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Die Zahl der Bücher über den VW Käfer in den Regalen des mid-Archivs geht in die Dutzende. Kann da ein weiterer Titel zu diesem Thema wirklich noch Erhellendes bringen?
Die jüngste Neuerscheinung des Heel-Verlags aus Königswinter mit dem Titel „VW Käfer – Mythos auf vier Rädern“ fällt schon optisch aus dem Rahmen. Der kartonierte Einband des Querformats weißt eine Öffnung in der Form einer Heckansicht des Käfers auf. Auf die darunter liegende Abbildung des Hinterteils eines „Brezelkäfers“ der ersten Generation ist ein kleiner Schlüssel geheftet, der an einem schwarzen Band hängt. Dabei handelt es sich um das Faksimile des Zündschlüssels für die erste Generation des Käfers. Auf der Innenseite des hinteren Einbands finden sich in einer Lasche ein knappes Dutzend Reprints von Dokumenten aus der Geschichte des Autos, die von den ersten Überlegungen in den späten Zwanzigern des letzten Jahrhunderts bis zur Produktionseinstellung Im Juli 2003 nach 21 529 464 Exemplaren rund 75 Jahre umspannt. Das ist einmalig in der gesamten Geschichte des Automobils.
Was „VW Käfer – Mythos auf vier Rädern“ jedoch wirklich aus der großen Zahl einschlägiger Buchpublikationen herausragen lässt, ist die Art und Weise, wie der Titel diese 75 Jahre in Text und Bild aufrollt. Da entfaltet sich keine akribisch abgefasste Chronik technischer Entwicklungsschritte und Veränderungen, die nun wirklich hinlänglich bekannt sind. Das Buch enthält eine spannende Lesegeschichte, die natürlich die technischen Aspekte nicht schwänzt, aber die historischen Details in den Mittelpunkt stellt. Darin unterscheidet sich das Buch wohltuend von den vielen sicher fleißig recherchierten Titeln, die aber meistens den Eindruck eines zähen Lesestoffs hinterlassen und selten eine Antwort auf die Frage formulieren, warum Autobücher so trocken geschrieben sein müssen.
Denn der Volkswagen war nicht nur einfach ein wichtiges Auto, er schrieb Geschichte, unter anderem auch als Politikum während der Entwicklung eines neuartigen Mobilitätskonzepts des Nationalsozialismus. Er präsentiert sich als herausragendes Symbol der Wirtschaftsgeschichte sowohl vor dem Zweiten Weltkrieg als auch danach. Vor allem rückt das Buch nicht nur Schrauben und Blech in den Mittelpunkt, sondern die Menschen, die hinter dem Auto standen. Die Geschichte liest sich stellenweise wie ein Spannungsroman. Wie beispielsweise Ferdinand Porsche das Projekt organisierte und gegen jeden Widerstand umsetzte. Oder unter welch unglaublichen Fügungen und Glücksfällen Werk und Auto nach dem Krieg wie ein Phönix aus der Asche steigen konnten und zum Symbol des Wirtschaftswunders avancierten.
Erstaunlicherweise bringt auch das Bildmaterial mit den rund 350 Abbildungen so manche Überraschung. Viel zum Verständnis der Käfer-Geschichte trägt auch die Idee bei, neben dem Käfer auch wichtige Wettbewerber zu zeigen. Oder Autos, die ihre Spuren in den 75 Jahren hinterlassen haben, die der Käfer geprägt hat. Somit qualifiziert sich die Geschichte nicht nur für eingeschworene Käfer-, VW- oder Autofans, sondern auch für eine breit angelegte Zielgruppe, die für historische Dokumentationen aufgeschlossen ist. Schließlich hat der Volkswagen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Biografie eines jeden Bundesbürgers ab 20 Jahren einen persönlichen Fußabdruck hinterlassen. 39.95 Euro sind kein geringer Preis, den der Heel-Verlag für „VW Käfer – Mythos auf vier Rädern“ aufruft. Dafür erhält der Käufer jedoch auch einen reellen Gegenwert, alleine durch die Reprints. Ob der Autor Thomas Lang auch in Zukunft so inspirierte Geschichten zwischen zwei Buchdeckel fassen wird, ist allerdings fraglich. Denn seit Anfang des Jahres schreibt er vorwiegend für den Motor-Informations-Dienst. Und das ist gut so.
geschrieben von auto.de/(hs/mid) veröffentlicht am 07.03.2012 aktualisiert am 07.03.2012
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