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Trabant und Tatra stehen nicht nur für vergangene Pkw-Marken, sondern auch für zwei Extreme der osteuropäischen Autoindustrie: der eine ein spartanischer Zweitakter, der andere eine große Reiselimousine mit V8-Heckmotor.
Bernard Vermeylen schenkt nicht nur ihnen in seinem Buch „Autos aus dem Ostblock“ viel Aufmerksamkeit. Dem großen Anspruch des Untertitels („Alle Modelle seit 1945“) wird der Autor gerecht, denn er nennt auch Einzelstücke und die diversen Prototypen, die ihrer Zeit und dem Westen nicht selten sogar ein Stück voraus waren. Ihrer weiteren Entwicklung setzte aber stets die sozialistische Planwirtschaft ein Ende.
Die Neuerscheinung aus dem Delius-Klasing-Verlag bietet eine Fülle an Informationen und vor allem seltenes Fotomaterial. Lobenswert ist der kurze historische Abriss über jedes der autoproduzierenden Länder. Das Buch enthält viele interessante und wenig bekannte Details, so etwa die einst angedachte Kooperation zwischen Wartburg und Škoda, die Montage von Ostblock-Fahrzeugen in Belgien oder den kurzzeitigen Achtungserfolg des Yugo in den USA. Es erinnert zum Beispiel auch an den Wartburg von Irmscher und daran, dass sogar 150 Exemplare des legendären Renault Alpine 110 in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre in Bulgarien gebaut wurden. Vielfach vergessen ist mittlerweile ebenfalls, dass auch die ersten Nachkriegs-BMW nicht in München, sondern noch in Eisenach vom Band rollten, denn immerhin lagen nach dem Zusammenbruch des Nazi-Regimes 30 Prozent der heimischen Auto- und 70 Prozent der Motorradindustrie in Ostdeutschland.
Mit der Perestroika und dem Zusammenbruch des Ostblocks kam für viele Marken entweder das rasche Aus oder das Sterben auf Raten. Wartburg und Moskwitsch, IZH und Oltcit sind verschwunden, und Russlands größter Autobauer Lada kämpft ums Überleben. Nicht jeder hatte soviel Glück wie Dacia, die unter Renault-Ägide seit einigen Jahren zu ungeahnter Stärke erblühte. Noch erfolgreicher überstand natürlich Škoda den Umbruch. Mittlerweile versucht Konzernmutter Volkswagen die Tschechen wieder etwas zu bremsen und stärker auf andere Märkte auszurichten als Westeuropa. Weitgehend ist die osteuropäische Autoindustrie aber inzwischen vor allem zu einem Konglomerat von Fertigungsstätten ausländischer Hersteller von Kia über Fiat bis Opel geworden.
Bernard Vermeylen ist eine Fleißarbeit gelungen, die sich nicht nur an die ältere Lesergeneration wendet und an ein interessantes, aber inzwischen fast vergessenes Kapitel in der Automobilhistorie erinnert. Und er zeigt vor allem eines: Die Autowelt des ehemaligen Ostblocks war viel bunter als der damalige graue sozialistische Alltag vermuten lässt.
„Autos aus dem Ostblock – Alle Modelle seit 1945“ von Bernard Vermeylen ist im Delius-Klasing-Verlag erschienen, hat 288 Seiten mit 225 Farb- und 295 Schwarz-Weiß-Fotos sowie 118 S/W-Abbildungen. Das Buch kostet 34,90 Euro.
geschrieben von auto.de/(ampnet/jri) veröffentlicht am 14.07.2010 aktualisiert am 14.07.2010
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