan

Brief aus New York: Amerikanischer Luxus und Gegensätze aus Japan Bilder

Copyright: Auto-Medienportal.Net/Cadillac

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Gute Stimmung in den Staaten: Die vorläufigen Verkaufszahlen für den Juli weisen nach oben, die Hersteller schwimmen im Geld. Dazu passen die Modelle, mit denen ich mich diese Woche beschäftigt habe: Sie können vor Kraft kaum laufen.

Unter all den amerikanischen Marken, die im vergangenen Jahrzehnt ein erfolgreiches Comeback hingelegt haben, sticht Cadillac besonders heraus. Von anspruchsvoller Werbung bis hin zu einem Portfolio mit geradezu revolutionären Produkten hat sich die GM-Nobelmarke in überraschender Weise profiliert.

Schon bevor die Revolution begann, gab es den Escalade – ein Luxus-SUV, das zwar ursprünglich als Reaktion auf den Lincoln Navigator entstanden ist,[foto id=“518176″ size=“small“ position=“right“] inzwischen jedoch seine Klasse definiert. Das mittlerweile dienstälteste Cadillac-Modell hat einen derartigen Wiedererkennungswert, dass die Marke sich hütet, die sonst durchgängige Nomenklatur mit drei Buchstaben auf ihn anzuwenden. Produktmanager Dave Schiavone sagt, dass man sich allenfalls auf ESC eingelassen hätte – abgeleitet von Escalade. Aber es blieb beim Gedankenspiel.

Obwohl der Markt für die gewaltigen Luxus-Geländewagen nicht wächst, verkauft sich der Escalade gut. Schiavone kündigt an, dass die gerade vorgestellte, jüngste Modellgeneration auf der ganzen Welt eingeführt wird. Mit dem gewaltigen 6,2-Liter-V8? „Es wäre dumm, etwas an dieser Formel zu ändern“,so der Manager – nicht ohne jedoch hinzuzufügen, dass eine Diesel-Variante oder ein V6-Biturbo als Ergänzung denkbar wären. Der Escalade soll im vierten Quartal 2014 nach Europa kommen – und dort in rund 800 Einheiten pro Jahr verkauft werden.

Lincoln in der Identitätskrise

Bei Lincoln, der klassischen Luxusmarke von Ford, ist die Situation bei weitem nicht so rosig; das langweilige Modellprogramm sorgte i[foto id=“518177″ size=“small“ position=“left“]n den letzten Jahren für dürre Verkaufszahlen. Immerhin soll es ein neues, kleines SUV geben, das Ford-Kuga-Derivat MKC; der Navigator erhält statt der V8-Maschine einen V6-Turbo; und das „Black Label“-Paket enthält luxuriöse Zutaten. Aber ohne eine Verankerung mittels einer soliden Limousine und Modelle, die in ihren Segmenten zumindest vorne mitspielen, wird der Stern der Marke weiterhin sinken. Ob sich bei Ford überhaupt noch jemand für dieses Kleinod interessiert?

Ein Markeninsider gesteht ein, dass es an konkurrenzfähigen Produkten fehlt, und verspricht über MKC und Black Label hinaus weitere Neuheiten. Konkretes war indessen nicht zu erfahren, und ich musste an Infiniti denken – jene Nissan-Nobelmarke, deren Chef mir unlängst berichtete, dass der Relaunch einer Luxusmarke ganze Produktzyklen dauern kann.

Der PS-Krieg geht weiter[foto id=“518178″ size=“small“ position=“right“]

Im Gegensatz zu Ford und GM besitzt Chrysler keine amerikanische Luxusmarke – und so konzentriert man sich in Auburn Hills auf Höchstleistung. Gerade hat Dodge das Sportcoupe Challenger Hellcat vorgestellt – mit einem 6,2-Liter-V8, der 717 PS leistet. Damit hat man die Gerüchteküche, die vor Jahresfrist atemlos von gut 600 PS berichtete, gründlich blamiert. Damit besitzt der Challenger ein Leistungsplus von über 100 PS gegenüber seinem direkten Konkurrenten Chevrolet Camaro ZL1. Nicht einmal die Corvette Z06 hat so viel Leistung. Nachdem das Tempo in den USA durchgängig begrenzt ist, bleibt zu hoffen, dass ein paar Exemplare nach Deutschland kommen – wo sie bestimmungsgemäß eingesetzt werden können.

Das komplette Spektrum

Während die Amerikaner dem PS-Krieg frönen, hat sich Nissan noch einmal des GT-R angenommen, den es in seiner aktuellen Modellgeneration [foto id=“518179″ size=“small“ position=“left“]mittlerweile seit einem halben Jahrzehnt gibt. Ich habe mehrere Tage am Steuer dieses Supersportwagens verbracht, der leider nicht mehr als Schnäppchen durchgeht: Für ähnliches Geld gibt es auch einen Jaguar F-Type R, von den amerikanischen PS-Monstern ganz zu schweigen. Die eingeschworene Fangemeinde des Nissan GT-R nennt ihn „Godzilla“ – zu Ehren jener Monsterechse, von der eine ganze Serie japanischer Horrorstreifen handelt.

Als Gegengewicht zu diesen Exzessen bin ich zwei der schwächsten Fahrzeuge gefahren, die in den USA derzeit angeboten werden: Den Mitsubishi Mirage und den Ford Fiesta Ecoboost. Der Vergleich ging restlos zugunsten des Fiesta aus: Der Mitsubishi ist lieblos konstruiert und wirkt ärmlich.

Im Grunde führen sowohl GT-R als auch die Kleinwagen[foto id=“518180″ size=“small“ position=“right“] in die Außenbezirke des automobilen Masochismus: Im einen Fall muss sich der Fahrer äußerster Zurückhaltung befleißigen, um ein extrem starkes Auto gerade noch langsam genug zu fahren, um nicht nachhaltig die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich zu ziehen. Im anderen Fall versucht er verzweifelt, aus einem untermotorisierten Fahrzeug noch ein bißchen Fahrspaß herauszuholen.

Die goldene Mitte war ein Honda S2000 CR von 2008 aus der Fahrzeugsammlung von Honda USA. Es gibt kein perfekteres Auto für eine Wochenendausfahrt. Und für diese Fahrt bin ich sogar nach Kalifornien geflogen.

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