Bruno Spengler: Ein Dutzend Widersacher

(adrivo.com) Die Saison 2007 war nicht frei von Konflikten zwischen Audi und Mercedes. Wie hast du die Stimmung bei den Tests erlebt?

Bruno Spengler: Für mich sind Spannungen relativ normal, denn wir stehen im intensiven Wettbewerb. Die beiden Hersteller investieren Geld und Arbeit in ihr Engagement und wollen gewinnen. In allen professionellen Sportarten gibt es Konfrontationen und Diskussionsstoff.

Im Speziellen gab es für dich einige unangenehme Begegnungen mit Timo Scheider. Habt ihr noch einmal miteinander gesprochen?

Bruno Spengler: Nicht wirklich, aber die Vorfälle aus dem letzten Jahr liegen hinter uns. Wir beide haben noch keinen Urlaub gemeinsam verbracht, und daran wird sich wohl auch nichts ändern (lacht).

Wie bewertest du die Einführung der 2007 vielfach herbeigewünschten Boxenstoppfenster?

Bruno Spengler: Die Boxenstoppfenster tun der DTM gut, denn so wird es für alle, vor allem für die Zuschauer, einfacher, den Rennverlauf nachzuvollziehen. Niemand kann mehr zwei extrem frühe Boxenstopps einlegen, unbemerkt seine Runden fahren und dann am Ende plötzlich ganz vorne sein.

Die ersten ITR-Testfahrten in Mugello liegen hinter dir – wie sind sie für dich in der neuen C-Klasse verlaufen?

Bruno Spengler: Insgesamt gut und interessant – nachdem ich in Estoril erste Tests mit der 2008er C-Klasse hatte, bin ich nun in Mugello zum ersten Mal in meinem eigenen Einsatzauto für die diesjährige Saison gefahren. Aber da ich nur von Montagmorgen bis Dienstagmittag gestestet habe, hatte ich natürlich etwas Pech mit dem Wetter. Die Wetterbedingungen haben sich immer wieder verändert. Es ist schwer, eine Aussage zu treffen, aber Probleme gab es keine; das Auto fühlte sich gut an.

Wie groß war der Nachteil, anders als Paul di Resta und Jamie Green nie unter konstant trockenen Bedingungen gefahren zu sein?

Bruno Spengler: Da haben Bernd und ich schon Pech gehabt, zumal es in der Toskana eigentlich zu erwarten wäre, dass es zumindest einmal einen halben Tag trocken bleibt. Trotzdem war es für mich auch nützlich, im Regen zu fahren und mit dem Auto zu arbeiten, gerade nach einer so langen Pause.

Was war dein genereller Eindruck von der neuen C-Klasse?

Bruno Spengler: Das letzte Mal, dass ich die 2007er-C-Klasse gefahren bin, war im Oktober beim DTM-Saisonfinale in Hockenheim. Deshalb ist es schwer zu sagen, wie sich die beiden Autos im Vergleich anfühlen. Ich hatte auf den ersten Runden ein gutes Gefühl. Mehr werden wir aber wohl erst in Hockenheim wissen.

War die Testarbeit nun mit der nur modifizierten C-Klasse entspannter als 2007 mit dem komplett neuen Fahrzeug?

Bruno Spengler: Im letzten Jahr hatten wir auch aerodynamisch ein komplett neues Auto, insofern hatten wir besonders viel zu tun. Aber insgesamt ist das Arbeitspensum für uns Fahrer das gleiche. Auch im vergangenen Jahr hat sich die Testarbeit für mich nicht besonders von der für 2006 unterschieden.

Wie hast du abseits der Tests deine Winterpause verbracht?

Bruno Spengler: Dieses Jahr war ich leider gar nicht in Kanada. Ich bin in Frankreich geblieben, denn ich habe in Straßburg eine neue Wohnung bezogen – da gab es einiges zu tun. Ich habe neben all dem Fitnesstraining eine schöne Zeit mit Freunden in Straßburg verbracht, vor allem in der Zeit von Weihnachten bis Neujahr.

Trainierst du im Winter nach einem speziellen Fitnessprogramm?

Bruno Spengler: Seit zwei bis drei Jahren absolviere ich während der Saison genauso wie im Winter ein ähnliches Fitnessprogramm, das ziemlich intensiv ist. Im Dezember mache ich eine Pause, von Januar bis März trainiere ich umso intensiver. Dazu muss ich mich gar nicht groß überwinden – ich treibe gern viel Sport, zum Beispiel Tennis, Squash, Laufen oder Fahrradfahren. Zu Beginn der Saison betreibe ich besonders viel Muskeltraining.

Gibt es unter deinen drei Teamkollegen bei HWA jemanden, den du für 2008 besonders fürchtest?

Bruno Spengler: Alle drei Teamkollegen sind eine große Konkurrenz, aber die Konkurrenz kommt vor allem von Audi. Mit den vier Abt-Audi-Fahrern ist zu rechnen, vor allem mit Tom Kristensen und Mattias Ekström. Auch die 2007er-Autos beider Hersteller werden sehr schnell unterwegs sein. Es gibt zwölf bis 13 Fahrer, die Rennen gewinnen und eine große Rolle in der Meisterschaft spielen können.

Was war dein erster Eindruck von Paul di Resta?

Bruno Spengler: Ich habe noch nicht zusammen mit ihm getestet, daher ist es schwer, ihn einzuschätzen. Letztes Jahr hat er jedenfalls eine gute Saison hingelegt. Er kann auf jeden Fall eine Rolle in der Meisterschaft spielen, genauso wie Jamie und Bernd.

Glaubst du, dass Jamie durch die beiden lang ersehnten Siege auch mental deutlich stärker in die Saison gehen wird?

Bruno Spengler: Ich schaue nicht so viel auf die anderen Fahrer, aber Jamie hatte zum Ende der Saison zwei gute Rennen. In Hockenheim hat er aus eigener Kraft gesiegt, in Barcelona hätte unter anderen Umständen wohl ich mit zu den Siegkandidaten gezählt. Auch vor seinen Siegen war er oft stark, hatte aber auch häufig einiges Pech. Bei der aktuellen, starken Leistungsdichte der DTM kein einfacher Job.

Wie bewertest du den Einstieg von Ralf Schumacher?

Bruno Spengler: Es ist gut für die DTM, dass Ralf Schumacher zu uns gekommen ist. Er wird viele neue Zuschauer für die DTM begeistern. Ich traue ihm zu, schnell unterwegs zu sein, denn schließlich hat er auch in der Formel 1 einige Rennen gewonnen und fuhr dort lange Zeit auf hohem Niveau.

Hättest du ihn lieber als Teamkollegen bei HWA gesehen?

Bruno Spengler: Das war nicht meine Entscheidung, aber für mich wäre er ein Teamkollege wie jeder andere gewesen. Wir werden sehen, wie er sich dieses Jahr schlagen wird.

Glaubst du, dass Ralf Schumacher aus Vermarktungssicht ein Muss für die DTM war?

Bruno Spengler: Die DTM bietet auch so eine gute Show und braucht nicht unbedingt einen Formel-1-Fahrer aber er ist mit Sicherheit das i-Tüpfelchen. Man hat auch an Mika Häkkinen und Jean Alesi gesehen, welche Begeisterung sie bei den Fans schaffen.

Dein eigenes Ziel für die kommende Saison sollte klar sein…

Bruno Spengler: Mein Ziel ist auf jeden Fall die Meisterschaft, aber da bin ich nicht der Einzige. Es wird ein harter Kampf, aber ich werde wie in den letzten beiden Jahren alles dafür geben. Ich trainiere hart – und konzentriere mich voll und ganz auf die DTM.

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