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Lada, Skoda und Dacia gehören zu den wenigen Automarken, die den Zusammenbruch des Ostblocks überlebt haben. Viele andere Hersteller sind inzwischen längst nur noch verlängerte Werkbänke westlicher oder koreanischer Automobilkonzerne. Dennoch tat sich in der Zeit zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Fall der Mauer in der östlichen Autowelt weit mehr als nur der Bau von Trabant und Co. Andy Thompson wirft in seinem Buch „Autos aus Osteuropa – Von 1945 bis 1990“ einen Blick zurück auf ein spannendes, aber kaum (noch) beachtetes Stück Automobilhistorie.
Zu Beginn waren die meisten Konstruktionen hinter dem damaligen Eisernen Vorhang durchaus auf der Höhe der Zeit, griff doch auch die westliche Autoindustrie nach dem Ende des Nazi-Regimes zunächst auf Vorkriegskonstruktionen zurück. Und gerade Ostdeutschland war vor dem Zweiten Weltkrieg eine Hochburg des Automobilbaus gewesen. So kamen bis 1952 alle BMW noch aus Eisenach. Zumindest in den 50er Jahren konnten die Ost-Pkw technisch durchaus mithalten und auch Exporterfolge in westlichen Ländern feiern. Doch Anfang der 60er Jahre verlor die Branche rasch an Fahrt. Die kommunistischen Regierungen bremsten Entwicklung und Fortschritt. Im Mittelpunkt stand die – zumeist auch noch misslungene – Massenmotorisierung. In Ländern wie Polen, Bulgarien oder Rumänien gab es zunächst kaum oder sogar keine eigenen Hersteller. Vor allem Fiat, aber auch Renault und Citroen leisteten dort Ende der 60er Jahre Aufbauarbeit.
Andy Thompson gelingt es vor allem, die geschichtliche und wirtschaftliche Einordnung der jeweiligen Autoländer, auch wenn sich manches dabei wiederholt und nach einem besseren Geschichtsaufsatz klingt. Dieser Bereich nimmt einen fast ebenso großen Stellenwert ein wie die technische Entwicklung. Fast schon vergessen scheint, dass es neben dem Trabant zum Beispiel auch anspruchsvolle Autos wie die Tatras aus Tschechien gab. Immer wieder schwingt in den Texten Sympathie mit den untergegangenen Marken mit, gleichzeitig verkneift sich der Autor aber auch so manchen süffisanten Kommentar nicht.
„Autos aus Osteuropa“ lebt auch durch seine Vielzahl von zeitgenössischen Fotos. Unter ihnen ragen vor allem die vielen Aufnahmen von Prototypen hervor, die zeigen, welches Potenzial teilweise in den Entwicklungsabteilungen schlummerte, sich aber nicht entfalten durfte. Etwas eigenartig ist allerdings, dass lediglich eine einzige Innenaufnahme im Buch zu finden ist.
Thompson entwirft das Bild einer Industrie, die zwischen eigener Innovationskraft und rigoroser Planwirtschaft nach den durchaus erfolgreichen Anfangsjahren rasche keinerlei Zukunft mehr hatte und fast jahrzehntelang in kleineren modelpflegerischen Maßnahmen verharrte. Das bringt das Buch besonders gut zum Ausdruck. Nach der Lektüre wird auch klar, warum gerade Skoda und Dacia überlebt haben. Andererseits bleibt es das Geheimnis von Autor und Verlag, warum Russland bei der Rückschau komplett ausgeklammert wird, obwohl es der Titel eigentlich auch suggeriert.
„Autos aus Osteuropa – Von 1945 bis 1990“ von Andy Thompson ist im Heel-Verlag erschienen. Das Buch hat 256 Seiten mit rund 400 Abbildungen und kostet 19,99 Euro.
geschrieben von auto.de/(ampnet/jri) veröffentlicht am 11.06.2012 aktualisiert am 11.06.2012
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Gast auto.de
Juni 14, 2012 um 12:52 pm UhrDas ist echt ein tolles Buch mit unglaublich viel Ostalgie 🙂